Lukas und Philipp seifen das Löschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Neuhaus an der Aisch ein, damit es für den nächsten Einsatz wieder sauber bereitsteht. Danach rollen die beiden 14-Jährigen die Schläuche auf und unterstützen den Gerätewart.
Bei einer Feuerwehr gibt es immer was zu tun und deshalb haben sich die Jungs dort für ein Freiwilliges Soziales Schuljahr entschieden. Auf einer Informationsveranstaltung hatten sie in der Schule von dieser Möglichkeit erfahren und sich gleich angemeldet. Denn die Beiden sind bereits in der Jugendfeuerwehr aktiv und möchten sich darüber hinaus noch mehr im Ehrenamt einbringen.
Zu zweit unschlagbar
Um die 80 Stunden in einem Schuljahr vollzumachen, packen sie nachmittags nach der Schule und auch in den Ferien mit an. "Immer wenn eine helfende Hand gebraucht wird, sind sie da", freut sich Jugendwart Christoph Schmidt. Gleichzeitig gibt er ihnen einen vertiefenden Einblick in die Technik, Teamarbeit und mehr.
Lukas und Philipp gefällt auch, dass sie das FSSJ zu zweit absolvieren können. "Das macht einfach mehr Spaß und wir können uns gegenseitig unterstützen", sagen sie übereinstimmend. Schließlich besteht ein Trupp bei der Feuerwehr auch immer aus zwei Personen. Besonders gut gefällt Lukas und Philipp, wenn sie an der Seifenkiste schrauben können. Denn sie soll für das nächste Feuerwehrrennen im Landkreis fit gemacht werden.
FSSJ noch wenig bekannt
Obwohl das FSSJ schon vor rund 20 Jahren von der Caritas im Landkreis Neustadt an der Aisch – Bad Windsheim ins Leben gerufen wurde, ist es weit weniger bekannt als das bundesweite FSJ. In diesem Schuljahr beteiligen sich rund tausend Schülerinnen und Schüler über die Caritas-Standorte in Bayern. Sie können unter zahlreichen Einsatzstellen wählen, ob Tierpflege, Unterhaltung von Senioren, Assistenz beim Sportverein, Anleitung von Kinder- und Jugendgruppen, Hausaufgabenhilfe, kirchliche Arbeit, Hilfs- und Rettungsdienste oder Naturschutz.
Angeboten wird das FSSJ für Schülerinnen und Schüler ab der 8. Klasse in allen Schularten. Ein solches Ehrenamt könne man auch zur Berufsorientierung nutzen, heißt es im Caritas-Freiwilligenzentrum in Neustadt an der Aisch.
Verpflichtendes Gesellschaftsjahr ist umstritten
Aus den Reihen der CSU gab es schon häufiger die Forderung nach einem verpflichtenden Gesellschaftsjahr. Bereits im Sommer 2022 hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier so einen Pflichtdienst angestoßen, der in sozialen Einrichtungen absolviert werden könnte.
Doch die Idee ist umstritten: Einige sehen darin einen sinnvollen Dienst fürs Allgemeinwohl, andere kritisieren es als Verstaatlichung eines Lebensjahrs. Für einige Verbände ist es eine Chance, andere warnen vor zu viel Zwang. Sie fordern vielmehr eine bessere Finanzierung der existierenden Freiwilligendienste. Auch die Koordination des FSSJ hängt mitunter von den Geldern im Landkreis ab.
Freiwillige langfristig gewinnen
Den Vertrag für das FSSJ hat der Kommandant Patrick Sorger beim Jugendzentrum Fortuna Kulturfabrik in Höchstadt an der Aisch bekommen. Darin sind Arbeitsumfang, Versicherung, Daten- und Jugendschutz und vieles mehr enthalten. Er wünscht sich, dass das FSSJ noch bekannter wird. Denn für alle Beteiligten sei es ein Gewinn, sagt er. "Wir bekommen Unterstützung durch die Freiwilligen und die Jugendlichen können sich in ihrer Persönlichkeit weiterentwickeln."
Die Website Durchstarter FSSJ der Caritas erleichtert den Zugang zu allen Infos und freien Einsatzstellen. Wer Jugendliche im Rahmen des FSSJ einbinden möchte, kann sich ebenfalls online registrieren. Erfahrungen haben gezeigt, dass viele Jugendliche nach dem FSSJ ihrer Einsatzstelle treu bleiben. Damit kann dem befürchteten Nachwuchsmangel in Vereinen entgegengewirkt werden.
Lob und gutes Zeugnis
Wie alle FSSJler, die die 80 Stunden während eines Schuljahres erfolgreich abgeleistet haben, werden Lukas und Philipp im Sommer ein Zeugnis zur Bestätigung ihres sozialen Einsatzes bekommen, das sie auch für den weiteren beruflichen Werdegang nutzen können. Und die Freiwillige Feuerwehr Neuhaus an der Aisch wird sich nach diesem positiven Jahr auf jeden Fall nach neuen FSSJlern umschauen. Denn was Lukas und Philipp angeht, sind die Feuerwehrkameraden und -kameradinnen voll des Lobes.
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