"Es gibt nichts, das allen gefällt" heißt übersetzt der Spruch, der als großer Schriftzug den Speisesaal der Jugendherberge in Regensburg ziert – "non omnibus unum est quod placet". Das passt irgendwie zum Gebäude. Es wurde im Jahr 1936 gebaut und hat kasernenähnlichen Charakter. Das ist typisch für viele Bauten aus der Zeit des Nationalsozialismus.
Jugendherbergs-Gebäude bräuchte Generalsanierung
Bunte Farben und moderne Möbel aus hellem Holz: Der Betreiber, das bayerische Jugendherbergswerk, ist offensichtlich bemüht, den Bau freundlicher erscheinen zu lassen. Trotzdem: Nur eine Generalsanierung könne das Gebäude wieder attraktiv für heutige Gäste machen, erklärt Klaus Umbach, Präsident des Deutschen Jugendherbergswerks in Bayern (DJH). "Wir sehen es auch an den Buchungszahlen, die in Regensburg immer weiter zurückgehen. Andere, modernere Häuser werden deutlich besser angenommen."
Ansprüche der Gäste haben sich verändert
Es gibt noch 5- bis 8-Bettzimmer in der Regensburger Jugendherberge, mit Gemeinschaftswaschräumen auf dem Gang. "Viele Gäste erwarten heute etwas anderes", betont ein Sprecher des Jugendherbergswerks. Um weiterhin attraktiv zu bleiben, seien in einigen Häusern Generalsanierungen dringend nötig, wie in Regensburg oder auch in Berchtesgaden. Beides sind Häuser in touristisch attraktiven Regionen. Auf jeweils 20 Millionen käme eine Sanierung. Zwar hätten sich die Kosten in nur wenigen Jahren amortisiert, aber es seien hohe Kredite nötig, "die uns aber die Banken nicht gewähren", wie das bayerische Jugendherbergswerk in einer Stellungnahme schreibt.
"Es droht das 'Jugendherbergs-Sterben'"
Das bayerische Sozialministerium fördert das Jugendherbergswerk aktuell mit jährlich 1,45 Millionen Euro. Doch dieser Betrag ist seit Jahren praktisch unverändert. "Es droht das 'Jugendherbergs-Sterben'", befürchtet Klaus Umbach. Dabei ist Jugendarbeit eine gesetzliche Pflichtaufgabe.
Das Bayerische Sozialministerium schreibt dazu: "Bei der Investitionskostenförderung von Jugendherbergen handelt es sich um Jugendarbeit. Jugendherbergen sind Orte der Jugendbildung und -begegnung. Sie stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt und damit unsere Demokratie." Seit 2013 seien in Summe insgesamt 7,4 Millionen Euro vom DJH abgerufen worden. "Das hat nach unserem Kenntnisstand dem Bedarf der Jugendherbergen entsprochen", so das Ministerium weiter.
Die Zukunft der Jugendherbergen
Die 1,45 Millionen Euro pro Jahr aus dem Jugendprogramm der Bayerischen Staatsregierung sei die einzige staatliche Förderung, die das Deutsche Jugendherbergswerk Bayern bekomme, so das DJH. Alle anderen laufenden Kosten müssten durch eigene Einnahmen finanziert werden. Knapp 50 Euro kostet eine Übernachtung mit Vollpension durchschnittlich in einer bayerischen Jugendherberge. Ohne größere Unterstützung durch den Freistaat werde mittelfristig die Anzahl der Jugendherbergen sinken oder die Preise steigen. Beides könne keiner wollen, so Klaus Umbach.
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