Die Nachfrage nach bayerischem Spargel ist in diesem Jahr bislang deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Vor allem im Einzelhandel lief es nach Verbandsangaben für die heimischen Spargelbauern im April und Mai nicht so gut. Der Verkauf dürfte insgesamt zehn bis 15 Prozent hinter einem durchschnittlichen Jahr zurückbleiben, sagte Claudia Westner, Vorsitzende des Spargelerzeugerverbands Schrobenhausen.
Weniger Menschen können sich Spargel leisten
Das Wetter sei nicht ungünstig gewesen. Aber mangels Nachfrage könnten die Bauern auch nicht die Preise durchsetzen, die sie eigentlich bräuchten. "Momentan geht es ganz gut", das Wetter spiele mit, in der Gastronomie laufe es, sagte Westner. Aber in einer Woche beginnen in Bayern die Pfingstferien, viele Kunden fahren in Urlaub.
In Franken dürften die Betriebe zwischen zehn und 20 Prozent weniger Spargel verkauft haben, sagte Miriam Adel, Vorsitzende des Spargel-Erzeugerverbands Franken. Vor allem der Absatz im Einzelhandel sei zurückgegangen. Wegen der gestiegenen Lebenshaltungskosten seien die Leute offenbar sparsamer – Spargel sei immerhin das teuerste einheimische Gemüse.
Steigende Kosten – Sinkende Preise
Zum Saisonstart im März lagen die Preise über Vorjahresniveau, aber dann gaben sie nach und sanken zum Teil sogar darunter. Gut für die Verbraucher, schlecht für die Spargelbauern – nach zwei Jahren mit Corona-Beschränkungen für die Erntehelfer und die Gastronomie, und angesichts des starken Anstiegs der Betriebskosten, Energiepreise und Mindestlöhne.
Zum ungewöhnlich frühen Saisonstart im März waren sie noch optimistisch gewesen: "Wir waren super vorbereitet, das Wetter günstig, die Helfer da", sagte Adel. Schon Ende März wurden die ersten Stangen geerntet. Im April wurde es dann plötzlich kühler, in Schrobenhausen lag Schnee, und das bremste nicht nur den Spargel, sondern auch den Appetit der Verbraucher. Aber seit Ende April ist perfektes Spargelwetter.
Stammkunden und Weinfeste helfen
In Franken gibt es dem Verband zufolge viel mehr kleine Betriebe als im niederbayerischen Abensberg oder im oberbayerischen Schrobenhausen. "Der Verkauf ab Hof ist nach wie vor gut", viele Betriebe hätten langjährige Stammkunden, sagte Adel. In Unterfranken fänden jetzt viele Weinfeste statt, "da ist die Gastronomie besser gelaufen". Je nach Betrieb und Region gebe es einige Unterschiede in der Branche.
Spargelbauern im Abensberger Anbaugebiet "enttäuscht"
Auch die Spargelbauern im Abensberger Anbaugebiet im Landkreis Kelheim sind vom schleppenden Absatz ihres Spargels enttäuscht. Wie Petra Högl, Landtagsabgeordnete und 1. Vorstand der Erzeugergemeinschaft Abensberger Qualitätsspargel e. V. auf BR Anfrage am Samstag mitteilt, verzeichnen einige Spargelbauern einen zum Teil "dramatischen" Rückgang beim Verkauf um bis zu 30 Prozent. "Das ist natürlich frustrierend, wenn man so ein gutes Produkt hat wie dieses Jahr und es wird weniger gekauft", sagt Högl.
Da es vergangenes Jahr viel geregnet hat, konnte sich die Pflanze gut erholen und bringe einen sehr guten Ertrag diese Saison. Richtig erklären kann sich Högl den Rückgang beim Verkauf nicht: Verbraucherinnen und Verbraucher setzten vermutlich andere Prioritäten und sparten das Geld aufgrund der unsicheren Lage beispielsweise eher für den Urlaub. Insgesamt sind 16 Betriebe Mitglied in der Erzeugergemeinschaft Abensberger Qualitätsspargel.
Auf den Feldern mit den frühen Spargelsorten ist die Ernte schon abgeschlossen, auf anderen läuft sie noch vier Wochen. Am 24. Juni ist die Saison in Bayern für dieses Jahr vorbei.
Mit dpa-Material.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!