Sie wiegt nur wenige Gramm, doch sobald sie ihre Flügel aufspannt, kommt die Kleine Hufeisennase auf stattliche 25 Zentimeter Spannweite. Wenn sie schläft, wickelt sie sich wie Graf Dracula in die Flughaut ein – das macht außer der Großen und der Kleinen Hufeisennase keine andere Fledermausart. Im "Banzerhaus" in Waischenfeld im Landkreis Bayreuth kann man das per Webcam (externer Link) betrachten: Hier hält sich in den warmen Monaten eine kleine Gruppe der nur noch etwa 70 Kleinen Hufeisennasen in der Fränkischen Schweiz auf. Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) beobachtet sie nicht nur, er sorgt auch für ihren Schutz.
- Zum Hintergrund: Fledermäuse – Lautlose Jäger der Nacht
Fledermausquartier "Banzerhaus"
In der Fränkischen Schweiz kam die Kleine Hufeisennase früher häufig vor, doch sie galt lange als ausgestorben, erzählt Nicole Meier vom LBV im ehemaligen Wohnzimmer des Banzerhauses, das sich an einer Straße zwischen der Wiesent und dem Wald befindet, nur wenige Schritte vom Rathaus entfernt. Im Jahr 2016 hätte zum ersten Mal nach einem Vierteljahrhundert Nachwuchs der Kleinen Hufeisennase in der Region nachgewiesen werden können. "Wahrscheinlich handelt es sich aber nur um einen Restbestand von 60 bis 70 Tieren", bedauert Nicole Meier, die das Schutzprojekt "Hilfe für Hufis" (externer Link) koordiniert.
Seltene Untermieter
Eine Gruppe dieser sehr seltenen und stark bedrohten Kleinen Hufeisennasen hat sich bereits seit vielen Jahren das Banzerhaus als "Sommerresidenz" ausgesucht. "In diesem Jahr sind es neun erwachsene und ein Jungtier, die auf dem Dachboden und in den Gewölbekellern des Hauses übertagen", sagt Nicole Meier. "Die früheren Besitzer des Hauses wussten, dass auf dem Dachboden Fledermäuse leben. Dass es sich um eine sehr seltene Art handelt, wussten sie nicht."
Investition in die Zukunft der "Hufis"
Im Jahr 2021 hat der LBV das unbewohnte, mindestens 100 Jahre alte Banzerhaus mithilfe einer Förderung vom Bayerischen Naturschutzfonds erworben und erste Optimierungsmaßnahmen für die kleine Kolonie durchgeführt: Durchflüge geschaffen, die Lieblingsplätze der Bewohner mit Wärmeplatten ausgestattet und mit Spanplatten vor ihrem Fressfeind, dem Marder, geschützt. Weitere Sanierungsmaßnahmen folgen in den kälteren Monaten, wenn die Kleinen Hufeisennasen in Kellern oder Höhlen in der Fränkischen Schweiz überwintern. "Wir wollen die Tiere in der Fränkischen Schweiz vor dem Aussterben bewahren", sagt Nicole Meier.
Schutzprojekt für die Große Hufeisennase als Vorbild
Die Kolonie in Waischenfeld ist eine von vier in der Fränkischen Schweiz, die den Naturschützern bekannt ist. Mit Blick auf die Investition in den Kauf und die Sanierung des Banzerhauses betont die Projektkoordinatorin: "Das Geld, das wir hier in die Kleine Hufeisennase investieren, unterstützt gleichzeitig Unternehmen in der Region."
In der Oberpfalz hat der LBV ein ganz ähnliches Projekt für die Große Hufeisennase durchgeführt. Die bundesweit letzte Population dieser vom Aussterben bedrohten Art hat sich im "Fledermaushaus Hohenburg" deutlich erholt.
