Eine Lands-Aid-Mitarbeiterin im Erdbebengebiet
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Ein Jahr Erdbebenhilfe aus Kaufering für Syrien und Türkei

Nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und in Syrien vor einem Jahr leben noch immer Hunderttausende in Zelt- und Containerstädten. Die Hilfsorganisation Landsaid aus Kaufering organisiert dort Hilfsprojekte und sagt: Es gibt noch viel zu tun.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Am 6. Februar 2023 sind bei einem katastrophalen Erdbeben in der Türkei und Syrien fast 60.000 Menschen gestorben. Die Hilfsorganisation Landsaid aus Kaufering organisiert seit einem Jahr mehrere Hilfsprojekte in dem Erdbebengebiet. "Die Lage ist nach wie vor katastrophal, anders kann man es wirklich nicht beschreiben", sagt Landsaid-Projektleiterin Carola Gerhardinger, die vor Kurzem das Erdbebengebiet besucht hat. "Weite Flächen sind voll Geröll und Schutt. Daneben stehen noch abrissreife Häuser, dazwischen die Containerstädte, ab und zu Zelte. Und zwischen all dem probieren die Menschen irgendwie, wieder zurück in die Normalität zu finden."

Arbeit mit Partner-Organisationen in der Türkei und Syrien

Um den Menschen zu helfen, so Landsaid, arbeite man mit verschiedenen Partnerorganisationen vor Ort zusammen. Laut einer Mitteilung von Landsaid konnte etwa die türkische Hilfsorganisation Imece aus Izmir in den ersten Monaten nach den Erdbeben mehr als 30.000 Menschen mit dringend benötigten Grundnahrungsmitteln versorgen, besonders in den schwer getroffenen Dörfern um Gaziantep - mit finanzieller Unterstützung unter anderem von Landsaid und Sternstunden e.V., der Benefizaktion mit dem Bayerischen Rundfunk.

In den Notstandsgebieten auf syrischer Seite habe man mithilfe der libanesischen Partnerorganisation Basmeh & Zeitooneh Emergency Mahlzeiten an Bedürftige ausgegeben.

Landsaid hilft bei Essen, Trinkwasser und Unterkünften

Mehrere Lieferungen von Kleidung und Hygieneartikeln wurden finanziert sowie 20 Tanks für sauberes Trinkwasser, die jeweils 1.000 Liter fassen, für die Menschen in der schwer betroffenen türkischen Provinz Hatay.

Im vergangenen September wurde außerdem ein Foodtruck in Betrieb genommen. Der umgebaute LKW ist mit einer professionellen Gastronomie-Küche ausgestattet. Er fährt seither Zelt- und Containerstädte an, wo er nach Angaben von Landsaid 750 Menschen pro Tag mit warmen Mahlzeiten versorgt. Noch immer leben Hunderttausende Menschen, die durch das Erdbeben obdachlos geworden sind, in solchen provisorischen Unterkünften, so Landsaid.

Für 500 Kinder aus der Provinz Hatay, die bei der Katastrophe ihre gesamten Lernmaterialien in den Trümmern verloren haben, habe Landsaid Schulbücher gekauft. Für noch kleinere Kinder sei ein Container mit Klimaanlage ausgestattet und zum Kindergarten umfunktioniert worden, den 150 Kinder abwechselnd besuchen könnten. Auch 24 Wohn-Container habe Landsaid mit Spendengeldern angeschafft.

Insgesamt "leisteten und leisten wir in neun unterschiedlichen Projekten Hilfe und erreichten damit bisher mehr als 100.000 Menschen in der Türkei sowie 4.000 Menschen in Nordwestsyrien", heißt es in der Mitteilung weiter.

Psychologische Betreuung wird wichtiger

Für Projektleiterin Carola Gerhardinger ist aber auch klar: Es gibt noch sehr viel zu tun. Neben der unmittelbaren Hilfe etwa mit Nahrungsmitteln direkt nach der Katastrophe rücke "psychologische und psychosoziale Betreuung" oft schwer traumatisierter Menschen jetzt mehr in den Fokus, wenn diese zum Beispiel Angehörige beim Erdbeben verloren hätten.

"Kein einziges Gespräch, das ich mit den Leuten vor Ort geführt habe, lief ohne Tränen ab", erzählt Gerhardinger. "Die einfache Frage, wie es einem Menschen geht, führt schon häufig dazu, dass die ersten Tränen fließen." Eine Frau habe ihr erzählt, sie habe bei dem Erdbeben zwölf Familienmitglieder verloren. Und dazu komme die Angst vor weiteren Erdbeben. "Eine Dame hat berichtet: Es reicht schon ein kleiner Windstoß am Zelt, und sie wacht auf, die Kinder wachen auf, fangen an zu weinen, weil das alles noch so nah ist", so Gerhardinger. Auch mittel- und langfristig sei deshalb noch viel zu tun, es werde sicher noch mehrere Jahre dauern, "bis der Zustand dort wieder lebenswert" ist.

Im Video: Hilfe aus Bayern für Betroffene der Erdbeben

Die Menschen in den betroffenen Gebieten sind nach wie vor auf Hilfe von außen angewiesen.
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Die Menschen in den betroffenen Gebieten sind nach wie vor auf Hilfe von außen angewiesen.

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