Die Maschine der Swissair, die 1957 über dem Bodensee abgestürzt war.
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Die Maschine der Swissair, die 1957 über dem Bodensee abgestürzt war.

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Bodensee: Menschliche Überreste bei Flugzeug-Bergung entdeckt

Bodensee: Menschliche Überreste bei Flugzeug-Bergung entdeckt

Ein Trainingsflug, 1957: Neun Menschen sind an Bord der Swissair-Maschine. Laut Augenzeugen gerät die Maschine ins Trudeln und stürzt ab. Jetzt hat ein Bergungsteam menschliche Überreste im Bodensee gefunden. Es könnte sich um einen Insassen handeln.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Ein Tauchroboter steuert in 210 Meter Tiefe vorbei an einem Flugzeug-Wrack. Sand und Dreck wirbeln vom Bodenseegrund auf und verdecken die Sicht. Auf den Bildern des Roboters ist aber deutlich der Propeller mit zwei roten Streifen zu erkennen. Einige Muscheln haben sich darauf festgesetzt. Es ist der linke Motor der Swissair-Maschine vom Typ DC-3.

Flugzeug mit neun Männern an Bord stürzt ab

Das Flugzeug war laut Unfallbericht am 18. Juni 1957 um 8.57 Uhr vom Flughafen Zürich-Kloten zu einem Trainingsflug aus gestartet. Ein erfahrener Pilot steuert die DC-3. An Bord sind insgesamt neun Männer. Über dem Schweizer Bodensee-Ufer gerät die Crew der zweimotorigen Propeller-Maschine gegen 10.20 Uhr in Schwierigkeiten.

Nach Angaben von Augenzeugen war die Maschine 1.000 bis 3.000 Meter über dem See. Möglicherweise gab es aufgrund niedriger Geschwindigkeit einen Strömungsabriss. Jedenfalls trudelte das Flugzeug den Augenzeugen zufolge in Richtung Wasseroberfläche. Es zerschellte vor Arbon und versank. Der Unfallbericht hält fest: Alle neun Besatzungsmitglieder kamen ums Leben.

Unfallursache seit knapp 70 Jahren ungeklärt

Am Tag darauf begann eine mehrmonatige Bergungsmission. Tauchroboter gab es zu dieser Zeit noch nicht. Im Juli 1957 kommen eine 2,8 Tonnen schwere Tauchkugel mit riesigen Scheinwerfern und Greifarmen und eine Unterwasserkamera zum Einsatz. So wird das Wrack auf dem Seegrund schließlich gefunden. Die Tragflächen, das Heck und der rechte Motor können geborgen werden. Die Unfallursache wird aber nie abschließend geklärt.

Menschliche Überreste an Flugzeug-Wrack entdeckt

Der Schiffsbergeverein Romanshorn wollte jetzt eigentlich den am Grund verbliebenen Motor bergen, um ein "Denkmal für die Verstorbenen zu errichten und zur weiteren Klärung der Unfallursache beizutragen", wie der Verein erst Anfang des Monats mitgeteilt hat. Ziel ist auch, die Trümmerteile hochzuholen, bevor sie vollends von der invasiven Quagga-Muschel besiedelt sind und damit quasi unsichtbar werden.

Im vergangenen Jahr hatte der Verein bereits versucht, den historischen Dampfer "Säntis" aus dem Bodensee zu bergen, der ganz in der Nähe des Flugzeugs am Grund liegt. Bei Arbeiten an dem Flugzeug-Wrack in 210 Meter Tiefe entdeckte das Team mit dem Tauchroboter nun menschliche Überreste.

Vermisste Besatzungsmitglieder: "Moral vor Recht"

Wie Vereinspräsident Silvan Paganini BR24 sagte, stammen die Überreste möglicherweise von Opfern des Unglücks. Vier der neun Besatzungsmitglieder konnten nach Angaben des Vereins bis heute nicht geborgen werden. Aus Respekt gegenüber den Opfern und ihren Familien nennt der Verein keine weiteren Details zu dem Fund. Eine Probe wurde aber geborgen und den Behörden übergeben.

Die Bundesanwaltschaft in Bern hat nach eigenen Angaben ein Verfahren eröffnet. Es soll untersucht werden, ob es sich tatsächlich um menschliche Überreste handelt und ob sie einem der Insassen zugeordnet werden können. Die Ergebnisse stehen noch aus. Aus Pietätsgründen will der Verein die Teile des Flugzeugs vorerst noch nicht bergen und sich davor mit den Hinterbliebenen der Opfer austauschen. Paganini sagte, jetzt gehe Moral vor Recht.

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