Eine kleine Fledermaus hängt kopfüber an einem Felsen.
Bildrechte: LBV/Stefan Masur
Audiobeitrag

Die Kleine Hufeisennase ist stark bedroht. In Waischenfeld in der Fränkischen Schweiz hegt und pflegt der LBV eine der letzten Wochenstuben.

Audiobeitrag
>

Waischenfeld: Ein ganzes Haus für seltene Fledermäuse

Waischenfeld: Ein ganzes Haus für seltene Fledermäuse

In der Fränkischen Schweiz leben nur noch etwa 70 Exemplare der Fledermausart "Kleine Hufeisennase". Die vier Zentimeter langen Insektenjäger gelten als stark gefährdet. Der LBV hat zum Schutz einer der letzten Kolonien ein Gebäude erworben.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Sie wiegt nur wenige Gramm, doch sobald sie ihre Flügel aufspannt, kommt die Kleine Hufeisennase auf stattliche 25 Zentimeter Spannweite. Wenn sie schläft, wickelt sie sich wie Graf Dracula in die Flughaut ein – das macht außer der Großen und der Kleinen Hufeisennase keine andere Fledermausart. Im "Banzerhaus" in Waischenfeld im Landkreis Bayreuth kann man das per Webcam (externer Link) betrachten: Hier hält sich in den warmen Monaten eine kleine Gruppe der nur noch etwa 70 Kleinen Hufeisennasen in der Fränkischen Schweiz auf. Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) beobachtet sie nicht nur, er sorgt auch für ihren Schutz.

Fledermausquartier "Banzerhaus"

In der Fränkischen Schweiz kam die Kleine Hufeisennase früher häufig vor, doch sie galt lange als ausgestorben, erzählt Nicole Meier vom LBV im ehemaligen Wohnzimmer des Banzerhauses, das sich an einer Straße zwischen der Wiesent und dem Wald befindet, nur wenige Schritte vom Rathaus entfernt. Im Jahr 2016 hätte zum ersten Mal nach einem Vierteljahrhundert Nachwuchs der Kleinen Hufeisennase in der Region nachgewiesen werden können. "Wahrscheinlich handelt es sich aber nur um einen Restbestand von 60 bis 70 Tieren", bedauert Nicole Meier, die das Schutzprojekt "Hilfe für Hufis" (externer Link) koordiniert.

Seltene Untermieter

Eine Gruppe dieser sehr seltenen und stark bedrohten Kleinen Hufeisennasen hat sich bereits seit vielen Jahren das Banzerhaus als "Sommerresidenz" ausgesucht. "In diesem Jahr sind es neun erwachsene und ein Jungtier, die auf dem Dachboden und in den Gewölbekellern des Hauses übertagen", sagt Nicole Meier. "Die früheren Besitzer des Hauses wussten, dass auf dem Dachboden Fledermäuse leben. Dass es sich um eine sehr seltene Art handelt, wussten sie nicht."

Bildrechte: LBV
Bildbeitrag

Das als "Banzerhaus" bekannte Gebäude in Waischenfeld, das vom LBV für die Kleine Hufeisennase optimiert und saniert wird.

Investition in die Zukunft der "Hufis"

Im Jahr 2021 hat der LBV das unbewohnte, mindestens 100 Jahre alte Banzerhaus mithilfe einer Förderung vom Bayerischen Naturschutzfonds erworben und erste Optimierungsmaßnahmen für die kleine Kolonie durchgeführt: Durchflüge geschaffen, die Lieblingsplätze der Bewohner mit Wärmeplatten ausgestattet und mit Spanplatten vor ihrem Fressfeind, dem Marder, geschützt. Weitere Sanierungsmaßnahmen folgen in den kälteren Monaten, wenn die Kleinen Hufeisennasen in Kellern oder Höhlen in der Fränkischen Schweiz überwintern. "Wir wollen die Tiere in der Fränkischen Schweiz vor dem Aussterben bewahren", sagt Nicole Meier.

Schutzprojekt für die Große Hufeisennase als Vorbild

Die Kolonie in Waischenfeld ist eine von vier in der Fränkischen Schweiz, die den Naturschützern bekannt ist. Mit Blick auf die Investition in den Kauf und die Sanierung des Banzerhauses betont die Projektkoordinatorin: "Das Geld, das wir hier in die Kleine Hufeisennase investieren, unterstützt gleichzeitig Unternehmen in der Region."

