Ganz zum Schluss kommen die acht Männer und Frauen aus Armin Laschets "Zukunftsteam" noch einmal auf die Bühne. Weiße Klebestreifen zeigen ihnen ihre Position. Was die Choreografen im Konrad-Adenauer-Haus fürs Gruppenfoto ersonnen haben, erinnert ans Kinoplakat eines Superheldenfilms. Vorn steht Laschet, hinter ihm fächern sich die Helfer auf. Jeder von ihnen hat eine Superkraft, die Laschet helfen soll, sich doch noch gegen den "Superschurken" SPD durchzusetzen.
Über Laschet steht in großen Lettern: "Zukunftsteam" Und der Filmtitel: "Experten statt Experimente". Die CDU will damit wohl sinngemäß sagen: Der "Superschurke" Olaf Scholz könnte eine gefährliche Koalition mit der Linken eingehen, wenn ihr ihn lasst.
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Dorothee Bär: Deutschland digitalisieren, Laschet loben
Dazu will es die stellvertretende CSU-Vorsitzende Dorothee Bär erst gar nicht kommen lassen. Sie ist in der CSU die Frau fürs Digitale, kennt sich seit Auftritten auf Computerspielmessen selbst mit Superhelden-Outfits aus und deckt in Laschets Team den Bereich Digitales ab.
In nicht mehr als zwei Minuten bewirbt sie eine volldigitalisierte Zukunft, die mit der Union zügig im ganzen Land einziehen soll. Bär garniert das mit Laschet-Lob. Der habe in Nordrhein-Westfalen bewiesen: "Wenn man Digitalisierung zur Chefsache macht, dann läuft’s auch in einem Bundesland und genauso wird's auch in Deutschland laufen."
Friedrich Merz: Wirtschaftsmann für den konservativen Osten
Laschets-Ex-Konkurrent um den CDU-Vorsitz, Friedrich Merz, ist der erste aus dem Zukunftsteam, den Laschet vorstellt. Merz soll sich um den Bereich Wirtschaft und Finanzen kümmern. Was er will, fasst Merz in einer Minute zusammen: Wirtschaftliche Dynamik, solide Staatsfinanzen, Schuldenbremse.
"Dafür stehe ich ein. Und im Team von Armin Laschet", sagt Merz. So dürften sie sich das vorgestellt haben im Konrad-Adenauer-Haus. Zudem vereint Merz weitere Superkräfte: Er ist konservativ und könnte das Feld beackern, das derzeit CSU-Chef Söder überlassen ist. Und er hat gute Verbindungen zu den Ortsverbänden im Osten der Republik.
Peter Neumann: Terrorismusexperte mag Laschet
Einer scheint Laschet aus menschlicher Verbundenheit den Rücken zu stärken: Der Terrorismusexperte Peter Neumann ist nicht aktiv in der Politik. Und das merkt man, als Neumann sagt: "Ich bin ja kein Politiker, deshalb will ich sagen, warum ich mir das antue."
Antun? Das dürfte manchem Wahlkampfchoreografen im Adenauer-Haus einen Schreckmoment eingebracht haben. Aber Neumann rettet: "Man trifft viele Politiker, die suchen nur nach dem politischen Dreh, die wollen nur 'ne Schlagzeile. Es gibt auch viele, die interessieren sich gar nicht für dich, die wissen im Prinzip schon alle Antworten." Genau das sei bei Laschet nicht der Fall, sagt Neumann.
Chialo, Jung, Klepsch: Künstler, Klima, Kommunalpolitik
Ebenfalls von der Seitenlinie kommt Joe Chialo ins Team. Der Kulturmanager bewirbt sich um ein Mandat im Bundestag. Sein Augenmerk liegt auf Künstlerinnen und Künstlern und deren sozialer Absicherung.
Der stellvertretende Fraktionschef im Bundestag, Andreas Jung, ist für Klima und Energie zuständig, er spricht von "Nachhaltigkeit in der ganzen Breite", was heißt: Umwelt, Wirtschaft und Soziales. Für gleichwertige Lebensverhältnisse zwischen Stadt, Land, Ost, West soll Barbara Klepsch sorgen, die langjährige Oberbürgermeisterin von Annaberg-Buchholz in Sachsen.
Prien, Breher: Bildungsgerechtigkeit und Ehegattensplitting
Soziale und Bildungsgerechtigkeit für Kinder, egal aus welcher Familie sie kommen, dieses Feld wird Karin Prien, Bildungsministerin Schleswig-Holstein, beackern. Superkraft zwei: Sie weiß, wie man mit Grünen und FDP im Bündnis regiert.
Für Familienpolitik ist die stellvertretende CDU-Chefin Silvia Breher zuständig. Sie sagt, Eltern und Familien hätten in der Pandemie Unglaubliches geleistet: "Und deswegen können wir es überhaupt nicht verstehen, dass SPD und Grüne das Ehegattensplitting abschaffen wollen. Lassen sie uns das so nennen, was es ist, eine Steuererhöhung. Das ist weder sozial noch gerecht."
Den Superschurken stellen – nur wie?
Sozial und gerecht, diese Wörter fallen öfter an diesem Morgen. Eigentlich Begriffe, die zur DNA der SPD gehören. Zu der SPD, die der Union im aktuellen ARD-Deutschlandtrend erstmals deutlich enteilt ist. Zu Olaf Scholz, dem seit einiger Zeit die höchsten Kompetenzwerte zugeschrieben werden, und noch dazu sogar die höchsten Sympathiewerte.
Nach Jahren der SPD-Verzwergung hat Scholz die Chance aufs Kanzleramt. Auf den zielt die Union nun. Auf Scholz, der nicht mit der Linken koalieren will, aber dessen Partei die Option für ein solches Bündnis in einem Parteitagsbeschluss festgeschrieben hat.
Armin Laschet beendet seine Teamvorstellung mit einer Spitze gegen die Sozialdemokraten: "Ich freue mich vor allem darauf, in den nächsten Tagen mal zu sehen, welche weiteren Persönlichkeiten denn die SPD aufzubieten hat. Da werden viele im Moment versteckt." Aber nicht auf Twitter: In einer ersten Reaktion postete die SPD in den sozialen Medien den Satz: "Unser Team hat 400-tausend Mitglieder".
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