Die Deutsche Bahn wird anders als geplant kein ICE-Instandhaltungswerk im Raum Nürnberg bauen. Das teilte ein Teilnehmer des Runden Tisches mit, zu dem die Bahn am Vormittag nach Nürnberg geladen hatte. Diese Information sei offiziell, erklärte der Bürgermeister der Marktgemeinde Feucht, Jörg Kotzur, wo bis zuletzt ein Standort für das geplante Werk im Gespräch war.
Deutsche Bahn: Suche nach Alternativen außerhalb Bayerns
Die Deutsche Bahn hat bestätigt, dass sie ihren Plan für ein ICE-Instandhaltungswerk im Raum Nürnberg fallen lässt. Nach Angaben des Beauftragten der Deutschen Bahn in Bayern, Klaus-Dieter Josel, gebe es dafür keinen geeigneten Standort.
Die Bahn plane nun nirgends in Bayern den Bau eines weiteren ICE-Werks, sagte Josel in einer Pressekonferenz im Nürnberger DB Museum. Die Suche nach einem alternativen Standort werde in anderen Bundesländern stattfinden.
MUNA-Gelände in Feucht nicht für ICE-Werk geeignet
Die Bahn hatte anfangs neun Standorte in Betracht gezogen. Schließlich brachte sie drei Standorte in ein Raumordnungsverfahren ein. Daraus ging allein das ehemalige Munitionslager in Feucht bei Nürnberg als möglicher Standort hervor.
Bahn-Manager Josel erklärte, die Bahn habe den Standort MUNA genau geprüft, doch habe er sich als nicht geeignet erwiesen. Der Beauftragte der Bahn für ein neues ICE-Werk, Carsten Burmeister sagte: Die MUNA sei "ein anspruchsvoller Standort". Es gebe dort eine hohe Belastung mit Kampfmitteln. Josel ergänzte, es habe nicht an den Kosten gelegen, warum sich die Bahn, von ihren Plänen im Raum Nürnberg zurückziehe.
Instandhaltungswerke wichtig für Verkehrswende
Wie Josel sagte, benötige die Bahn neue Instandhaltungswerke, um steigenden Fahrgastzahlen und dem geplanten Deutschlandtakt gerecht zu werden. Beim angestrebten Deutschlandtakt soll der Fahrplan so angepasst werden, dass jede Stunde beziehungsweise jede halbe Stunde ein Zug von Stadt zu Stadt fährt.
Josel bedauerte, dass es kein neues ICE-Werk im Raum Nürnberg gebe, denn "der Raum Nürnberg wäre die richtige Region gewesen". Wörtlich erklärte er: "Am Ende mussten wir leider feststellen: Es gibt hier im Raum Nürnberg keinen Standort, der für die Ansiedlung eines ICE-Werks geeignet wäre." Die Bahn habe "sehr viel Zeit und Mühe in die Standortsuche gesteckt". Doch ohne einen geeigneten Standort habe die Bahn keine Handlungsoptionen. "Das müssen wir anerkennen."
Enttäuschung bei Eisenbahngewerkschaft
Der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und langjährige SPD-Bundestagsabgeordnete aus Nürnberg, Martin Burkert, spricht angesichts der Entscheidung der Bahn von einem "schwarzen Donnerstag für Nürnberg". Dass es in der Metropolregion Nürnberg nicht möglich sei, ein neues und hochmodernes ICE-Werk mit zahlreichen neuen Arbeitsplätzen zu bauen, habe er nicht für möglich gehalten. "Damit ist die Metropolregion Nürnberg sicherlich auch für mögliche Investoren für industrielle Ansiedlung eher abschreckend", so der EVG-Vorsitzende.
Der Nürnberger Gewerkschaftsvorsitzende warnt vor Interessens- und Zielkonflikten bei solchen Projekten innerhalb der Klimaschutzbewegung. "Die Verkehrswende zugunsten der Schiene ist eminent notwendig für den Kampf gegen den Klimawandel und wird deshalb von vielen Menschen herbeigesehnt. Aber sie braucht auch die notwendige Infrastruktur. Darüber sollten auch die Umweltschutzverbände nachdenken", sagt der EVG-Vorsitzende.
Großer Widerstand in der Bevölkerung
In der Vergangenheit hatten sich Naturschützer und Bürgerinitiativen immer wieder vehement gegen den Bau des geplanten ICE-Werks gestemmt. Im Falle des möglichen Standorts in Feucht befürchteten die Projekt-Gegner "ein zweites Milliardengrab wie Stuttgart 21". Diese Sorgen sind mit der Absage der Deutschen Bahn an das Großprojekt nun vom Tisch.
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