In der Oberpfalz hat der LBV ein ganz ähnliches Projekt für die Große Hufeisennase durchgeführt. Die bundesweit letzte Population dieser vom Aussterben bedrohten Art hat sich im "Fledermaushaus Hohenburg" deutlich erholt.

Eine Nase wie ein Hufeisen

Wie ihr Name schon sagt, sind die Nasen der Kleinen und Großen Hufeisennase wie Hufeisen geformt. Sie stoßen damit gebündelte Ultraschallrufe zur Orientierung aus – andere Fledermausarten machen das mit dem Mund. Die Hufeisennasen haben den Vorteil, dass sie während des Jagens fressen und weiterhin durch die Nase Ultraschallrufe ausstoßen können. "Andere Arten befinden sich während des Fressens kurze Zeit im Blindflug", erklärt Fledermausexpertin Nicole Meier.

Schlechte Zeiten für Fledermäuse

Die Kleinen Hufeisennasen, Ureinwohner der Fränkischen Schweiz, sind für die Aufzucht ihrer Jungen auf warme, ungestörte Dachböden mit geeigneten Einflugmöglichkeiten angewiesen. Doch solche Unterkünfte sind kaum noch zu finden. In Neubauten oder sanierten Häusern ist kein Platz mehr für diese Untermieter: Unterschlüpfe und versteckte Eingänge werden verfüllt und abgedichtet. Lichtverschmutzung und der Rückgang an Insekten machen den fliegenden Säugetieren zusätzlich zu schaffen. Für den Schutz der Kleinen Hufeisennasen in der Fränkischen Schweiz im Rahmen des Projekts "Hilfe für Hufis" ist der Landesbund für Vogel- und Naturschutz auch auf Spenden angewiesen.

"Batnight": Die Europäische Fledermausnacht

Zur internationalen Batnight am 24. und 25. August 2024 kann man die wendigen Insektenjäger auf zahlreichen Veranstaltungen in ganz Deutschland erleben. Die Batnight findet traditionell am letzten vollständigen Augustwochenende in weltweit 38 Ländern statt. In Bayern organisiert der Landesbund für Vogel- und Naturschutz die "Batnight" und bietet zahlreiche Exkursionen an. Die meisten Veranstaltungen sind für Familien mit Kindern geeignet.

Veranstaltungen des LBV zur Batnight in Mittel- und Oberfranken

Für alle Veranstaltungen ist eine Anmeldung beim jeweiligen LBV Ortsverein erforderlich.

Familienführung/Wanderung in Stein

Samstag, 24.08.2024, um 19.00 Uhr

Treffpunkt Eingang Faberpark Stein

Geeignet für Familien mit Kindern ab acht Jahren.

Fledermäuse – Akrobaten der Nacht: Exkursion in Roth

Samstag, 24.08.2024, von 20.00 Uhr bis 21.30 Uhr

Treffpunkt: Parkplatz Schleifweiher Roth

Geeignet für Jugendliche ab 12 Jahren.

Fledermäuse an Bord - nächtliche Schiffstour auf dem Altmühlsee in Gunzenhausen

Sonntag, 25.08.24, von 20.30 Uhr bis 22.00 Uhr

Geeignet für Kinder von sechs bis 16 Jahren und Familien

Kostenpflichtiges Angebot, Anmeldung beim LBV in Roth.

Abendlicher Fledermausspaziergang in Rödental

Freitag, 23.08.2024, um 20.00 Uhr

Treffpunkt Schwanensee Rosenau in Rödental

Mitzubringen: starke Taschenlampen

Achtung: Bei starkem Wind oder Dauerregen/Gewitter fällt die Veranstaltung aus.

Familienführung Schlosspark Fantaisie Eckersdorf (Lkr. Bayreuth)

Samstag, 24.08.24, 19.00 Uhr: bereits ausgebucht.

Exkursion in Helmbrechts

Samstag, 24.08.2024, von 19.30 Uhr bis 22.00 Uhr

LBV-Ökostation Helmbrechts

Geeignet für Familien.

Abendlicher Fledermausspaziergang in Rödental

Freitag, 23.08.2024, um 20.00 Uhr

Treffpunkt Schwanensee Rosenau in Rödental

Mitzubringen: starke Taschenlampen

Achtung: Bei starkem Wind oder Dauerregen/Gewitter fällt die Veranstaltung aus.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!