In der niederbayerischen Gemeinde Marklkofen entscheiden die gut 3.000 Wahlberechtigten bei einem Bürgerentscheid am Sonntag über den geplanten Bau eines Windrads. Ein örtlicher Unternehmer will mit dem eigenen Windrad seine Energiekosten senken und den Betrieb konkurrenzfähig für die Zukunft machen. Eine neu gegründete Initiative hat mit 425 Unterstützerunterschriften einen Bürgerentscheid herbeigeführt und will den Bau verhindern.
Windrad soll klimaneutralen Strom liefern
Es geht um ein knapp 250 Meter hohes Windrad, das die Ziegelei Gima auf dem eigenen Betriebsgelände am Ortsrand von Marklkofen plant. Der Betrieb beschäftigt am Stammsitz in Marklkofen gut 300 Menschen und zählt zu den beiden mit Abstand größten Gewerbesteuerzahlern in der Kommune.
Ein weltweit operierendes, mittelständisches Traditionsunternehmen, das moderne Ziegel, Klinker und Fassaden herstellt - aber auch noch handgeschlagenen Ziegel fertigt, die aktuell zum Beispiel bei der Renovierung der Frauenkirche in München und am Kölner Dom verbaut werden. Ein sehr energiehungriges Unternehmen, das im Jahr rund 20 Millionen Kilowatt Strom verbraucht.
Schon jetzt wird ein Teil des Stroms vom Unternehmer selbst durch Solarkraft erzeugt. Die Hälfte des gesamten Verbrauchs von 20 Millionen Kilowattstunden soll künftig das eigene Windrad klimaneutral liefern. Doch dagegen wurde ein Bürgerbegehren eingereicht. Am Sonntag kommt es zum Bürgerentscheid.
Bürger-Initiative sorgt sich um Landschaftsbild
Die neu gegründete Initiative "Lieblingsplatz Vilstal" hat die für ein Bürgerbegehren notwendigen Unterstützerunterschriften gesammelt. Die Kritiker machen sich vor allem Sorgen um das Landschaftsbild. Die beiden Initiatoren wollen namentlich nicht genannt werden und wollten sich auch im BR nicht äußern. In einer schriftlichen Erklärung führen die Gegner des knapp 250 Meter hohen Windrades an: "Aufgrund seiner gewaltigen Größe wird dieses Bauwerk aus unserer Sicht das Landschaftsbild stark prägen und könnte die Erholungs- und Lebensqualität in dieser wertvollen Region beeinträchtigen."
Viele Unterstützer des Bürgerbegehrens hätten ganz individuelle, persönliche Sorgen und Befürchtungen - und seien sie subjektiver Art, heißt es weiter. Das Bemerkenswerte: Die Initiative operiert hauptsächlich über ihre Website. Dennoch hatten die Initiatoren die für ein Bürgerbegehren notwendigen 425 Unterschriften relativ schnell gesammelt. Ohne beispielsweise Plakate geklebt zu haben.
Bürgermeister: Einwohner sollen zur Abstimmung gehen
Firmenchef Claus Girnghuber hatte von Anfang an versucht, die Menschen in Marklkofen beim Thema Windrad mit einzubeziehen. Schon vor zwei Jahren hat er für Interessierte eine Busfahrt zum nächstgelegenen größeren Windrad in Weihbüchl bei Landshut organisiert. "Um den Menschen die Angst vor dem Windrad zu nehmen", so der Unternehmer. Er verweist darauf, dass alle emissionsschutzrechtlichen Vorgaben eingehalten werden. Das Windrad sei einen Kilometer von der geschlossenen Wohnbebauung in Marklkofen entfernt.
Der Betrieb mit gut 300 Beschäftigten brauche den klimaneutralen sowie billigen Strom, um konkurrenzfähig zu bleiben. In den USA, dem aktuell größten Exportmarkt des Unternehmens, betrage der Strompreis aktuell ein Viertel. Auch der Gemeinderat hat sich mit deutlicher Mehrheit für das Windrad ausgesprochen und parallel zum Bürgerbegehren ein Ratsbegehren auf den Weg gebracht, über das am Sonntag ebenfalls abgestimmt wird.
Bürgermeister Peter Rauscher (CSU) appelliert an die Wahlberechtigten, am Sonntag zur Abstimmung zu gehen. "Das wird mit die wichtigste Wahl in Marklkofen für die kommenden Jahrzehnte sein", so der Rathauschef im BR-Interview. Es gehe um die Zukunft und den Wohlstand der Gemeinde.
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