Fuchs im Garten
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Der Fuchs ist los: Wildtiere in der Stadt

Ob unter dem Schuppen oder auf dem Kitagrundstück, Füchse und andere Wildtiere haben die Stadt zu ihrem Zuhause erklärt. Doch was tun, wenn sich ein Tier im Garten einquartiert?

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Es dämmerte bereits, als Stefan die Fensterläden seines Hauses im Münchner Westen schloss. Dort erspähte er es im Mai das erste Mal. Ein Tier mit rotbraunem Fell, das im Nachbargarten umherschlich. Groß gewachsen, "wie ein erwachsener Schäferhund". Als Stefan mit seinem Handy wiederkam, war der Fuchs schon nicht mehr da. Wenige Tage später bemerkte er einen weiteren Fuchs, diesmal ganz jung. Er kroch aus einem Schlupfloch unter dem Schuppen im Garten hervor. "Da war mir klar: Es sind mehrere Tiere in unserer Gegend und sie haben sich einen Bau unter unserer Pergola geschaffen."

Rund 3.000 bis 4.000 Füchse leben in München

Nicht nur in Stefans Garten haben sich Füchse einquartiert. Mittlerweile hausen rund 3.000 bis 4.000 Tiere in der Landeshauptstadt. Sie finden Unterschlupf in Schuppen, Scheunen oder brachen Flächen entlang von Straßenbahnlinien. Mal schnappen sie sich ein Stück Fleisch vom Komposthaufen oder ergattern Lebensmittelreste aus der Mülltonne. "Die Stadt bietet ihnen ein reiches Futterangebot, das zum Verweilen einlädt", sagt Sebastian Ziegler, Vizepräsident des Bayerischen Jagdverbandes.

Wildtiere erobern deutsche Städte

Wie Füchse profitieren auch andere Wildtiere von den Vorzügen des urbanen Milieus. Steinmarder speisen in der Stadt von Hühnereiern und Abfällen. Sie erreichen hier teils "größere Populationsdichten als in der freien Natur", sagt Ziegler. Aufgrund ihrer Vorliebe, sich in Motorräumen einzunisten und dort Kabel zu zerbeißen, sind die Tiere meist unbeliebte Gäste.

Ebenso ungern gesehen sind Waschbären. Sie sind besondere Spezialisten beim Plündern von Mülltonnen. Auch können sie ganze Dachstühle verwüsten. Trotzdem sagt Ziegler, wir werden uns mehr an Tiere gewöhnen müssen: "Waschbären befinden sich auf dem Eroberungszug durch ganz Deutschland." Sie seien bereits in Unterfranken, Mittelfranken und der Oberpfalz verbreitet. Jetzt arbeiten sie sich weiter in Alpenrichtung vor.

Was tun, wenn ein Fuchs im Garten entdeckt wurde?

Aber wie geht man damit um, wenn ein Wildtier den eigenen Garten als Lebensraum auserkoren hat? "Am Anfang war ich ein bisschen verunsichert", erzählt Stefan. "Wir haben zwei kleine Kinder zu Hause und wussten nicht, welche Gefahren von den Füchsen ausgehen". Auch habe die Fuchsfamilie Kot in seinem Garten hinterlassen, der bei hohen Temperaturen auch mächtig zu stinken begann. Er informierte sich bei der Stadt München und erfuhr: Von März bis Juni ziehen Füchse ihre Jungen groß. Dabei sollten sie nicht gestört werden. Stefan durfte zu dieser Zeit die Füchse also nicht vom Grundstück verscheuchen.

Ansonsten gilt aber, wer einen Fuchs im Garten hat, "ist weder verpflichtet, ihn zu schützen noch zu bekämpfen", sagt Ziegler. Wen der Fuchs stört, der darf versuchen, ihn zu vertreiben. Wie das gelingen kann, erklärt das Münchner Kreisverwaltungsreferat (KVR) auf seiner Website. Ohne Jagdschein dürfen die Tiere laut Ziegler aber nicht gefangen oder getötet werden. Aktuell plant Stefan allerdings nicht, die Fuchsfamilie aus seinem Garten zu scheuchen. Den Mutterfuchs habe er ohnehin lange nicht mehr gesichtet. Er vermutet, "die Tiere werden nicht mehr lange Platz im Bau haben und sich ein neues Revier suchen."

Kitagarten muss wegen Fuchsfamilie schließen

So gelassen wie Stefan können nicht alle die Präsenz von Wildtieren nehmen. Im Garten der Kinderkrippe Teutonenstraße im Münchner Stadtteil Bogenhausen hat sich seit Mai ebenfalls eine Fuchsfamilie eingenistet. Anders als auf dem privaten Grundstück müssen Kindergärten die Wildtiere der Stadt München melden. Die Kita sah sich daraufhin gezwungen, den Außenbereich zu schließen. Frische Luft bekommen die Kinder derzeit nur auf einem benachbarten Spielplatz.

Der Kot der Tiere kann Eier des Fuchsbandwurms enthalten. Über Schmierinfektion könnten sie auf Kinder übertragen werden, begründet das Münchner Gesundheitsreferat die Maßnahme auf Anfrage des BR. "Solange Füchse im Außenbereich unterwegs sind, können Kinder sich beim Spielen anstecken", sagt auch Norbert Blesch, Bereichsleiter für Pädagogik der Diakonie Rosenheim, die auch für die Kita in der Teutonenstraße zuständig ist.

Zaunbauten sollen Überqueren verhindern

Gemeinsam mit der Stadt München beratschlagt Blesch, wie sie die Füchse daran hindern können, in den Garten zu gelangen. Diskutiert werden Zaunbauten, die es den Tieren erschweren, sie zu überzuspringen oder sich durchzugraben. Das sei allerdings eine "hochaufwendige Geschichte", sagt Blesch. Der Fuchs sei wohl besonders kreativ darin, sich neue Wege zu bahnen. Als weitaus weniger störend werden Wildtiere wie Igel oder Eichhörnchen empfunden, die sich ebenfalls in Stadtgebieten wohlfühlen.

Insgesamt, so Sebastian Ziegler vom Bayerischen Jagdverband, gibt es viele Wildtiere in der Stadt. "Da ist schon einiges an Tierwelt, das sich mit uns den Lebensraum Stadt oder Ort teilt", sagt Ziegler.

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