Im Prozess um die folgenschwere Trunkenheitsfahrt eines Lkw-Fahrers durch ein Wohngebiet in Fürth ist das Urteil gefallen. Der 51-Jährige ist zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt worden. Außerdem muss er seinen Führerschein abgeben. Für eine Dauer von drei Jahren dürfe ihm keine deutsche Behörde eine neue Fahrerlaubnis ausstellen, sagte Richterin Sabine Becker-Jastrow am Amtsgericht Fürth. Er habe sich unter anderem der Gefährdung des Straßenverkehrs, der fahrlässigen Körperverletzung und fahrlässigen Brandstiftung schuldig gemacht.
Bei Fahrt in emotionalem Ausnahmezustand
Die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe von drei Jahren und den Entzug der Fahrerlaubnis gefordert. Die Verteidigung plädierte auf eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und neun Monaten. Das Gericht folgte beim Urteil nicht dem Staatsanwalt, sondern berücksichtigte unter anderem die emotionale Ausnahmesituation des Lkw-Fahrers.
Fahrer hatte Trunkenheit früh gestanden
Der 51-Jährige hatte im Februar in der Fürther Hardstraße ein Bild der Verwüstung hinterlassen. Er war an dem Abend betrunken unterwegs, was er bereits zum Prozessauftakt eingeräumt hatte. Für seine Tat entschuldigte er sich mehrfach. Er habe bereits am Nachmittag des Unfalltages Wodka getrunken, nachdem er erfahren habe, dass seine Frau erneut an Krebs erkrankt sei. Mit knapp drei Prozent Promille Alkohol im Blut war er zur Tatzeit vermindert schuldfähig, hieß es bei der Urteilsbegründung.
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Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
Für ihn sprach unter anderem auch, dass er ein Geständnis ablegte. Das Gericht glaubte dem Mann, der schilderte, dass er eigentlich an dem Abend nicht weiterfahren wollte, aber überraschend den Parkplatz verlassen musste und dann den fatalen Entschluss fasste, trotz der erheblichen Alkoholisierung loszufahren.
Chaosfahrt in Fürth: Verletzte und hoher Sachschaden
Stark betrunken übersah er eine rote Ampel und stieß mit einem Auto zusammen. Aus Verzweiflung und Panik gab er Gas und raste mit bis zu 70 Kilometern pro Stunde durch die enge Fürther Hardstraße. Dabei rammte er mehr als 30 geparkte Autos und drückte sie zum Teil in die Häuser. Einige Fahrzeuge fingen Feuer. Die Flammen griffen auf ein Mehrfamilienhaus über. 16 Bewohner mussten sich über den Hinterhof ins Freie retten. Mehrere Menschen wurden verletzt. Die Staatsanwaltschaft beziffert den Schaden auf etwa 800.000 Euro.
Laut einem im Prozess verlesenen Gutachten, können technische Mängel am Sattelzug als Ursache für den folgenschweren Unfall ausgeschlossen werden. Ein Abbremsen des Lastwagens sei demnach problemlos möglich gewesen, las die Richterin am Montag vor dem Amtsgericht aus dem Gutachten vor.
Einige Betroffene leiden bis heute
Am zweiten Verhandlungstag hatten zunächst erneut Opfer der verheerenden Trunkenheitsfahrt vor Gericht ausgesagt. So auch eine 78-jährige Frau, die sich aus dem brennenden Haus retten musste. Sie rutschte auf einer Leiter aus, als sie versuchte über eine Mauer im Hinterhof zu gelangen, und erlitt Verletzungen am Kopf. Bis heute verfolgen sie die Geschehnisse, berichtete sie vor Gericht.
Sie leide seitdem unter Schlafstörungen und Ängsten und hat nach dem Unfall stark abgenommen. "Mein Enkel sagt zu mir, er wünscht sich die Oma zurück, wie vor dem Unfall", sagte die Zeugin. Monatelang konnte sie nicht in ihre Wohnung zurückkehren. Die Entschuldigung des Angeklagten wollte sie, im Gegensatz zu anderen Geschädigten, nicht annehmen.
Das Gericht betonte zum Schluss, dass von Glück zu sprechen ist, dass nicht noch mehr passiert war, als der 38 Tonnen schwere Lastzug mit viel zu hoher Geschwindigkeit durch die enge Straße donnerte.