Die Jagd boomt. Immer mehr Menschen wollen auf den Jägerstand - doch noch immer hält sich die Vorstellung von einem sehr männlichen Interesse. Maria Kreis ist eine, die diese Vorstellung widerlegt: Die zierliche 26-Jährige mit den langen blonden Haaren will Jägerin werden. Dafür sitzt sie im Unterricht in der Jägerschule Zilker in Pfaffenhofen, gemeinsam mit 13 weiteren Männern und Frauen zwischen 15 und 64 Jahren. Sie alle sind auf dem Weg, ihren Jagdschein zu machen.
Über 70.000 Jägerinnen und Jäger in Bayern
Aktuell gibt es in Bayern rund 70.000 Menschen mit einem Jagdschein - so viele wie noch nie zuvor. Und auch immer mehr Frauen interessieren sich für die Ausbildung. Vor zehn Jahren lag der Frauenanteil noch bei zehn Prozent. Mittlerweile ist er auf rund 30 Prozent angestiegen. Maria Kreis ist also keine Ausnahme mehr. Die 26-Jährige arbeitet als Sachbearbeiterin. Doch das Jägersein liegt ihr quasi in den Genen.
Faszination Natur
Seit ihrer Kindheit begleitet Maria Kreis ihren Vater, der Jäger ist. Von ihm hat sie schon viel über die Jagd und den Wald gelernt. Schließlich traf sie die Entscheidung, den Jagdschein zu machen. "Mich fasziniert einfach die Jagd an sich, die Natur. Ich gehe nicht einfach mit dem Hund spazieren, sondern ich gehe durchs Revier. Und schaue meinen Bestand an." Seit Oktober besucht sie zweimal pro Woche den Kurs in der Jägerschule. Bis zum Jagdschein ist der Weg noch weit.
Der Anfang zum Jagdschein ist schwer, das Ende weit
Der Stundenplan der angehenden Jägerinnen und Jäger ist vollgepackt: Waffen, Pflanzen, Tiere, Hygiene, Rechte. Ein umfangreiches theoretisches Wissen müssen sie sich aneignen: "Man muss eigentlich alles wissen, von den Blumen, von den Tierarten, alles. Am Anfang ist das schwer, aber wenn man ein bisschen was weiß, macht es richtig Spaß“, sagt Maria Kreis. Insgesamt 120 Stunden Theorie absolviert sie, dazu noch 60 Stunden Praxis und obendrauf noch das Schießtraining.
Das Töten von Tieren, das viele abschreckt, gehört für die angehende Jägerin Maria Kreis mit dazu. Erste Erfahrungen hat sie schon gemacht. Angst oder Hemmung werde sie mal keine haben, meint die 26-Jährige. Neben der Jagd geht es als Jäger auch viel um den Schutz des Waldes. Arten- und Naturschutz ist für viele eine Motivation, die umfangreiche Ausbildung zu machen.
Der Jagdschein: Das "grüne Abitur"
Am Ende der Ausbildung steht dann eine schriftliche und mündliche Prüfung: "Das ist schon schwer. Vor allem die mündliche Prüfung, da sind sie sehr streng. Auch der Umgang mit Waffen ist wichtig. Da darf kein Fehler passieren, sonst bist du raus und musst wiederholen", berichtet Cornelia Zilker, Leiterin der Jagdschule in Pfaffenhofen. Sie selbst hat vor 30 Jahren ihren Jagdschein gemacht. Damals war sie als Frau noch eine große Ausnahme. Auch, dass sie jetzt Leiterin einer Jagdschule ist, war für viele anfangs schwer zu akzeptieren.
Als Jägerin sich in einer Männerwelt durchsetzen
Als sie die Jagdschule vor einigen Jahren übernahm, reagierten viele ihrer männlichen Kollegen mit Unverständnis: "Du? Das kannst du nicht. Das schaffst du nicht. Das waren die Reaktionen damals", erinnert sich Cornelia Zilker. Mittlerweile hat sie viele Anfragen - auch von vielen Frauen. "Die sind sehr zielstrebig. Sowohl in den Prüfungen, als auch im Wald. Das macht mich schon stolz", meint sie.
Jagd-Ausbildung: kein günstiges Vergnügen
Die Ausbildung ist langwierig und kompliziert - und nicht ganz billig. Etwa 1.400 Euro kostet der Kurs, dazu kommen Lehrmaterialien, Gebühren für den Schießstand und die Prüfungen. Und auch danach braucht man als Jägerin oder Jäger einiges an Ausrüstung. Maria Kreis ist schon ganz gut ausgestattet: "Hosen, Jacken, Hut, Mützen, Fernglas. Bloß das Gewehr fehlt mir noch, aber da lasse ich mir noch Zeit, bis ich alles bestanden habe", sagt sie und lacht. Die Prüfungen stehen im Mai und Juni an. Maria Kreis ist optimistisch. "Das wird schon!"
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