Die Wilhelm-Burkhardt-Straße im Neubaugebiet
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Die Wilhelm-Burkhardt-Straße im Neubaugebiet von Allersberg: Der Streit um den Straßennamen geht weiter.

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Ehrung für SA-Mann: Kein Ende im Streit um Straßennamen

Ehrung für SA-Mann: Kein Ende im Streit um Straßennamen

Der Markt Allersberg hat 2021 eine Straße nach dem SA-Mann Wilhelm Burkhardt benannt. Der war dort nach dem Krieg kurz Bürgermeister. Eine Initiative fordert, die Entscheidung zurücknehmen. Doch der Streit geht weiter – auch weil einer schweigt.

Über dieses Thema berichtet: Stadt Land Leute am .

Das Thema Wilhelm-Burkhardt-Straße wühlt die Allersberger auf. Knapp 9.000 Menschen wohnen in der Gemeinde im südlichen Mittelfranken. Die Initiative "Allersberg ist bunt" hat zu einer Podiumsdiskussion eingeladen – und prominente Unterstützer für eine Umbenennung eingeladen. Es müssen zusätzliche Stühle in den Kolpingsaal geschafft werden. Wilma Kinzler freut sich über die Resonanz. Sie hat vor einem Jahr Unterschriften gegen die Wilhelm-Burkhardt-Straße gesammelt. Der Bürgerantrag, den sie und ihre Mitstreiter eingebracht hatten, scheiterte jedoch im Marktgemeinderat.

Der Bürgermeister taucht ab

Die Entscheidung über den Straßennamen fiel denkbar knapp aus. 20 Gemeinderäte gibt es im Markt Allersberg. Zehn waren gegen die Ehrung für Burghardt, zehn dafür. Den Ausschlag gab die Stimme des Bürgermeisters. Daniel Horndasch ist parteilos-unabhängig. Die Veranstalter der Podiumsdiskussion haben auch ihn eingeladen. Doch Horndasch schweigt und sagte ab, die Entscheidung zum Straßennamen sei gefallen.

Damit will sich die Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg nicht zufriedengeben. Sie fordert eine Rücknahme der Benennung, sagt deren Vize Dieter Rosner. Übrigens ist auch Allersberg Mitglied der Allianz. Rosner kann nicht nachvollziehen, dass sich der Bürgermeister der kontroversen Diskussion nicht stellt. "Ich finde, es ist kein guter Stil. Der Bürgermeister hätte heute Abend hier sein sollen."

Ein bundesweit einmaliger Fall

Auch die Gesprächs-Anfrage des Bayerischen Rundfunks hat der Bürgermeister von einer Mitarbeiterin absagen lassen. Ludwig Spaenle ist der Antisemitismusbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung. Er sitzt auf dem Podium und kann die Beweggründe des Bürgermeisters zur Straßenbenennung nicht nachvollziehen. Es sei bundesweit einmalig, dass im Jahr 2021 eine Straße nach einem Mann benannt werde, der Mitglied in der SA war, sagt er. Sonst seien die Debatten um Straßennamen genau umgekehrt, unterstreicht Spaenle. In Kommunen würde darüber diskutiert, wie Straßen, die vor Jahrzehnten nach in der NS-Zeit belasteten Personen benannt wurden, wieder umbenannt werden könnten.

Historiker spricht von "Ehrung zu Unrecht"

Der Historiker Gregory Bey hat in einer wissenschaftlichen Arbeit Burkhardts Nazi-Vergangenheit erforscht. Im Jahr 1934 war der für kurze Zeit Mitglied in der Nazi-Terrorgruppe SA, die Juden und Andersdenkende brutal verfolgte. Nach dem Krieg setzten die Amerikaner Burkhardt für einige Monate als Bürgermeister ein. "Auf der einen Seite hat man die Mitgliedschaft in der SA. Jeder, der ihr beitrat, wusste worauf er sich einlässt", wägt Bey in seiner Arbeit ab, die sich auf die Auswertung alter Akten stützt. "Auf der anderen Seite haben wir eine sehr kurze Amtszeit als Bürgermeister, die sich in keiner Weise als besonders herausragend hervortut." Sein Fazit: Es handelt sich um eine Ehrung zu Unrecht.

Können Entscheidungsträger ihr Gesicht wahren?

Die Marktgemeinde hat angekündigt, eine eigene Untersuchung zur Geschichte des Ortes in der Zeit vor und während des Nationalsozialismus in Auftrag zu geben. Die Allianz gegen Rechtsextremismus hat dazu bereits nachgefragt, sagt Dieter Rosner. "Wir haben bislang noch keine Unterlagen vorliegen." Details und Zeitplan kennt an diesem Abend keiner. Ludwig Spaenle setzt Hoffnung auf die Studie. Auf die könnten sich die Allersberger Kommunalpolitiker dann berufen, wenn sie ihre bisherige Entscheidung zur Wilhelm-Burkhardt-Straße zurücknehmen wollten. Für Spaenle eine Möglichkeit, dass "man den Verantwortungsträgern einen Weg baut, bei dem sie ihr Gesicht wahren können".

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