Ein dickes Plus für die SPD, Verluste für CSU und Grüne: Zweieinhalb Wochen vor der Bundestagswahl gibt ein neuer BR-BayernTrend ein aktuelles Stimmungsbild im Freistaat. Wenn schon an diesem Sonntag gewählt würde, käme die CSU demnach auf nur 28 Prozent - acht Prozentpunkte weniger als im Juli.
Sollte das tatsächliche Wahlergebnis am 26. September ähnlich ausfallen, wäre es der schlechteste Wert der CSU bei einer Bundestagswahl überhaupt. Bei einer ähnlichen Wahlbeteiligung wie 2017 lägen die Christsozialen damit auf Bundesebene unter der Fünf-Prozent-Hürde. Der Einzug in den Bundestag sollte für die CSU trotzdem kein Problem sein, da die Partei einen Großteil der Direktmandate in Bayern holen dürfte. Bisher lag die CSU einzig 1949 mit 29,2 Prozent unter der 30-Prozent-Marke.
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Grüne bei 16 Prozent
Die Grünen, die im BayernTrend vor zwei Monaten noch mit Abstand zweitstärkste Partei im Freistaat waren, liegen jetzt bei 16 Prozent, wie die repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap ergab.
Das sind zwei Punkte weniger als im Juli. Zwar würden sich die Grünen gegenüber der Wahl 2017, wo sie einstellig waren, mit einem solchen Resultat deutlich verbessern. In der Umfrage sind aber die Sozialdemokraten wieder an ihnen vorbeigezogen.
SPD großer Gewinner des neuen BayernTrends
War die SPD im Juli mit 9 Punkten noch im Umfragetief, so legte sie seither um 9 Punkte zu und kommt jetzt auf 18 Prozent. Das Ergebnis der Bundestagwahl 2017 war mit 15,3 Prozent ein historischer Tiefpunkt für die bayerischen Genossen.
Die FDP verbessert sich bei der Sonntagsfrage um einen Punkt auf 12 Prozent (2017: 10,2). Die AfD liegt unverändert bei 10 Prozent und damit unter ihrem Wahlergebnis von 2017, als sie in Bayern 12,4 Prozent der Stimmen erhielt.
Die Freien Wähler sieht die Umfrage im Freistaat bei 7 Prozent (+1). Bei der Bundestagswahl 2017 hatte die Partei lediglich 2,7 Prozent erreicht. Die Linke verliert einen Punkt auf 3 Prozent (2017: 6,1). Alle anderen Parteien kämen derzeit zusammen unverändert auf 6 Prozent.
Jüngere Wähler könnten sich vor der Wahl noch umentscheiden
Allerdings könnte das tatsächliche Wahlergebnis am Abend des 26. September durchaus anders aussehen. Drei von zehn Bayern mit einer konkreten Parteipräferenz (30 Prozent) geben an, dass sich die Entscheidung, wo sie ihr Kreuz machen wollen, noch ändern kann. Insbesondere viele 18- bis 39-Jährige (39 Prozent) können sich vorstellen, dass sie sich noch umentscheiden.
Dagegen steht bei den Wählern ab 65 Jahren für 81 Prozent so gut wie fest, für welche Partei sie stimmen werden, wie die Umfrage ergab. Im Durchschnitt aller Altersgruppen sind es 69 Prozent.
Das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap verweist darauf, dass die Sonntagsfrage "aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten" messe. Der Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung sei erst am Wahlsonntag abgeschlossen. Rückschlüsse auf den späteren Wahlausgang seien damit nur bedingt möglich. "Zum einen legen sich immer mehr Wähler kurzfristig vor einer Wahl fest, zum anderen hat die Bedeutung der letzten Wahlkampfphase mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und taktischen Wählern durch die Parteien zugenommen."
