Alter Schnupftabakbehälter mit König Ludwig ll.-Portrait-Malerei.
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Schnupftabakdose

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Deutschlands ältester Schnupftabakhersteller stellt Betrieb ein

Deutschlands ältester Schnupftabakhersteller stellt Betrieb ein

Eine neue EU-Richtlinie für Tabak bringt Bürokratie mit sich: Die Lieferkette muss demnach genau dokumentiert werden. Einem Traditionsbetrieb in der Herstellung von Schnupftabak bei Regensburg wird das zu viel. Der Schnupftabakfabrikant hört auf.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Der nach eigenen Angaben älteste Schnupftabakhersteller Deutschlands, die Bernard-GmbH in Sinzing bei Regensburg, will nach 291 Jahren den Betrieb einstellen. Grund dafür ist nach Firmenangaben die 3. Tabakproduktrichtlinie (TPD 3) der Europäischen Union, derzufolge auch für Schnupftabak die Lieferkette genau dokumentiert werden muss.

  • Zum Artikel: Das Ende der bayerischen Traditionsunternehmen?

Schnupftabakhersteller: Zu viel Bürokratie

Die Geschäftsführerin des Unternehmens, Toni Alhäuser-Clausen, teilte dem BR mit, das Unternehmen könne die EU-Richtlinie, die ab Montag, dem 20. Mai (Pfingstmontag), gelte, nicht umsetzen und werde deshalb den Betrieb einstellen.

"Es finden aktuell Gespräche statt, diese sind aber absolut vertraulich. Sollten die Gespräche positiv verlaufen, werden wir unsere Kunden entsprechend informieren", schrieb die Geschäftsführerin. Weitere Angaben könne sie nicht machen und deshalb auch keine Stellungnahme abgeben. Deshalb bleibt im Moment offen, wie viele Mitarbeiter von der Schließung betroffen sind.

Tabak im Steinfläschchen

In ihrem Online-Shop bietet die Manufaktur Bernard derzeit noch mehr als 70 Produkte, darunter den Schnupftabak "Schmalzlerfranzl" in Steingutfläschchen, das Schnupfpulver "Naseweis" und Schnupftücher, an. Ob Bernards bekanntestes Produkt, der "Schmalzlerfranzl", künftig überhaupt noch hergestellt wird ist, unklar.

Das Schicksal der Bernard-GmbH teilten aktuell viele kleine Traditionsbetriebe in Bayern. Neben Bürokratie bereitet auch der Fachkräftemangel und die Nachfolge vielen Unternehmen Sorge.

Erste Tabakfabrik Deutschlands

Gegründet wurde der Schnupftabakhersteller am 31. Januar 1733 als "Fürstlich Isenburgsche privilegierte Schnupftabakfabrik" im heute hessischen Offenbach am Main von Johann Nikolaus Bernard (1709–1780). Damit war das Unternehmen nach eigenen Angaben die erste Tabakfabrik in Deutschland. Zuvor war Tabak aus England, den Niederlanden und Spanien eingeführt worden, was den einzelnen kleinen Herrschaften des Heiligen Römischen Reichs hohe Einfuhrzölle bescherte.

1812 gründete das Unternehmen Bernard aus zollrechtlichen Gründen eine Zweigniederlassung mit Fabrikation in Regensburg. Dieser Betrieb im Zanthaus an der Gesandtenstraße war bis 1999 in Betrieb und verbreitete wegen der darin verarbeiteten Tabake und Essenzen im ganzen Zentrum einen angenehmen Duft. Bis zu 350 Menschen arbeiteten in dieser Fabrik.

Schnupftabakfabrik wurde zum Museum

Heute ist in den früheren Räumen das städtische Museum "Document Schnupftabakfabrik" untergebracht, in dem ein Mahlwerk, ein sogenannter Kollergang, zum Zerkleinern und Mischen von Tabak und ein Stampfwerk zu besichtigen sind. 1999 wurde die heute noch weitgehend per Handarbeit vorgenommene Produktion in den Regensburger Vorort Sinzing verlagert.

Schnupftabak aus Niederbayern stellt weiterhin die Pöschl Tobacco Group in Geisenhausen bei Landshut her. Dieses Unternehmen, das nach eigenen Angaben weltweit die größte Schnupftabakfabrik ist, führt auch die Tradition der Schnupftabakfabrik Perlesreuth bei Freyung weiter.

Im Video: Dahoam in Bayern - Der Schnupftabak

Schnupftabak im Video: Dahoam in Bayern
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Schnupftabak im Video: Dahoam in Bayern

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