Die Regierung von Oberbayern leitet das Planfeststellungsverfahren für den Bau einer Ortsumgehung und einer zweiten Donaubrücke in Neuburg ein. Auch im Landkreis Traunstein hat das Planfeststellungsverfahren für eine umstrittene Ortsumfahrung begonnen. Während in Traunstein das Bauvorhaben unter anderem wegen des zu erwartenden Lärms und der Emissionen kritisiert wird, will man in Neuburg den Auwald der Donau schützen.
Ortsumfahrung soll Altenmarkt bei Trostberg entlasten
Bei Traunreut im Landkreis Traunstein hat am Montag das Planfeststellungsverfahren für eine Ortsumfahrung von Altenmarkt bei Trostberg begonnen. Damit sollen zwei Ortschaften entlastet werden. Die Bundesstraße B 304 soll künftig nicht mehr durch die Ortschaften Altenmarkt und Stein an der Traun führen. Stattdessen wird eine zum Teil dreispurige neue Trasse im Alztal geplant, inklusive neuer Brücke.
Umweltverband befürchtet Lärm und Emissionen
Eine Bürgerinitiative, verschiedene Umweltverbände, der bayerische Bauernverband und der Stadtrat von Traunreut finden das nicht mehr zeitgemäß und befürchten einen ungeheuren Flächenverbrauch. Laut Reinhold Schopf vom Umweltverband Alztal würde die neue Straße mehr Verkehr bedeuten und damit mehr Lärm und Emissionen. Außerdem würde sie ein beliebtes Naherholungsgebiet zerstören. Das Problem würde sich außerdem nur verlagern, fügt der Bürgermeister von Traunreut, Hans Peter Dangschat, hinzu.
Traunreuter Stadtrat plant Stellungnahme gegen Ortsumfahrung
Der Durchgangsverkehr würde dann nicht mehr Altenmarkt, sondern den Traunreuter Stadtteil St. Georgen belasten. Der Stadtrat arbeitet deswegen an einer fraktionsübergreifenden Stellungnahme gegen die Ortsumfahrung. Die zuständige Regierung von Oberbayern geht auf Anfrage inhaltlich nicht auf die Kritik ein und verweist auf das beginnende Planfeststellungsverfahren.
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Ortsumfahrung in Neuburg soll durch Schutzgebiet führen
In Neuburg an der Donau leitet die Regierung von Oberbayern ebenfalls das Planfeststellungsverfahren für den Bau einer Ortsumgehung ein. Zudem ist der Bau einer zweiten Donaubrücke geplant. Da es sich gerade in den Stoßzeiten in der Stadt staut, soll die Umfahrung das Stadtgebiet vom Durchgangsverkehr entlasten. Doch auch dieses Bauprojekt ist, wie die Umfahrung im Landkreis Traunstein, aus mehreren Gründen umstritten. Denn die Umgehungsstraße und die fast 700 Meter lange Brücke sollen durch den Auwald der Donau führen. Der ist aber ein europäisches Schutzgebiet mit seltenen Pflanzen und Tieren.
Kritiker wollen Auwald bei Neuburg erhalten
Auch der Verlust der Fläche sei durch Ausgleichsflächen nicht wieder aufzuwiegen, so die Kritiker. Das Aktionsbündnis "Auwald statt Asphalt" hat bereits angekündigt, Ende Januar eine Petition gegen das Bauvorhaben im bayerischen Landtag einzureichen. Mehr als 4.000 Menschen haben die Petition unterschrieben. Sie sprechen sich damit für den Erhalt des Auwalds und des Englischen Gartens in Neuburg an der Donau aus.
Ein weiterer Kritikpunkt sind die hohen Kosten. Die Stadt Neuburg rechnet aktuell mit rund 85 Millionen Euro für das Projekt.
Brücke und Ortsumfahrung sollen Neuburg 85 Millionen kosten
Die Planunterlagen für die Ortsumfahrung Neuburg werden in den Rathäusern von Neuburg an der Donau und Ingolstadt sowie in den Gemeinden Bergheim und Oberhausen ausgelegt und können dort von den Bürgerinnen und Bürgern eingesehen werden. Ab Mittwoch stehen sie zudem auch auf der Internetseite der Regierung von Oberbayern.
Die Unterlagen für die Ortsumfahrung Altenmarkt sind bereits online einsehbar; sie liegen außerdem in den Gemeinden Trostberg, Traunreut, Altenmarkt und der Verwaltungsgemeinschaft Obing aus. Bis 16. März können Bürgerinnen und Bürger hier Einwände erheben.
Diskussionen um Ortsumfahrungen - nicht nur in Oberbayern
Dass es dauern kann, bis eine Ortsumfahrung kommt - oder auch nicht -, zeigt das Beispiel Kauerndorf im oberfränkischen Kulmbach. Seit den 1950er-Jahren diskutierte man dort über eine Umgehung. Das Nachbardorf Untersteinach bekam sie 2020, jetzt soll Kauerndorf an der Reihe sein. Doch Ukrainekrieg, Corona-Pandemie und Inflation haben erneut Kritiker des Bauprojekts auf den Plan gerufen. Seit November wird nun gebaut, doch abgeflaut ist die Kritik noch nicht.
Lange geplant wurde auch in Giebelstadt in Unterfranken. Doch dort entschied man sich nach 20 Jahren gegen die Entlastungstraße.
Auch der Herzogenauracher Ortsteil Niederndorf in Mittelfranken bekommt keine Umfahrung: In einem Bürgerentscheid sprachen sich die Bürgerinnen und Bürger gegen das Projekt aus.
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