Nur noch jeder Dritte will unionsgeführte Bundesregierung
Die neue Bundesregierung sollte nach Meinung von jedem dritten bayerischen Wähler (34 Prozent) von der Union geführt werden. Vor zwei Monaten war diese Präferenz noch deutlich stärker verbreitet: Damals wünschten sich 47 Prozent ein Bündnis mit CDU und CSU an der Spitze. Um 13 Punkte gestiegen ist der Anteil derer, die auf eine SPD-geführte Koalition setzen: 28 Prozent hoffen darauf. Eine Regierung unter Führung der Grünen befürworten unverändert 13 Prozent. Jeder Vierte (25 Prozent) hat dazu weiterhin keine Meinung oder gab keine Antwort.
Besonders viel Zuspruch findet eine unionsgeführte Regierung mit 41 Prozent bei Senioren ab 65 Jahren - eine Koalition unter Führung der SPD kommt hier auf 33 Prozent, ein Bündnis mit den Grünen an der Spitze gerade einmal auf 7 Prozent. Bei den 18- bis 39-Järigen dagegen liegt eine unionsgeführte Koalition mit 26 Prozent gleichauf mit einer Regierung unter Leitung der Grünen.
Grafik: BR-BayernTrend zur Bundestagswahl
Inhalte und Positionen für die Mehrheit ausschlaggebend
Für mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten (53 Prozent) mit einer Parteipräferenz sind für ihre Entscheidung politische Inhalte und Positionen ausschlaggebend. Am Spitzenkandidaten oder der Spitzenkandidatin allein richtet jeder Zehnte (10 Prozent) sein Kreuz auf dem Stimmzettel aus. Für jeden Dritten (33 Prozent) sind Spitzenkandidat und politische Positionen gleichermaßen entscheidend.
Wichtigstes politisches Problem in Deutschland ist nach Meinung der bayerischen Wahlberechtigten weiterhin der Umwelt- und Klimaschutz: 44 Prozent nennen ihn an erster oder zweiter Stelle (+8 Punkte). Mit deutlichem Abstand folgen Zuwanderung (21 Prozent, +1) und soziale Ungleichheit (19 Prozent. +1). Corona steht nur noch für 14 Prozent am stärksten im Blickpunkt (-6 Punkte).
- Zum Artikel: BR-BayernTrend: Klima, Zuwanderung, Ungleichheit als Hauptthemen
Direktwahl: Scholz überflügelt Laschet
Auch bei der Frage, für wen die Bayern im Fall einer Direktwahl des Bundeskanzlers oder der Bundeskanzlerin stimmen würden, hat sich das Stimmungsbild deutlich geändert: Währen im Juli gegen den Bundestrend noch Unions-Kandidat Armin Laschet im Freistaat die Nase vorn hatte, so würden ihn aktuell nur noch 18 Prozent unterstützen - ein Minus von 15 Prozentpunkten. Für Olaf Scholz von der SPD ging es dagegen 17 Prozentpunkte nach oben auf 39 Prozent. Für Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock würden sich 13 Prozent entscheiden (-2 Punkte). Unverändert 30 Prozent haben keine Präferenz oder machen keine Angaben.
Deutlich zulegen kann Bundesfinanzminister Scholz auch bei den persönlichen Zustimmungswerten: 57 Prozent in Bayern sind mit seiner politischen Arbeit zufrieden (+17 Punkte). CSU-Chef und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder kommt bei der Politikerzufriedenheit mit 63 Prozent zwar weiterhin auf den höchsten Wert unter den abgefragten Politikern, büßte aber gegenüber Juli 7 Punkte ein.
- Mehr zur Zufriedenheit mit Politikern und den Präferenzen bei der Direktwahl lesen Sie hier.
Der BR-BayernTrend
Für den BR-BayernTrend befragte das Meinungsforschungsinstitut infratest dimap von 2. bis 6. September 1.195 Wahlberechtigte in Bayern. Es handelt sich um eine repräsentative Zufallsauswahl, die Befragung erfolgte mit Telefon- und Online-Interviews.
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