"Da voglwuide Sepp" im Freizeitland "D’Rodelbahn St. Englmar".
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"Da voglwuide Sepp" im Freizeitland "D’Rodelbahn St. Englmar".

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D'Rodelbahn von St. Englmar: Der Kampf der kleinen Freizeitparks

Kleine Freizeitparks stehen oft im Schatten der Branchenschwergewichte wie dem Europapark in Rust. Wie man sich trotzdem behaupten kann, zeigt das kleine Freizeitland "D’Rodelbahn St. Englmar" im Bayerischen Wald.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Kurz vor 8 Uhr an einem Mittwoch in den Sommerferien. Vor dem Bahnhof der Rodelbahn begrüßt Franz Bindl seine Mitarbeiter. Die Arbeitseinteilung steht an: Eine Stunde hat das Team nun Zeit, das kleine Freizeitland auf Vordermann zu bringen – um 9 Uhr werden die ersten Besucher erwartet.

Doch die müssen bei "D’Rodelbahn" gar keinen Eintritt zahlen. "Wir können mit den großen Parks ja sowieso nicht konkurrieren", sagt Bindl, der Gründer des Unternehmens, "und deshalb haben wir uns ganz am Anfang vor 25 Jahren für das Chipsystem entschieden."

Kurzentschlossene Besucher

"D’Rodelbahn" nahe Sankt Englmar im Kreis Straubing-Bogen ist schon lange mehr, als der Name sagt. Angefangen mit einer Sommerrodelbahn gibt es mittlerweile zahlreiche Attraktionen. Manche sind kostenlos, für andere kaufen die Besucher Fahrchips wie auf einem Volksfest. "Bei uns kommen die Leute deshalb auch manchmal erst nachmittags, wenn es morgens zum Beispiel geregnet hat", erläutert Bindl. In Parks mit Eintritt passiere das eher seltener.

Ein Familienunternehmen

Bindl hat das Freizeitland zusammen mit drei anderen Landwirten gegründet. Die sind mittlerweile ausgestiegen. Nun ist "D’Rodelbahn" ein Familienunternehmen. Bindls Sohn Maximilian teilt sich mit seinem Vater die Geschäftsführung und soll nächstes Jahr zum alleinigen Boss werden. Tochter Franziska, im Hauptberuf Heilerziehungspflegerin, hilft immer aus, wenn sie kann. Ehefrau Elfriede ist die Chefin des Gastrobereichs. Sie genießt die Arbeit mit der Familie: "Weil man sehr viel zusammen erlebt hat, mitgemacht hat. Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Und es ist einfach eine wahnsinnige Einheit da in der Familie."

Drei Millionen für den "voglwuiden Sepp"

Die Bindls sind auch ins Risiko gegangen. Und zwar für "Da voglwuide Sepp". Vor acht Jahren haben sie drei Millionen Euro in den Bau der Achterbahn investiert. Heute ist sie das Highlight in Sankt Englmar. "Ich war früher selbst bei einem Karussellbahnbauer. Immer, wenn Freizeitparks eine Achterbahn bekommen haben, dann ist das richtig aufgegangen. Und das ist auch bei uns so, ja", sagt der Seniorchef.

15 Festangestellte und Dutzende Saisonkräfte

Natürlich musste das Projekt finanziert werden. Doch Franz Bindl und seine Familie hatten den Glauben, dass es sich auszahlen würde. Auch dank ihrer Mitarbeiter: 15 Festangestellte beschäftigt das Unternehmen. Dazu kommen in den Hauptmonaten Juli und August über 80 saisonale Kräfte. "Wir haben die Sieben-Tage-Woche. Das müssen wir abdecken. Und wenn wir unser Personal nicht hätten, das top ist und wirklich hinter uns steht, dann könnten wir das nicht durchziehen." Zum Vergleich: Deutschlands größter Freizeitpark, der Europapark in Rust, hat fast 5.000 Mitarbeiter.

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Das Freizeitland "D’Rodelbahn St. Englmar" von oben.

"Tage, an denen man draufzahlt"

Die Mitarbeiter in Sankt Englmar müssen flexibel sein: Der Gärtner steht auch mal im Kiosk, der Schlosser repariert auch mal Fahrgeschäfte. Ihre Überstunden können sie erst im Winter abfeiern. Dann hat "D’Rodelbahn" viereinhalb Monate geschlossen. Im Übrigen ist der Erfolg wetterabhängig, sagt der Chef: "Natürlich sind viele Tage dabei, an denen es sich nicht rechnet, oder auch Tage, an denen man draufzahlt. Im Sommer, in den paar Wochen, da müssen wir unser Geschäft machen."

Besucherzahlen bayernweit gut

Grundsätzlich entwickelten sich die Besucherzahlen in den bayerischen Freizeitparks seit der Coronapandemie sehr positiv, wie der Verband Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen auf BR-Anfrage mitteilte. Zu schaffen mache den Betreibern aber die Suche nach saisonalen Arbeitskräften. Ein Problem, das die Bindls eher weniger kennen. Sie setzen neben ihren Festangestellten auch auf regionale Schüleraushilfen.

"Die Hitze hat wehgetan"

19 Uhr. Die letzten Besucher verlassen das "D’Rodelbahn"-Gelände. Ein langer und vor allem sehr heißer Sommertag geht zu Ende. Ein paar mehr Besucher hätten es sein dürfen, wenn es nach Seniorchef Franz Bindl geht: "Die Hitze hat uns ein bisschen wehgetan. Die bremst natürlich. Aber im Großen und Ganzen sind wir zufrieden." Das wetterabhängige Auf und Ab sind sie hier im Bayerischen Wald schließlich gewohnt.

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