Auf das seit Mitte Mai bestehende Pro-Palästina-Camp auf dem Professor-Huber-Platz vor der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) ist in der Nacht von Donnerstag auf Freitag ein Brandanschlag verübt worden. Ein Video auf sozialen Plattformen zeigt einen Mann, der eine Fahne vor dem Camp anzündet. Die Flammen breiteten sich durch einen verteilten Brandbeschleuniger rasch auf aufgestellte Schilder und Plakate aus. Der Täter entfernte sich zu Fuß.
26-jähriger Münchner dringend tatverdächtig
Die Flammen griffen laut Polizei nicht auf Zelte über, verletzt wurde niemand. Es sei ein Schaden von mehreren Hundert Euro entstanden. Die Polizei nahm kurz darauf den mutmaßlichen Täter fest. Es handelt sich um einen 26-jährigen Münchner.
Die Ermittlungen hat die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus bei der Generalstaatsanwaltschaft München übernommen. Wie die Behörde mitteilte, wird dem mutmaßlichen Täter "Sachbeschädigung durch Brandlegung" zur Last gelegt. Die Generalstaatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen, weil sie von einem muslimfeindlichen Tatmotiv ausgeht. Der Beschuldigte wurde auf freien Fuß gesetzt, da nach Auffassung der Behörde keine Voraussetzungen für einen Haftbefehl vorlagen.
Protestcamp stand seit Mai
Etwa 100 Teilnehmende hatten das Protestcamp im Mai vor der Universität eingerichtet. Sie wollten damit unter anderem gegen das Vorgehen der israelischen Armee in Rafah im Gazastreifen protestieren. Ende Mai waren es laut Polizei noch rund 20 Teilnehmer.
Der Antisemitismus-Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Ludwig Spaenle, äußerte sich kritisch über den Anschlag: "Gewaltanwendung gegen eine friedliche Kundgebung der Meinung wie mit diesem Brandanschlag ist grundsätzlich nicht hinzunehmen. Es ist gut, dass der mutmaßliche Täter gefasst werden konnte."
Im Video: Brandanschlag auf Protest-Camp
Studierendenvertretung sieht "terroristische" Absicht
Die Studierendenvertretung der LMU bezeichnete den Brandangriff gar als "terroristischen Anschlag", der im Kontext einer Welle von rechter, anti-palästinensischer und rassistischer Hetze stehe. Studierende in dem pro-palästinensischen Protestcamp sähen sich immer wieder Drohungen, Beleidigungen und Angriffen ausgesetzt. Es gebe steigenden Hass gegen Palästinenser und Palästina-solidarische Meinungsäußerungen, so die Studierendenvertretung.
Stadt wollte Protestcamp an der Uni verhindern
Aus Angst vor massiven Störungen des wissenschaftlichen Betriebs hatte das Kreisverwaltungsreferat durch einen Bescheid verhindern wollen, dass das Camp in unmittelbarer Nähe zur Uni errichtet werden darf. Doch zunächst hob das Münchner Verwaltungsgericht den Bescheid auf, dann wurde die Beschwerde der Stadt beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof verworfen.
Mit Informationen von dpa
Anm. d. Red.: In einer früheren Version hieß es fälschlicherweise Geschwister-Scholl-Platz. Richtig ist Professor-Huber-Platz.
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