Der Journalist Uwe Ritzer aus Nürnberg warnt vor einer Wasserkrise. Mit seinem Buch "Zwischen Dürre und Flut" will er aufklären über die Problematik, aber keine Panik schüren. Im BR24live forderte er die Politik auf, zu handeln.
"Wasser ist ein Allgemeingut und das einzige Wirtschaftsgut, das sich Unternehmen umsonst in Bayern aus der Erde holen dürfen und damit privatwirtschaftliche Gewinne einfahren dürfen." Uwe Ritzer, Journalist und Autor
Das betreffe die Industrie, die Landwirtschaft aber auch Unternehmen, wie etwa Mineralwasserproduzenten. Es sei eine soziale Unwucht, wenn Privateigentümer aus der Leitung das Wasser bezahlen müssen, aber Unternehmen nicht. Es brauche deshalb einen Wasser-Cent, das heißt, dass auch Unternehmen für die Entnahme von Wasser bezahlen müssen.
- Zum Artikel: Wer darf in Franken wie viel Wasser nutzen?
Wasservorräte gehen zur Neige
Insgesamt seien viele Initiativen notwendig, um das Wasserproblem in den Griff zu bekommen. Denn auch wenn es jetzt gerade viel Niederschlag gibt, werde ein verregneter Sommer das Problem nicht lösen, "dass unsere Wasservorräte langsam aber sicher zu Neige gehen“. Zwar habe die Bundesregierung vor einigen Wochen eine Nationale Wasserstrategie verabschiedet, doch die sei nur eine Wunschliste. Es brauche mehrere Initiativen, besonders auf kommunaler Ebene.
Einzelner könne wenig tun, Industrie ist gefragt
128 Liter Wasser verbraucht jeder Deutsche im Durchschnitt pro Tag. "Wenn jeder einzelne Wasser spart, indem er keinen Pool in den Garten stellt und nicht stundenlang den Rasensprenger laufen lässt, ist das nicht die Lösung des Problems." Das mache das Kraut nicht fett, so Ritzer. Denn drei Viertel des Wasser das in Deutschland jedes Jahr verbraucht wird, geht in die Industrie, Landwirtschaft und in Unternehmen. Und da gebe es keine Anreize von Seiten der Politik zu sparen.
Wasserentnahme: Behörden sind ahnungslos
Die beiden Journalisten Angelika Kleinhenz von der Main-Post und BR-Journalist Pirmin Breninek haben monatelang recherchiert, um herauszufinden, wer, wo, wieviel Wasser in der Trockenregion Unterfranken entnimmt. Doch das Ergebnis ist ernüchternd, erklärten die beiden Journalisten bei BR24live:
"Niemand hat den Durchblick, wer wieviel Wasser entnimmt. (...) In Bayern gibt es keine zentrale Datenbank, in der alle Wasserentnahmen erfasst werden." Angelika Kleinhenz, Reporterin Main-Post
Über 2000 Wasserrechtsbescheide haben die beiden ausgewertet und dabei erfahren, dass Meldepflichten oft nicht eingehalten würden. Außerdem würden viele Wasserentnahme-Erlaubnisse unbefristet gelten: Das gehe auf alte Wasserentnahmeregelungen zurück, die aus einer Zeit kommen, wo man dachte, Wasser ist unbegrenzt vorhanden, so Reporterin Kleinhenz.
Unterfränkische Regierung will Problem anpacken
Die Regierung von Unterfranken habe nun angekündigt, unbefristete Bescheide sukzessive anzugehen. Auf Anfrage beim Bayerischen Umweltministerium hat Umweltminister Thorsten Glauber mitgeteilt, er erwarte von den Behörden einen konsequenten und strengen Vollzug.
Knackpunkt sei jedoch das fehlende Personal, so Kleinhenz. "Viele Stellen sind weggefallen. Ämter sind heillos überlastet." Dazu müsste die Digitalisierung besser genutzt werden oder erst einmal aufgebaut werden.
Wasserentnahme-Datenbank: Vorbild Niedersachsen
Vorbild könnte dabei Niedersachsen sein. Dort gibt es bereits seit 2010 eine öffentlich einsehbare Datenbank, in der alle Wasser-Entnehmer aufgelistet sind und jeder nachlesen kann. Auch Angelika Kleinhenz ist überzeugt, dass Bayerns Politik handeln muss. Denn "Wasser, das nichts kostet ist auch nichts wert: Wir müssen auch in Bayern an einen Wasser-Cent denken,“ sagt sie in BR24Live.
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