Unzählige Besucher der Wiesn sind am 22.09.2024 vom Riesenrad aus zu sehen.
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Corona, Erkältung, Grippe: So viele sind nach der Wiesn krank

Corona, Erkältung, Grippe: So viele sind nach der Wiesn krank

Sind der Wiesn-Katarrh oder die Wiesn-Grippe, also Atemwegserkrankungen, die vermehrt kurz nach einem Oktoberfest-Besuch auftreten, wissenschaftlich belegte Phänomene? Was ein Infektiologe dazu sagt und was Statistiken zeigen - die aktuelle Lage.

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

O'zapft is! Und jedes Jahr dasselbe: Millionen Menschen schunkeln, tanzen und singen auf engstem Raum. Meist nicht unter freiem Himmel, sondern in Bierzelten. "Ein idealer Ausbreitungsort für Atemwegserkrankungen", sagt Christoph Spinner, Infektiologe am Klinikum rechts der Isar, im BR-Interview. Für ihn gibt es diesen sogenannten "Wiesn-Effekt", also ansteigende Infektionszahlen kurz nach dem Oktoberfest.

Doch wie ist die aktuelle Lage in München und in ganz Bayern? Gibt es derzeit besonders viele Krankheitsfälle mit Atemwegserkrankungen?

Abwassermonitoring: Virenlast in Bayern - gemessen an 30 Standorten

In Bayern gibt es etwa 30 Standorte, an denen das Abwasser auf seine Virenlast überprüft wird. Laut diesem sogenannten "Abwassermonitoring" steigen insbesondere die Werte beim Coronavirus in München und Bayern derzeit an, wie die veröffentlichten Daten (externer Link) zeigen. Die Virenlast im Abwasser ist ein guter Indikator, wie sich das Infektionsgeschehen entwickeln wird. Steigen die nachweisbaren Viren bzw. Virenbestandteile im Abwasser, steigen auch - mit leichter Verzögerung - die Infektionszahlen.

Atemwegserkrankungen nach der Wiesn - Zahlen des Münchner Gesundheitsreferats

Laut dem Münchner Gesundheitsreferat liegen die meldepflichtigen Atemwegserkrankungen mit Influenza- und Coronaviren "derzeit in der Gesamtschau auf einem mit dem Vorjahr vergleichbaren und jahresüblichen Niveau". In der letzten Vor-Wiesn-Woche waren in München 156 (2023: 199) Corona-Fälle und zwei (2023: sieben) Influenza-Fälle gemeldet. In der ersten Wiesn-Woche gab es dann 242 (2023: 252) Corona-Fälle und acht (2023: 15) Influenza-Fälle. Und in der zweiten Wiesn-Woche waren es 245 Corona-Fälle (2023: 439) sowie acht (2023: sechs) Influenza-Fälle. Vom ebenfalls inzwischen meldepflichtigen RSV-Virus wurde den Münchner Meldebehörden in der vergangenen Woche nur ein Fall übermittelt.

Atemwegserkrankungen - Zahlen des RKI und des LGL

Der aktuelle ARE-Wochenbericht (externer Link) des RKI, der die Statistik der akuten Atemwegserkrankungen im gesamten Bundesgebiet bis 6. Oktober 2024 ausweist, zeigt, dass es mit 8.700 Fällen je 100.000 Einwohnern etwa gleich viele Fälle mit akuten Atemwegserkrankungen gibt wie in der Vorwoche (Vorwoche: 8.600 pro 100.000 Einwohner).

Auch die sogenannte Konsultationsinzidenz (externer Link), also wie viele Menschen wegen einer Atemwegserkrankung einen Arzt aufsuchen, zeigt für Bayern im Vergleich zu anderen Bundesländern keinen besonders hohen Wert. Allerdings ist bei dieser Statistik zu berücksichtigen, dass oft nur Menschen mit schweren Symptomen zum Arzt gehen oder solche, die sich krankschreiben lassen wollen. Leichtere Erkältungsfälle würden hier somit nicht berücksichtigt, gibt das Robert Koch-Institut (RKI) gegenüber dem BR zu bedenken.

In Bayern sinken laut dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) die Zahlen der Corona-Infektionen nach einem Anstieg zur Wiesn-Zeit schon wieder. Die Influenza-Infektionen sind zur Festzeit angestiegen, jetzt aber stabil. Die Zahlen für RSV, einer weiteren meldepflichtigen Atemwegserkrankung, befinden sich demnach auf niedrigem Niveau. Allerdings sind auch sie wegen der fehlenden Testpflicht wenig aussagekräftig.

Corona-, Influenza- und Erkältungsviren: Wer ist derzeit krank?

Laut Infektiologe Spinner, sei derzeit "vor allem ein großer Teil der sogenannten arbeitenden Bevölkerung erkrankt, das heißt, also vor allem Menschen, die sich häufig im öffentlichen Personennahverkehr oder am Arbeitsplatz bewegen".

Einen Anstieg schwerer Atemwegserkrankungen, etwa mit echter Lungenentzündung, gebe es derzeit glücklicherweise nicht, so Spinner. Ein Trend, den auch das RKI in seinem Wochenbericht bestätigt. Die meisten Menschen infizieren sich derzeit laut dem Infektiologen allerdings nicht mit dem Coronavirus. "Andere Viren, insbesondere die Rhinoviren spielen momentan [als Erreger von Atemwegserkrankungen] eine deutlich größere und relevante Rolle", erklärt Spinner.

Atemwegserkrankungen: Wie lange ist man ansteckend?

Wie lange man bei einer Atemwegserkrankung ansteckend ist, sei individuell sehr unterschiedlich, sagt Spinner. "Als Faustregel gilt: Wer 48 Stunden symptomfrei ist, ist wahrscheinlich auch nicht mehr infektiös." Eine hundertprozentige Sicherheit gebe es aber nicht. Der Mediziner rät daher, zu Hause zu bleiben, bis man vollständig genesen ist.

Ansonsten sei der beste Schutz vor Atemwegserkrankungen: eine gute Händehygiene, Menschenansammlungen zu meiden - und für Ältere und Risikogruppen eine Schutzimpfung, so Spinner.

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