Bayerns erster Wasserstoffzug steht am Augsburger Hauptbahnhof.
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Mitte Dezember 2024 startete Bayerns erster Wasserstoffzug in den zweieinhalbjährigen Testbetrieb mit Passagieren.

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Rückschlag für den Wasserstoffzug: Bayern setzt auf Akku

Rückschlag für den Wasserstoffzug: Bayern setzt auf Akku

Seit Dezember fährt im Allgäu Bayerns erster Zug mit dem alternativen Treibstoff. Dass er dort Zukunft hat, wird aber schon vor Abschluss der zweieinhalbjährigen Testphase unwahrscheinlicher.

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Beinahe festlich war die Stimmung am Augsburger Hauptbahnhof, der Zugführer begrüßte die Gäste an den Türen persönlich und drückte ihnen Infomaterial in die Hand. "Herzlich Willkommen zur Jungfernfahrt des Wasserstoffzuges!", tönte es dann aus den Lautsprechern, als Bayerns erster Wasserstoffzug an einem sonnigen Dezembertag pünktlich vom Bahnsteig abfuhr und damit seine zweieinhalbjährige Testphase im Allgäu einläutete.

Neben der Durchsage war kaum etwas zu hören: Fast geräuschlos gleitet der Zug bis heute dahin, betankt mit Wasserstoff statt Diesel. Statt klimaschädlichem Kohlendioxid stößt er nur Wasserdampf aus, wenn er zwischen Augsburg und Füssen pendelt. Die Zukunft für Bayerns Schienen?

Bayern setzt auf Akku-Züge

Einen Moment lang sah es fast danach aus. Rund zweieinhalb Monate später ist klar: Die neue Antriebstechnologie wird das Schienennetz in Bayern nicht revolutionieren, der Freistaat setzt weiterhin auf Elektrifizierung. Das macht das Verkehrsministerium nach einer Bahnkonferenz in Augsburg mit schwäbischen Landräten und Oberbürgermeistern sowie Bahnunternehmen noch einmal deutlich.

Ausschlaggebend ist dabei ein Gutachten verschiedener Firmen im Auftrag des bayerischen Verkehrsministeriums. Für das habe man verschiedene Varianten untersucht, unter anderem Wasserstofftechnologie, erklärte der schwäbische Bezirksvorsitzende im Bayerischen Städtetag und Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse (CSU) im Anschluss an die Konferenz. "Von Wasserstofftechnologie hat man jetzt Abstand genommen, sie wird nicht mehr zum Einsatz kommen. Für die Zukunft setzt man auf Akku-Züge", so Bosse im Interview.

"Ladeinseln" statt Wasserstoff

Experten kritisieren hohe Kosten und einen schlechten Wirkungsgrad von Wasserstoff. Obwohl der Freistaat 4,3 Millionen Euro für die zweieinhalbjährige Testphase des Wasserstoffzugs zuschießt, hatte sich Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) bereits Ende vergangenen Jahres im BR-Interview für Akku-Züge als günstigere Alternative zu Wasserstoff ausgesprochen. "Erst kommen elektrifizierte Oberleitungen mit Fahrdraht, dann batteriebetriebene Akku-Züge und dann der Wasserstoffzug", so Bernreiter.

Das Problem: Akku-Züge kommen durchschnittlich nur rund 100 Kilometer weit, bis sie an einer Oberleitung aufgeladen werden müssen. In Bayern ist aber bisher nur etwas über die Hälfte des Schienennetzes elektrifiziert, gerade im Allgäu gibt es große Löcher in der Elektrifizierung. Wie das Ministerium jetzt in einer Pressemitteilung bekanntgibt, sollen Teilstrecken elektrifiziert werden, in Oberstdorf, Kempten und Füssen sollen Lademöglichkeiten für Akkus geschaffen werden. Auf diese Weise könnten Züge Streckenabschnitte ohne Oberleitung überbrücken. So könne auch der kostenintensive Aufbau einer Versorgungs- und Betankungsinfrastruktur für Wasserstoff entfallen, schreibt Bayerns Verkehrsministerium.

Testphase läuft laut Betreiber gut

Mit der Testphase des Wasserstoffzugs hat die Entscheidung aber offenbar nichts zu tun. Die laufe nach Plan, erklärt die Bayerische Regiobahn, die den Zug betreibt. "Manchmal muss etwas nachjustiert oder gewartet werden, dann fährt ein Ersatzzug", so eine Sprecherin, "in der Regel fährt der Wasserstoffzug aber täglich nach Fahrplan."

Hersteller Siemens Mobility betont auf Anfrage die Daseinsberechtigung seines Wasserstoffzugs für "Anwendungsfälle, bei denen die Reichweite des Akku-Zuges nicht ausreicht und daher Wasserstoff die richtige Lösung ist". Daneben möchte auch das Wirtschaftsministerium die Technologie noch nicht abschreiben: Man müsse für umfassende Ergebnisse erst den gesamten Testbetrieb abwarten, teilt ein Sprecher mit.

Dieser Artikel ist erstmals am 26. Februar 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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