Eine Nase wie ein Hufeisen
Wie ihr Name schon sagt, sind die Nasen der Kleinen und Großen Hufeisennase wie Hufeisen geformt. Sie stoßen damit gebündelte Ultraschallrufe zur Orientierung aus – andere Fledermausarten machen das mit dem Mund. Die Hufeisennasen haben den Vorteil, dass sie während des Jagens fressen und weiterhin durch die Nase Ultraschallrufe ausstoßen können. "Andere Arten befinden sich während des Fressens kurze Zeit im Blindflug", erklärt Fledermausexpertin Nicole Meier.
Schlechte Zeiten für Fledermäuse
Die Kleinen Hufeisennasen, Ureinwohner der Fränkischen Schweiz, sind für die Aufzucht ihrer Jungen auf warme, ungestörte Dachböden mit geeigneten Einflugmöglichkeiten angewiesen. Doch solche Unterkünfte sind kaum noch zu finden. In Neubauten oder sanierten Häusern ist kein Platz mehr für diese Untermieter: Unterschlüpfe und versteckte Eingänge werden verfüllt und abgedichtet. Lichtverschmutzung und der Rückgang an Insekten machen den fliegenden Säugetieren zusätzlich zu schaffen. Für den Schutz der Kleinen Hufeisennasen in der Fränkischen Schweiz im Rahmen des Projekts "Hilfe für Hufis" ist der Landesbund für Vogel- und Naturschutz auch auf Spenden angewiesen.
"Batnight": Die Europäische Fledermausnacht
Zur internationalen Batnight am 24. und 25. August 2024 kann man die wendigen Insektenjäger auf zahlreichen Veranstaltungen in ganz Deutschland erleben. Die Batnight findet traditionell am letzten vollständigen Augustwochenende in weltweit 38 Ländern statt. In Bayern organisiert der Landesbund für Vogel- und Naturschutz die "Batnight" und bietet zahlreiche Exkursionen an. Die meisten Veranstaltungen sind für Familien mit Kindern geeignet.
Veranstaltungen des LBV zur Batnight in Mittel- und Oberfranken
Für alle Veranstaltungen ist eine Anmeldung beim jeweiligen LBV Ortsverein erforderlich.
Familienführung/Wanderung in Stein
Samstag, 24.08.2024, um 19.00 Uhr
Treffpunkt Eingang Faberpark Stein
Geeignet für Familien mit Kindern ab acht Jahren.
Fledermäuse – Akrobaten der Nacht: Exkursion in Roth
Samstag, 24.08.2024, von 20.00 Uhr bis 21.30 Uhr
Treffpunkt: Parkplatz Schleifweiher Roth
Geeignet für Jugendliche ab 12 Jahren.
Fledermäuse an Bord - nächtliche Schiffstour auf dem Altmühlsee in Gunzenhausen
Sonntag, 25.08.24, von 20.30 Uhr bis 22.00 Uhr
Geeignet für Kinder von sechs bis 16 Jahren und Familien
Kostenpflichtiges Angebot, Anmeldung beim LBV in Roth.
Abendlicher Fledermausspaziergang in Rödental
Freitag, 23.08.2024, um 20.00 Uhr
Treffpunkt Schwanensee Rosenau in Rödental
Mitzubringen: starke Taschenlampen
Achtung: Bei starkem Wind oder Dauerregen/Gewitter fällt die Veranstaltung aus.
Familienführung Schlosspark Fantaisie Eckersdorf (Lkr. Bayreuth)
Samstag, 24.08.24, 19.00 Uhr: bereits ausgebucht.
Exkursion in Helmbrechts
Samstag, 24.08.2024, von 19.30 Uhr bis 22.00 Uhr
LBV-Ökostation Helmbrechts
Geeignet für Familien.
Abendlicher Fledermausspaziergang in Rödental
Freitag, 23.08.2024, um 20.00 Uhr
Treffpunkt Schwanensee Rosenau in Rödental
Mitzubringen: starke Taschenlampen
Achtung: Bei starkem Wind oder Dauerregen/Gewitter fällt die Veranstaltung aus.
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