Im Oberpfälzer Landkreis Schwandorf sind vor Kurzem innerhalb von wenigen Tage zwei Wölfe auf der A93 überfahren worden. Eines der Tiere ist jetzt auf einem Video zu sehen. Gefilmt hat es eine Autofahrerin mit ihrer fest installierten Dashcam im Wagen. Die Mittelbayerische Zeitung hatte zuerst darüber berichtet.
Autofahrerin: Dachte gleich an Wolf
Auf der Aufnahme ist zu sehen, wie das Tier am 25. Februar kurz nach Mitternacht bei Klardorf im Landkreis Schwandorf auf die Autobahn läuft – direkt auf die Fahrspur von Elena Weiß. Die Wackersdorferin konnte nicht mehr ausweichen und erfasste das Tier mit ihrem Auto vorne links.
Sie habe gleich an einen Wolf gedacht, sagte sie BR24 – wegen der spitzen Ohren. Gesehen habe sie das Tier nach dem Unfall aber nicht mehr. Sie selbst blieb unverletzt, das Auto hatte einen Schaden: Rund 2.850 Euro habe die Reparatur gekostet, berichtet Elena Weiß. Den Großteil zahle voraussichtlich die Versicherung.
Auch wenn sie nach dem Zusammenprall einige Mühen hatte, sagt Weiß über die Wölfe: "Schön, dass sie wieder da sind. Ich habe Wölfe schon recht gern. Das sind schöne Tiere."
Die Dashcam an der Windschutzscheibe hatte die junge Frau installiert, um bei Problemen mit anderen Verkehrsteilnehmern ein Beweismittel zu haben. Bislang sei das aber noch nicht nötig gewesen, so Weiß.
Inzucht-Gefahr: Wölfe müssen wandern können
Der junge Wolf sei wohl bei der Suche nach einem neuen Revier verunglückt, erklärt Uwe Friedel, Wolfsexperte beim BUND Naturschutz. Wahrscheinlich war es ein junger Wolf zwischen ein und zwei Jahren. In diesem Alter werden die jungen Männchen von den Elterntieren aus dem Wolfsrudel verjagt und müssen sich ein eigenes Revier suchen und deswegen wandern. Die bislang weiteste dokumentierte Wolfswanderung ist fast 1.200 Kilometer lang. Ein in Niedersachsen geborener Wolf tauchte Jahre später in Nordspanien auf.
Die weiten Wanderungen sind auch wichtig, damit sich verschiedene Wolfspopulationen mischen können und die Bestände nicht genetisch verarmen. Bei anderen Wildtieren, wie etwa dem Luchs oder Rotwild, gibt es bereits Anzeichen von Inzucht, da die Wanderkorridore für diese Tiere durch vielbefahrene Straßen versperrt sind oder sie außerhalb von bestimmten Gebieten bejagt werden. So können sie sich nicht mit anderen Populationen mischen.
Wölfe müssen oft über Straßen laufen
Da es keine europaweit zusammenhängenden Wälder gibt, müssen Wölfe und andere Wildtiere bei der Suche nach einem Revier und Fortpflanzungspartnern zwangsläufig vielbefahrende Straßen oder Gleise überqueren. Uwe Friedel fordert deshalb mehr Wildbrücken über vielbefahrende Straßen. Von diesen begrünten Brücken gebe es nur sehr wenige in Bayern, doch davon würden nicht nur Wölfe, sondern alle Wildtiere profitieren. Außerdem sollten Autofahrende darauf achten, Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuhalten.
Geschwindigkeit für Tiere nicht abschätzbar
Der Wolfsexperte vom BUND erklärte weiter, dass Wölfe sich kaum vom Licht der Autoscheinwerfer abschrecken ließen. Sie würden eher bei einem Hupen erschrecken. Dennoch seien Wölfe keine Fluchttiere. Sie seien aber scheu und vorsichtig, meiden gefährliche Situationen.
Wölfe verbinden Autos allerdings nicht direkt mit dem Menschen und mit Gefahr. Erst mal sei das Auto ein neutraler Gegenstand. Für einen jungen Wolf sei die Geschwindigkeit eines Auto gar nicht einzuschätzen, weil im Tierreich so hohe Geschwindigkeiten nicht vorkommen, so der Experte.
Zum Nachhören: Wölfe haben keine Angst vor Autos
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