In einen Hügel ist ein gemauerter Torbogen mit einer kleinen hölzernen Tür eingelassen.
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Felsenkeller zur Lagerung von Bier sind typisch für Oberfranken. (Symbolbild).

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Denkmalpflege: Die Wunsiedler Felsenkeller werden saniert

Die Kellergasse am Katharinenberg in Wunsiedel ist die größte zusammenhängende Kellergasse im Freistaat und gilt als bayerisches Baudenkmal. Viele von ihnen stehen seit langem leer und verfallen. Doch damit soll jetzt Schluss sein.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Auf Landschaftspfleger Stefan Schürmann vom Landratsamt Wunsiedel üben die Felsenkeller aus den 1830er Jahren eine große Faszination aus. Seit mehr als 100 Jahren stehen die meisten der 51 unterirdischen Bauten in der Wunsiedler Kellergasse leer und verfallen. Doch jetzt werden einige dieser historischen Gemäuer saniert.

Die Wunsiedler Felsenkeller: Ein einmaliges Baudenkmal

Die Wunsiedler Kellergasse ist bayernweit einmalig und als Baudenkmal in der Bayerischen Denkmalpflegeliste eingetragen. Nirgendwo sonst im Freistaat gibt es eine so große Ansammlung an Felsenkellern. 51 Stück wurden in den 1830er Jahren in den Fels unter dem Katharinenberg gegraben – kurz nachdem die untergärigen Biere wie das Pils erfunden worden waren, die bei niedrigen Temperaturen hergestellt werden konnten.

Die Keller sind etwas ganz Besonderes, weil sie damals von den Herrschaften der Stadt Wunsiedel, den Ratsherren, innerhalb von zwei Jahren gebaut worden sind, weiß Schürmann. Jeder wollte damals seinen eigenen Bierkeller haben. Noch heute könne man fast jeden der alten Felsenkeller einem bestimmten Haus in der Stadt zuschreiben.

Mit der Erfindung der Kältemaschine 1876 endete die Bierkellertradition in fast ganz Franken. Allein hier in Wunsiedel wurde noch bis ins Jahr 1918 der Gerstensaft in Kellern gelagert, gekühlt und gereift. Danach standen auch im Fichtelgebirge die Keller leer. Im zweiten Weltkrieg wurden die zum Teil bis zu 50 Meter tief in den Berg reichenden Stollen als Schutzbunker genutzt.

Baustelle Felsenkeller

Aktuell wird in der Kellergasse in Wunsiedel fleißig gebaut. Bei vielen Kellern ist der Eingangsbereich über die Jahrzehnte weggebrochen oder eingestürzt. Bauarbeiter setzen nun große Bruchsteine mithilfe von Beton aufeinander und bauen die Portale wieder auf.

Die alten Felsenkeller haben schon lange eine wichtige Aufgabe: Sie sind Rückzugsgort und Winterquartier für verschiedene, zum Teil seltene Fledermausarten. Die seien wichtig, weil in der Region um Wunsiedel keine größeren natürlichen Höhlen existierten. Die Felsenkeller seien deshalb die einzigen Quartiere, in denen die Fledermäuse überwintern könnten. In den Gegenden um Weißenstadt und Marktleuthen gäbe es zwar große schöne Keller. Doch die seien aus Granit und hätten deshalb keine Spalten, in denen sich die Fledermäuse zum Schlafen zurückziehen könnten.

Ein gefördertes Millionenprojekt

23 der 51 Keller werden jetzt saniert. Die Gesamtkosten belaufen sich auf etwa 1,3 Millionen Euro. Das Geld kommt unter anderem vom Freistaat Bayern, der 60 Prozent der Kosten übernimmt. 30 Prozent kommen von der Oberfranken-Stiftung und die Keller-Eigentümer übernehmen die restlichen zehn Prozent der Baukosten.

Um die Geldbeutel der privaten Kellerbesitzer zu entlasten, sammelt der Verein Bürgerforum Wunsiedel Spenden für das Kellerprojekt. Etwa 20.000 Euro sind schon zusammengekommen. Der Vorsitzende Stefan Frank hofft, dass in den kommenden Monaten nochmal so viel Geld eingesammelt werden kann.

Verschiedene Nutzungsmöglichkeiten für die Keller

Neben dem Fledermausschutz und der Sicherung der alten denkmalgeschützten Bauwerke denken die Initiatoren auch an eine kulturhistorische Nutzung einiger Keller: Etwa acht von ihnen sollen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. So könnten die Keller Platz bieten für Ausstellungen und andere Veranstaltungen. Zwei der Keller sollen sogar barrierefrei gemachen werden, so dass auch Rollstuhlfahrer sie besuchen können. Stefan Frank ist überzeugt, dass all das nicht nur für die Bevölkerung Wunsiedels, sondern auch für Urlauber und Besucher einen großen Reiz habe, diese Keller zu besichtigen.

Bis zum Winter ist die Baumaßnahme beendet

Bis Ende des Jahres sollen die Bauarbeiten beendet sein. Dann sind die meisten Keller wieder funktionstüchtig. Wann alle Keller saniert sein werden, ist unklar. Zwar sind einige bereits vor mehreren Jahren saniert worden und ein paar andere Keller sind eh gut in Schuss, aber ein paar wenige machen Stefan Schürmann vom Landratsamt Sorge. Denn niemand konnte bislang herausfinden, bei wem die Kellerechte liegen. Und ohne Kellerrechte könne man keine Fördermittel beantragen.

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