Die Risse in der Basilika sind mit dem bloßen Auge zu sehen: im Gewölbe, in den Bögen, in der Fassade. Teilweise klaffen sie bis zu 20 Zentimeter auseinander. Auch die Wände neigen sich bereits. Das Ausmaß des Schadens wurde bei der Dachsanierung sichtbar. Glück im Unglück, sagt Pfarrer Bernhard Stiegler: Teile der Stuckdecke hätten jederzeit herunterfallen können, nicht vorzustellen, was hätte passieren können.
Zahlreiche bedenkliche Neigungen und Risse
Nachdem es bereits 1964 zu einem Unfall in der Kirche gekommen war, wurde das Gewölbe verstärkt. Damals sei bei einem Gottesdienst ein Teil eines Wappens ins Kirchenschiff gefallen, berichtet Stiegler. Verletzt wurde niemand, aber der Schock war groß und die Basilika wurde von der Polizei gesperrt.
Die Stahlbetonkonstruktion, die damals zur Gewölbe-Entlastung eingebaut wurde, ist jetzt der Hauptgrund für die Einsturzgefahr. "Inzwischen stützt sie nicht mehr, sondern drückt", so Stiegler. Das umgebende Holz habe im Laufe der Jahre gelitten. Der Dachstuhl werde instabil, weil die Holzbalken morsch und brüchig werden.
Wie Zahnstocher sind sie nun teilweise eingeknickt und angebrochen. In der Folge liegt mehr Last auf der Stahlkonstruktion auf und die wiederum belastet das Gewölbe. Einem Statiker sind zahlreiche bedenkliche Risse und Neigungen in der Bausubstanz aufgefallen.
Die Basilika bleibt bis 2026 gesperrt
Die Kirche wird bereits seit Monaten saniert, nachdem im August 2023 ein Unwetter über Benediktbeuern hinweggezogen war und massive Schäden angerichtet hatte, deren Beseitigung immer noch nicht überall abgeschlossen ist. Damals trafen orkanartige Böen, heftiger Starkregen und tennisballgroße Hagelkörner das Areal.
Damit werden die Sanierungsarbeiten weitere zwei Jahre dauern. Die barocke Anlage zieht jährlich viele Kunst- und Kulturinteressierte aus nah und fern an. Damit sie trotzdem einen Eindruck von der Basilika bekommen können, plant die Kirchenstiftung eine Videopräsentation und Infotafeln.
Spendenaktion für die Sanierung
Rund 6,8 Millionen Euro werden insgesamt für die Sanierung kalkuliert. 3,2 Millionen Euro werde die Versicherung aufgrund des Unwetterschadens tragen, rechnet Verwaltungsleiter Bernd Rosenberger vor. Die statische Sanierung müsse aber die örtliche Kirchenstiftung tragen.
Einen Großteil der Kosten übernimmt das Bistum Augsburg, doch noch rund eine Million Euro bleibt bei der Kirchengemeinde Benediktbeuern hängen. Auch wenn alle Rücklagen aufgebraucht werden und sogar eine Wohnung verkauft werde, würden noch rund 400.000 Euro fehlen, befürchtet Rosenberger. Die Kirchenstiftung will daher eine Spendenkampagne starten und hofft auf Unterstützung für die Wallfahrtskirche.
Deckengemälde von unschätzbarem Wert
Die Basilika ist bekannt für das besondere Ambiente bei Gottesdiensten und Konzerten. Sie wurde zur Zeit des Hochbarocks zwischen 1681 bis 1686 erbaut. Charakteristisch für die Basilika sind die großen Deckenbilder, die ersten bekannten Arbeiten dieser Art von Georg Asam. 1973 erhob Papst Paul VI. das Gotteshaus zur päpstlichen "Basilica minor" und empfahl sie somit als Wallfahrtsort. Aufgrund einer Armreliquie des heiligen Benedikt gilt Benediktbeuern nach Montecassino und Saint-Benoit-sur-Loire als drittwichtigster Benedikt-Wallfahrtsort weltweit.
Das bei der Basilika stehende Kloster Benediktbeuern ist fast 1.300 Jahre alt und beherbergte zunächst Benediktiner. Seit 1930 leben dort Salesianer Don Boscos, die sich weltweit für junge Menschen einsetzen. Neben einer Jugendbildungsstätte gibt es deshalb eine Jugendherberge und ein Zentrum für Umwelt und Kultur.
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