Symbolbild Hinweistafel zu Bahn-Verspätungen
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Symbolbild Verspätungen bei der Bahn

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Kurz vor der EM: Zugausfälle und Verspätungen bei der Bahn

Die Bahn kämpft immer noch mit den Unwetterfolgen. Es kommt auf vielen Strecken zu Beeinträchtigungen. Der Fahrgastverband "Pro Bahn" befürchtet deshalb ein Bahnchaos zur Fußball-EM.

Bahnreisende am Münchner Hauptbahnhof müssen sich auch in dieser Woche in Geduld üben. Nach den schweren Unwettern und Regenfällen vergangene Woche kommt es weiterhin zu Verspätungen und Zugausfällen. "Mein Zug ist einfach ausgefallen", "Mein Zug hat bislang 15 Minuten Verspätung", "Der eine ist ausgefallen, der andere hat Verspätung", hört man Fahrgäste in der großen Vorhalle klagen. Ausgerechnet kurz vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft läuft im Bahnverkehr nichts nach Plan.

Zugausfälle und Umleitungen: Die Bahn kämpft mit Unwetterschäden

Das Hochwasser hat an vielen Stellen Spuren hinterlassen – auch an einigen Gleisabschnitten. Die Bahn schreibt auf BR-Anfrage, dass die Strecke zwischen Würzburg und Nürnberg noch bis voraussichtlich Ende Juni gesperrt sein wird. Grund sei der starke Regen, der die Gleise unterspült habe, sodass der Hang unterhalb der Gleise ins Rutschen geraten sei und nun stabilisiert werden müsse. ICEs werden umgeleitet und verspäten sich, und es gibt einen Schienenersatzverkehr. Auch geplante Baustellen stünden auf dem Prüfstand: Eigentlich sollten über diese Strecke von 10. Juni bis 1. Juli 2024 Züge umgeleitet werden, was wiederum zu Einschränkungen bei sonst dort verkehrenden Linien gesorgt hätte. Doch aufgrund der wetterbedingten Sperrung sei dies erst mal nicht möglich, wodurch sich Baustellen verzögern würden.

Ähnlich sieht es auf der Strecke München – Memmingen – Lindau aus: Dort gab es einen Erdrutsch. Seitdem ist sie unterbrochen. Auch hier gibt es Ersatzverkehr mit Bussen auf einigen Streckenabschnitten.

Fahrgastverband "Pro Bahn" kritisiert veraltete Stellwerke bei der Bahn

Doch nicht nur die Folgen des Unwetters sorgen für Ausfälle und Verspätungen. Lukas Iffländer vom Fahrgastverband "Pro Bahn" blickt besorgt auf die gesamte Infrastruktur der Bahn in Bayern. Vor allem das letzte Wochenende habe gezeigt, dass das System nicht nur an der Grenze, sondern wirklich überlastet sei. Probleme bereiteten auch der Personalmangel und veraltete Stellwerke. Viele Stellwerke sind laut Iffländer zu alt, aber auch die moderneren elektronischen Stellwerke seien störungsanfällig: Techniker müssten oft innerhalb kurzer Zeit mehrmals anrücken. Aus Sicht des Fahrgastverbands sollte die Bahn dringend handeln und langfristig in robuste Technik investieren, damit überhaupt eine Verkehrswende gelingen könne.

"Pro Bahn" befürchtet Bahnchaos zur EM

Für Lukas Iffländer von "Pro Bahn" wird die Situation der Bahn in Bayern zur Fußball-Europameisterschaft zur Lotterie: "Wir rechnen damit, dass bis Ende Juni alle Fahrgäste aus Nordwesten mit erheblichen Verspätungen reinkommen und dann noch aufgrund der EM ein erhöhter Fahrgastandrang dazukommt, was noch mal ein paar extra Verspätungen erzeugt." Wenn die Bahn so weitermache, werde es eher ein Sommerchaos statt ein Sommermärchen, so Iffländer.

Gemeinsam gegen den Personalnotstand

Der Freistaat und acht in Bayern fahrende Eisenbahnverkehrsunternehmen haben gemeinsam das "Aktionsbündnis Bahnberufe Bayern" ins Leben gerufen und reagieren damit auf die zunehmend angespannte Personalsituation im Schienenpersonennahverkehr (SPNV). Als erste Aktion startet eine gemeinsame Kampagne für Bahnarbeitsplätze unter dem Motto "Superjobs". Denn der Personalmangel führe verstärkt dazu, dass Leistungen im bayerischen SPNV nur eingeschränkt angeboten werden könnten oder teilweise sogar komplett ausfielen.

Um leichter Personal akquirieren zu können, wollen die beteiligten Bahnen etwa bei der Ausbildung von Triebfahrzeugführerinnen und Triebfahrzeugführern sowie anderen Berufsgruppen künftig enger zusammenzuarbeiten. Zudem hat sich das Bündnis darauf verständigt, Personal nicht mit unlauteren Mitteln abzuwerben. Darüber hinaus wollen die Verkehrsunternehmen arbeitnehmer- und familienfreundlichere Arbeitszeit- und Schichtdienstmodelle einführen, in größerem Umfang Teilzeitkräfte ausbilden, den Frauenanteil in der Eisenbahnbranche erhöhen, die Akquise und Ausbildung von Fachkräften aus dem Ausland verstärken und sich im Interesse ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum einsetzen.

Dem Bündnis angeschlossen haben sich die Bahnunternehmen Agilis, Bayerische Regiobahn, DB Regio Bayern, DB RegioNetz (Südostbayernbahn und Westfrankenbahn), S-Bahn München, Erfurter Bahn, Go-Ahead Bayern und die Länderbahn. Die Aktivitäten der Partner finden unter dem Dach der vor zwölf Jahren gegründeten Fachkräfteoffensive Bahn Bayern statt.

Im Video: Die Deutsche Bahn kämpft in Süddeutschland immer noch mit Unwetterschäden

Überflutete Bahngleise nach dem Unwetter (Symbolbild)
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Überflutete Bahngleise nach dem Unwetter (Symbolbild)

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