Ein Schild mit der Aufschrift "Vorsicht! Berühren des Sicherheitszaunes verboten" ist am Zaun vor der Mauer der Forensisch-Psychiatrischen Klinik in Straubing angebracht
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Ein Schild mit der Aufschrift "Vorsicht! Berühren des Sicherheitszaunes verboten" ist am Zaun vor der Mauer der Straubinger Forensik angebracht.

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BKH Straubing will Sicherheit nach Ausbrüchen stärken

BKH Straubing will Sicherheit nach Ausbrüchen stärken

Nachdem alle vier geflohenen Insassen des BKH Straubing gefasst worden sind, will die Klinik nun ihr Sicherheitskonzept weiter überarbeiten. Die Einrichtung sei sich der Verantwortung bewusst, so der Chefarzt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Nach dem gewaltsamen Ausbruch von vier als gefährlich eingestuften Straftätern aus dem Bezirkskrankenhaus (BKH) Straubing will die Einrichtung weitere Verbesserungsmöglichkeiten im Sicherheitskonzept prüfen. Das teilte der zuständige Bezirk Niederbayern heute mit.

"Wir sind uns unserer Verantwortung um die Sicherheit der Bevölkerung bewusst", sagte der Chefarzt des Bezirkskrankenhauses, Joachim Nitschke. Ihm sei klar, dass das Sicherheitsgefühl vieler Menschen in Straubing und Umgebung unter der Flucht der vier Straftäter gelitten habe. Alle vier geflohenen Insassen wurden zwischenzeitlich aufgespürt und festgenommen.

BKH-Sicherheitskonzept auf dem Prüfstand

Das Sicherheitskonzept der forensischen Klinik soll noch widerstandsfähiger gegen Fluchtversuche gemacht werden. Dazu sei die Klinik in enger Absprache mit dem Amt für Maßregelvollzug, hieß es weiter. Kurz nach der gewaltsamen Flucht der vier Männer am 17. August hatte das BKH Straubing bereits Konsequenzen gezogen: So würden Mitarbeiter Patienten, die als Straftäter untergebracht sind, nur noch zu zweit kontrollieren, wie es hieß.

Nitschke wies in der Mitteilung von heute auch darauf hin, dass im Bezirkskrankenhaus Straubing bereits höchste Sicherheitsstandards herrschten und es im Bundesdurchschnitt zu sehr wenig Lockerungsmissbräuchen oder Ausbrüchen komme. Der Straubinger Chefarzt äußerte sich außerdem erleichtert darüber, dass nun alle vier geflüchteten Insassen gefasst wurden.

Fahndung lief laut Polizei "hervorragend"

Das Polizeipräsidium Niederbayern bewertete die Fahndung nach den vier Straftätern abschließend als "sehr erfolgreich". Auch die internationale Zusammenarbeit habe gut funktioniert. Sie "verlief sowohl polizeilich als auch justiziell reibungslos und kann als hervorragend bezeichnet werden", hieß es aus dem Polizeipräsidium. Zwei der entflohenen Männer waren in Österreich, zwei in der Türkei aufgegriffen worden.

Gefasste Straftäter nicht zurück im Maßregelvollzug

Zurück im Straubinger BKH ist keiner der Straftäter. Die beiden in Österreich gefassten 28-jährigen Deutschen sitzen noch in österreichischer Haft. Einem davon könnte wegen dort begangener Straftaten ein Prozess im Nachbarland drohen.

Beim 27-jährigen Kosovaren werde eine Abschiebung aus der Türkei geprüft. Der 31 Jahre alte Bosnier wurde bereits aus der Türkei abgeschoben und sitzt momentan in einem deutschen Gefängnis ein.

Die vier Männer hatten sich sich aufgrund von Eigentums- und Betäubungsmitteldelikten im Maßregelvollzug befunden. Nun könnten ihnen längere Freiheitsstrafen drohen. Ihnen wird unter anderem Geiselnahme vorgeworfen: Sie hatten einen Klinikmitarbeiter in Straubing angegriffen und mit dem Tode bedroht, um die Öffnung der Pforte zu erzwingen. Der Mitarbeiter überlebte, wurde aber verletzt. Als Waffe soll eine Schere im Spiel gewesen sein.

2023: Straftäter kehren nicht von Freigang zurück

Erst im Dezember vergangenen Jahres gelang zwei suchtkranken Straftätern die Flucht aus der geschlossenen Klinik. Die beiden waren von einem Freigang nicht zurückgekehrt. Das BKH hatte damals nicht öffentlich nach den Straftätern gefahndet. Erst durch die Nachfrage von Journalisten wurde der Fall damals publik. Als Grund gab die Klinik an, dass von den Straftätern keine Gefahr für die Bevölkerung ausgehe. Damals wurde der Bezirk Niederbayern für den intransparenten Umgang mit der Öffentlichkeit kritisiert.

BKH als Hochsicherheits-Einrichtung geplant

Im Bezirkskrankenhaus Lerchenhaid bei Straubing werden psychisch kranke und suchtkranke Straftäter verwahrt und behandelt. 230 Therapieplätze stehen dafür zur Verfügung. Es gelten strenge Sicherheitsmaßnahmen: "Hierzu wird im BKH Straubing ein speziell für den Maßregelvollzug ausgebildeter Sicherheitsdienst eingesetzt", heißt es auf der Homepage des BKH Straubing. Ziel sei es, unter möglichst geringer Einschränkung für die Patienten eine größtmögliche Sicherheit für Mitarbeiter und Allgemeinbevölkerung zu erreichen. Laut eigener Aussage würden "gute bauliche Voraussetzungen und modernste Sicherheitstechnik" zusätzlich dafür sorgen, "dass das BKH Straubing zu den sichersten forensischen Einrichtungen zählt".

In den 1980er Jahren war der Bau einer Forensik in Lerchenhaid nur unter der Auflage strenger Sicherheitsmaßnahmen genehmigt worden. Lockerungen wie Freigänge waren ursprünglich nicht vorgesehen. Vor rund fünf Jahren erstritt ein Rechtsanwalt erstmals Freigang für einen Patienten des BKH Straubing.

Nach Straubing kommen unterzubringende Personen aus den Landkreisen Kelheim, Landshut, Straubing-Bogen, Dingolfing-Landau, Rottal-Inn sowie aus den Städten Landshut und Straubing.

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