Eine Schulklasse beim Unterricht (Symbolbild)
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Bürokratieabbau an Bayerns Schulen: "Erwartungen sind hoch"

Bürokratieabbau an Bayerns Schulen: "Erwartungen sind hoch"

Anfang des Jahres hatte Kultusministerin Stolz die Schulen und Schulaufsichten aufgefordert, Vorschläge zum Bürokratieabbau zu machen. Einige davon will sie nun angehen - der BLLV fordert derweil eine konkrete Umsetzung, die Erwartungen seien hoch.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Bürokratieabbau ist gerade in aller Munde und wird in fast allen Bereichen von der Politik als Gamechanger genannt, um das Land fit für die Zukunft zu machen. Der bayerische Landtag hat erst in der vergangenen Woche zwei sogenannte "Modernisierungsgesetze" zum Abbau von Bürokratie, etwa im Bauwesen sowie in der Wirtschafts- und Energiepolitik, verabschiedet.

Fast 500 Vorschläge für Entbürokratisierung an Schulen

Bayerns Kultusministerin Anna Stolz will nun auch die Schulen entbürokratisieren. An welchen Stellen das nötig sein könnte, hat die Ministerin seit Anfang des Jahres bei Schulen und Schulaufsichtsbehörden abgefragt. Es seien knapp 500 konkrete Vorschläge rückgemeldet worden, teilt das Ministerium mit. Deshalb hat Stolz nun angekündigt, dass sie 80 Prozent dieser Vorschläge im Laufe der Legislaturperiode umsetzen will. "Nicht alles, was einmal eingeführt wurde, muss auch heute noch unbedingt nötig sein", so die Ministerin. Ihre Herangehensweise laute: "Muss das bleiben, oder kann das weg?".

Ein "cooles Weihnachtspäckchen" lobt Simone Fleischmann vom Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) Stolz' Ankündigung, schränkt aber ein: Man müsse jetzt erst einmal abwarten, was ganz konkret enthalten und wie groß die Entlastung für die Schulen wirklich sei.

Andere Kommunikation zwischen Ministerium und Schulen

Die Ministerin hat laut Mitteilung vor, mehrere Kernpunkte zu reformieren: So soll die Kommunikation zwischen Ministerium und Schulen neu gestaltet werden - insbesondere die kultusministeriellen Schreiben hatten bei den Schulleitungen häufig für Ärger gesorgt. Etwa während der Corona-Pandemie, die in der Wahrnehmung der Adressaten oft per ordre du Mufti am Freitagnachmittag bei den Schulleitungen eintrudelten und dann schnell umgesetzt werden mussten.

Oft war zu hören, die dutzende Seiten umfassenden Schreiben seien "unverständlich und verschwurbelt" formuliert gewesen. Auch waren die Schreiben aus dem Kultusministerium laut Fleischmann häufig "kompliziert, umfangreich, seitenlang" und hätten sogar auf so mancher Kabarett-Bühne für Spott gesorgt.

Fleischmann hofft zudem, dass die Ankündigung einer neuen Form der Kommunikation zwischen Schulen und Ministerium auch bedeutet, dass die bislang oft nicht kompatiblen digitalen Portale, mit denen Schulleitungen befasst seien, um Daten einzugeben oder abzufragen, angeglichen werden. Das würde eine enorme Entlastung bedeuten.

Stolz verspricht mit Blick auf die Kommunikation zwischen Ministerium und Schulen nach dem Motto zu handeln: "Weniger ist mehr."

Externe Evaluationen werden ausgesetzt

Das Kultusministerium will außerdem die externen Evaluationen der Schulen aussetzen. Aktuell besuchen und analysieren ausgewählte Lehrerteams Schulen, um diese hinsichtlich ihres Schulprofils zu bewerten und Entwicklungspotenzial zu benennen. Aufgrund des Lehrermangels standen diese zeit- und personalintensiven Evaluationen in der Kritik. Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband etwa fordert die jetzt geplante Aussetzung schon seit Jahren. Der Aufwand, was Papier und Personal angehe, sei "irr", so Fleischmann. "Die Stunden, die da reingehen, brauchen wir für den Unterricht - und das Löcherstopfen beim Lehrermangel". Kultusministerin Stolz kündigte an, die externe Evaluation neu konzipieren zu wollen - in "effektiverer" Form.

Direktorenverband: Weitere Entlastungen nötig

Die Ministerin will bei den Schulen künftig zudem weniger statistische Daten abfragen - konkret diese Abfragen um ein Drittel reduzieren. Fleischmann sieht hier Vor- und Nachteile. Einerseits sei es aufwändig, diese Daten, etwa wie viele Kinder welchen Religionsunterricht besuchten, bereitzustellen. Andererseits sei es auch für Verbände und die Opposition wichtig, regelmäßig Einblick zu bekommen, wie die Schulen aufgestellt seien.

Günter Manhardt, Vorsitzender der Vereinigung der Direktorinnen und Direktoren der Bayerischen Gymnasien e.V. (BayDV), bezeichnet die Offensive als "flankierende Maßnahme" gegen den Lehrermangel. Bei einer Fokussierung "aufs Kerngeschäft" könne es womöglich gelingen, Teilzeitkräfte zu freiwilligen Erhöhungen zu motivieren. Um diesen Schatz zu heben, seien weitere Entlastungen notwendig, etwa eine geringere Prüfungsdichte an den Gymnasien.

Ministerium gibt Einblick über virtuellen "Entlastungs-Tracker"

Der Bürokratieabbau an den Schulen solle den Lehrkräften wieder mehr Spielraum und damit "mehr Zeit für Kinder" verschaffen, so der Plan der Ministerin. Auch ihr gehe es darum den Lehrerberuf dadurch wieder "attraktiver" zu machen, so Stolz. Sie verweist auf einen "Entlastungs-Tracker" im Netz - dort könnten die Lehrkräfte und Verbände genau verfolgen, was wann konkret umgesetzt worden sei.

Auf künftig mehr Zeit fürs "Kerngeschäft" hofft Simone Fleischmann. Die Erwartungen seien hoch, "wir lassen uns nicht blenden".

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