Max Aicher und Stephan Semmelmayr bei der Talstation des kleinen Liftes
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Max Aicher und Stephan Semmelmayr bei der Talstation des kleinen Liftes

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Behördenposse: Jahrelang keine Genehmigung für kleinen Lift

Behördenposse: Jahrelang keine Genehmigung für kleinen Lift

Dass die Mühlen der Verwaltung gelegentlich langsam mahlen, beklagen viele. Doch dass die Betreiber der Predigtstuhlbahn nun schon seit 2017 vergebens auf eine Betriebsgenehmigung ihres kleinen Sessellifts warten, dürfte dann doch ungewöhnlich sein.

Die denkmalgeschützte Predigtstuhlbahn in Bad Reichenhall wird aufgrund ihres Alters auch die "Grande Dame" der Alpen genannt. Seit 1928 gleiten die beiden roten großen Kabinen nun schon auf den Predigtstuhl. Die Zeitung "Die Welt" hat sie gar einmal zu den zehn spektakulärsten Seilbahnen der Welt gekürt (externer Link, möglicherweise Bezahlinhalt). Doch anders als bei der Kabinenbahn herrscht beim Sessellift des Betreibers Stillstand.

Betriebsgenehmigung für Sessellift fehlt seit Jahren

Ende Oktober 2017 drückte der Eigentümer der Predigtstuhlbahn Max Aicher im Beisein einiger Lokalpolitiker symbolisch den grünen Knopf für die beiden kleinen Einer-Sessellifte auf dem Predigtstuhl, die wieder instandgesetzt wurden. Der eine Lift ist gleich neben der Bergstation, zur Rettung, falls die Bahn ausfällt. Der andere kleine Lift führt auf den knapp 1.700 Meter hohen Hochschlegel. Das zuständige Landratsamt Berchtesgadener Land hatte sogar darauf bestanden, dass oben an der Bergstation eine Toilette gebaut wird, wie Aicher erzählt.

Doch bis heute dürfen keine Gäste befördert werden, es fehlt die Zulassung. Der 90-jährige Aicher meint, es sei schon ungewöhnlich, dass man sich im Berchtesgadener Land herumdrücke, eine Genehmigung für eine einfache Seilbahn zu erstellen. Er wundert sich, warum es überhaupt eine Genehmigung für die Wiederinbetriebnahme braucht. Denn die beiden Lifte gibt es schon seit den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Auf Anfrage teilt das Landratsamt in einer schriftlichen Stellungnahme mit:

"Dem Landratsamt wurde und wird für diese staatlichen Aufgaben zu wenig Personal zur Verfügung gestellt. Hinzu kommt, dass im Antragszeitraum viele aktuelle Themen prioritär zu bearbeiten waren." Landratsamt Berchtesgadener Land

Landratsamt: Aufwendiges Verfahren

Die Behörde erklärt zudem, dass das Verfahren aufwendig sei. Eine Vielzahl von planerischen Unterlagen müssten vorgelegt werden. Mehrere Träger externer Belange müssten angehört und bei Einwendungen nach entsprechenden Lösungen gesucht werden. Um das Verfahren zu beschleunigen, haben die Betreiber zusammen mit dem Seilbahnverband der Behörde vorgeschlagen, einen Anwalt zu bezahlen, der das Landratsamt unterstützt, ohne Erfolg.

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Der kleine Sessellift auf den Hochschlegel

Lift wird intakt gehalten – Es könnte jederzeit losgehen

Auch der Geschäftsführer der Predigtstuhlbahn Stephan Semmelmayr versteht nicht, warum die Genehmigung so lange dauert. Es sei kein neuer Eingriff in die Natur, der Sessellift sei vollkommen intakt. Denn der Lift muss ständig in Schuss gehalten werden, der TÜV war auch schon öfters da. Das seien alles Kosten, beklagt Semmelmayr. Dabei wäre es ein schönes Angebot für Stadt und Region, wenn wir hier einen Nostalgielift betreiben dürften, fügt er hinzu. Und mehr ist es auch nicht. Denn der kleine Lift mit seinen Einer-Sesseln braucht schon ein paar Minuten für den Höhenunterschied von rund 150 Metern, von der Almhütte Schlegelmulde auf den Berg Hochschlegel. Da kann man nur von "Nostalgie" sprechen.

Die Betreiber würden ihn trotzdem gerne wieder in Betrieb nehmen, um zu zeigen, wie es früher einmal war, als auf dem Predigtstuhl noch ein kleiner Skibetrieb herrschte. "Wie fühlt es sich an in einem Sessellift zu sitzen, in dem vielleicht schon meine Eltern oder Großeltern gefahren sind", so Semmelmayr. Laut dem Geschäftsführer ist ein großes Interesse da. Die Retrowelle spüre man ganz stark, gerade in Krisenzeiten. Man habe so viele Anfragen und müsse immer wieder vertrösten. Semmelmayr und Aicher wüssten gerne, wann es nun endlich so weit ist und wann sie auf eine Genehmigung hoffen dürfen, um besser planen zu können.

Nun soll es im Sommer endlich so weit sein

Immerhin hat das Landratsamt nun zugesichert, dass man – wie es heißt – mit Hochdruck daran arbeite, die Genehmigung bis zum Sommer fertig zu haben. Semmelmayr würde es freuen. Denn in ein paar Jahren – 2028 – feiert die Predigtstuhlbahn ihr 100-jähriges Bestehen. Mit ihren roten Gondeln ist sie die älteste Großkabinen-Seilbahn der Welt. Auch das Bergrestaurant spiegelt den Stil der 20er und 50er Jahre wider. Gerade wurde ein kleines Museum oben an der Bergstation eingerichtet. Ziel sei es, ein lebendiges Museum zu schaffen, so Semmelmayr. Und dazu gehört eben seiner Meinung nach auch der kleine Lift.

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Eine der roten Kabinen der Predigtstuhlbahn fährt in die Bergstation ein

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