Würzburg zählt im Sommer zu den heißesten Städten Deutschlands. Mit der Kessellage und einer Höhe von 166 Metern über dem Meeresspiegel kommt es in der Stadt am Main seit der Jahrtausendwende immer öfter zu Temperaturen von 35 bis 40 Grad Celsius im Schatten. Besonders in der dicht bebauten und oft versiegelten Innenstadt staut sich die Hitze wegen des Wärminseleffekts, erklärt der Leiter der "Stabsstelle Klima und Nachhaltigkeit" Christian Göpfert. Das bedeutet, dass die Gebäude die Hitze sogar speichern und in der Nacht abgeben. Dadurch fehlt zusätzliche Abkühlung.
Hitzewarnungen an Haltestellungen und in Einrichtungen
Eine der Folgen: Immer mehr hitzebedingte Gesundheitsprobleme. Das zeigte eine Umfrage des ärztlichen Kreisverbands Würzburg im vergangenen August. Das aber soll sich ändern. Um die Menschen in Würzburg zu schützen, hat der Stadtrat im Frühjahr 2023 einen Hitzeaktionsplan beschlossen. Dieser Plan wurde von der "Stabsstelle Klima und Nachhaltigkeit" der Stadt erarbeitet. So soll es künftig an kritischen Tagen Hitzewarnungen im öffentlichen Raum geben. Darüber soll es für Organisationen wie etwa Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen oder Kindertagesstätten Impulse für das Verhalten an besonders heißen Tagen geben.
Tipps zur Linderung
Einige Tipps hat die Stadt darüber hinaus in Faltblättern in leichter Sprache und mehreren Fremdsprachen zusammengefasst. Dazu gehört es, die Wohnung nachts zu lüften und morgens abzudunkeln, den Körper mit feuchten Tüchern zu kühlen, regelmäßig zu trinken und den Kopf zu bedecken. Klingt banal, aber viele Menschen brauchen diese Aufklärung, sagt Bürgermeister Martin Heilig, der als Leiter des Umweltreferats offiziell als Klimabürgermeister firmiert.
Der Hitzeaktionsplan sammelt, koordiniert und entwickelt alle Maßnahmen. "2022 war der zweitheißeste Sommer in Würzburg, nur 2018 war heißer", so Heilig (Bündnis 90/Die Grünen). "Wir müssen auch in Zukunft mit weiteren Rekorden rechnen und uns darauf vorbereiten." Darüber hinaus arbeite die Stadt daran, wie das Stadtgebiet mittel- und langfristig im Sommer gekühlt werden kann.
Stadtplanung mit Blick aufs Klima
Maßgeblich ist dafür auch der Zustrom von Frischluft und der Abtransport der heißen, drückenden Luft. Dafür aber ist laut Heilig eine Stadtplanung nötig, die Luftschneisen von störenden Hindernissen freihält. "Früher haben wir gesagt: An dieser Stelle können wir laut Bebauungsplan ein Hochhaus bauen. Mittlerweile machen wir viele Untersuchungen, um zu schauen, wie sich ein geplantes Gebäude auf das Klima auswirken würde."
Außerdem will die Stadt auf mehr Grünflächen und die Vorbereitung der Bäume und Büsche auf Trockenphasen während des Sommers setzen. Gebäude sollen künftig gegen Kälte und Hitze gleichermaßen isoliert werden. Linderung verschaffen sollen auch neue Trinkwasserbrunnen. Die ersten am Unteren Markt und an der Juliuspromenade hat die Stadt im vergangenen Sommer in Betrieb genommen. Das kostenlose Trinkwasser muss allerdings mehrmals wöchentlich untersucht werden.
Forderung nach mehr finanzieller Unterstützung
Von der Staatsregierung fordert Heilig finanzielle Unterstützung für die Umsetzung. Hitzeaktionspläne als Teil der Klimaanpassung bräuchten eine solide Finanzierungsgrundlage. "Es darf nicht von der Kassenlage der Kommune abhängen, ob die Bürgerinnen und Bürger vor den Folgen der Klimakrise ausreichend geschützt werden", sagte er. Schon einen Baum in der Innenstadt zu pflanzen sei schwer. Denn dazu sind umfangreiche Planungen nötig: Wo laufen bestehende Leitungen, werden notwendige Rettungswege verbaut? "Wir müssen einfach Unterstützung haben von Land und Bund, damit wir diese Maßnahmen durchführen können", so Heilig.
Der Würzburger Hitzeaktions-Plan soll regelmäßig überprüft und weiterentwickelt werden. Mithelfen gegen die Hitze können aber auch die Bürger. Fördergelder gibt es zum Beispiel dafür, wenn private Flächen entsiegelt und Bäume gepflanzt oder private Fassaden oder Flachdächer begrünt werden.
Aktionen am bayerischen Untermain
Am Hitzeaktionstag, dem 5. Juni, organisieren die Gesundheitsämter und bayerischen Gesundheitsregionen Plus im Rahmen des vom Staatsministerium für Gesundheit und Pflege sowie dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ausgerufenen Aktionssommers zum Hitze- und UV-Schutz verschiedene Aktionen in ganz Bayern. Am bayerischen Untermain etwa werden in verschiedenen Freibädern in Großostheim, Stockstadt, Goldbach, Rottenberg, Kahl, Alzenau und Aschaffenburg kostenlose Sonnencreme, wiederverwendbare Alu-Trinkflaschen und Informationsmaterialien verteilt. Unterstützt wird die Aktion von der AOK Aschaffenburg.
- Zum Artikel: Klimawandel: Urbane Hitzeinseln
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