Das Chemiedreieck in Oberbayern – im Hintergrund die Alpen
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Das Chemiedreieck in Oberbayern – im Hintergrund die Alpen

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Chemie-Altlasten: Stiftung für PFAS-Produktion abgelehnt

Politiker wollten mit einer Stiftung die Schließung des Dyneon-Werks im Kreis Altötting verhindern. Diese sollte die Fortführung der PFAS-Produktion erreichen und Geld in Bodensanierungen investieren. Doch der US-Konzern 3M lehnt den Vorschlag ab.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Der amerikanische Konzern 3M will die PFAS-Produktion 2025 weltweit einstellen und deshalb auch das Dyneon-Werk im oberbayerischen Burgkirchen schließen. Das wollten Politiker verhindern und haben die Gründung einer Stiftung vorgeschlagen. Der US-Konzern hat diesen Vorschlag nun abgelehnt.

Arbeitsplätze und Altlastensanierung

Landrat Erwin Schneider (CSU) und der Bundestagsabgeordnete Stephan Mayer (CSU) hatten ihr Konzept im April in den USA vorgestellt. Sie fordern den Erhalt des Dyneon-Werks. Daran würden nicht nur 700 Arbeitsplätze hängen, sondern auch die Unabhängigkeit von der asiatischen PFAS-Produktion, betonten der Landrat und der Sprecher des Chemiedreiecks in der Vergangenheit. Gleichzeitig wäre eine Lösung für die Altlasten im Landkreis gefunden.

"Dass 3M diese Win-Win-Situation für alle Beteiligten ausschlägt und damit die Abwicklung der Firma Dyneon endgültig besiegelt, ist für mich unverständlich und enttäuschend", meint Landrat Erwin Schneider.

IHK München und Oberbayern kritisiert Dyneon-Schließung

Die IHK München und Oberbayern bezeichnete die Schließung des Dyneon-Werks im Chemiepark Gendorf in einer Pressemitteilung als "schweren Schlag für die Region und die Wirtschaft weit über die Landkreisgrenzen hinaus".

"Diese Entscheidung wird nicht spurlos an unserer Region vorübergehen", erklärte die oberbayerische IHK-Vizepräsidentin Ingrid Obermeier-Osl aus Schwindegg im Landkreis Mühldorf. Obermeier-Osl kritisierte auch die EU wegen der bürokratischen und regulativen Vorgaben, die den Industriebetrieben hierzulande die Arbeit erschwerten.

3M hält an Dyneon-Schließung fest

3M teilte unterdessen mit, sie hätten den Vorschlag einer Stiftungsgründung geprüft, seien aber zu dem Entschluss gekommen, "dass eine Fortführung des Betriebs in Gendorf durch 3M oder einen Dritten nicht mit unserem geplanten Ausstieg aus der PFAS-Produktion übereinstimmt".

Nach eigenen Angaben arbeiten sie mit anderen Unternehmen in Gendorf zusammen, um den Ausstieg aus der PFAS-Produktion so verträglich wie möglich zu machen – denn allein im Chemiepark sind mindestens zwei weitere Betriebe von PFAS als Vorprodukte abhängig. Im gesamtem Bayerischen Chemiedreieck fürchtet man die Auswirkungen.

Landrat bemängelt Zusammenarbeit

Für die eigenen Angestellten bei Dyneon gibt es laut 3M ein Freiwilligenprogramm, die Auszubildenden sollen vor der Schließung noch ihren Abschluss erhalten. Auch den Verpflichtungen zur PFOA-Sanierung will 3M weiter nachkommen. Doch da hagelt es Kritik aus dem Landratsamt – etwa was die Zusammenarbeit im Rahmen einer geplanten Deponie angehe: Mit dem 3M sei eine lösungsorientierte Zusammenarbeit zum sachgerechten Umgang mit den Altlasten nicht mehr möglich, meint der Landrat.

Der Landkreis habe deshalb eine Anwaltskanzlei beauftragt. Die solle prüfen, wie der Landkreis seine Ansprüche gegenüber 3M als Altlastverursacher geltend machen kann. Immerhin seien Trinkwasser und Boden jahrzehntelang, großflächig und tiefgründig verunreinigt worden.

PFAS als ewige Chemikalien

PFAS sind Chemikalien, die sich extrem langsam in der Umwelt abbauen. Sie finden sich in Outdoor-Bekleidung genauso wie in Pfannen, Teppichböden, Windrädern oder Computerchips und stehen im Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein. Deshalb prüft die EU ein generelles Verbot.

Im Landkreis Altötting sind große Teile des Bodens mit der Chemikalie PFOA, die zu den PFAS gehört, verseucht. In den USA muss 3M mehr als zehn Milliarden Dollar Strafe zahlen, weil ihre PFAS Trinkwasser verunreinigt haben. Auch in Altötting wird das Trinkwasser seit Jahren mit einer speziellen Aktivkohlefilteranlage bereinigt.

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