Die zerstörte Bobbahn am Königssee: Geröll liegt auf der Bahnschale
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Die Komplett-Sanierung der Bob- und Rodelbahn wird voraussichtlich bis Ende 2023 dauern.

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Eisbahn am Königssee: Verband will Teilöffnung 2022/23 erreichen

Eisbahn am Königssee: Verband will Teilöffnung 2022/23 erreichen

Der Bob und Schlittenverband plant mit einem zweiteiligen Wiederaufbau der Bahn, um schnellstmöglich wieder Wettkämpfe abzuhalten. Wie und unter welchen Bedingungen die Bahn wiederaufgebaut werden kann, wird sich im Kreistag entscheiden.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Knapp zwei Monate hat es gedauert, um die Bahn von tonnenweise Geröll zu befreien, das in der Starkregen-Nacht vom 17. auf 18. Juli 2021 die Bahn verwüstete. Stück für Stück können nun die Schäden genauer beziffert, Gutachten erstellt und neue Pläne gemacht werden. Sicher ist aber jetzt schon, dass die Ammoniak-Fernleitung, also die Kälteversorgung der Bahn sowie die Stromversorgung erneuert werden müssen. Außerdem sind rund 80 Prozent der Bahnschale beschädigt und muss mit Betonbauteilen verstärkt werden. Auch die Startgebäude im oberen Abschnitt müssen komplett neu aufgebaut werden. Das teilte das Landratsamt Berchtesgadener Land, der Träger der Bahn auf Anfrage mit.

Wiederaufbau kostet schätzungsweise 10 bis 20 Millionen Euro

Gleichzeitig plant der Sportverband, wie es mit dem Bob- und Rennrodelsport in Bayern weitergeht. Denn die Kunsteisbahn am Königssee war eine bedeutende Kaderschmiede deutscher Profiathleten und Sportförderungsstätte der Bundeswehr. Der Rodel-Verbandschef Thomas Schwab macht sich derzeit immer wieder ein Bild vor Ort. Diese Woche sprach er im BR- Interview von 10 bis 20 Millionen Euro, die der Wiederaufbau voraussichtlich kosten wird.

Unterer Bahnabschnitt könnte im Winter 2022/23 wieder öffnen

Doch sollte die Sanierung nach den Standardverfahren mit allen Genehmigungen und Ausschreibungen ablaufen, könne man mit den Bauarbeiten erst 2023 starten. Das will Thomas Schwab vermeiden. „Dann wäre der Bob- und Rennrodelsport in Bayern tot“, sagt er. Deshalb visiert der Verband einen zweiteiligen Wiederaufbau an. So könne man den unteren Abschnitt für den Bob- und Rodeldamenstart schneller wiedereröffnen. „Mein Ziel wäre, dass wir nächstes Jahr im Dezember auf diesem Teil der Bahn wieder Eis hätten“, so Schwab.

Nachwuchs muss sich durchkämpfen

Doch was bedeutet das für den Bob- und Rodelsport vor den olympischen Winterspielen im kommenden Februar? Für die Profis sei es kein großes Problem, sagt der Profi-Rennrodler Felix Loch. Die Nationalmannschaften trainierten das ganze Jahr über auf verschiedensten Bahnen. Viel schlimmer sei es für die Nachwuchs-Sportler. „Die trifft es doppelt hart, vergangenes Jahr war wegen Corona kaum Training möglich und jetzt ist am Königssee gar kein Training möglich“, sagt er bei einem Ortsbesuch an seiner zerstörten Hausbahn. Momentan seien die Kinder und Jugendlichen nur noch unterwegs, um Trainingsmöglichkeiten zu finden. „Das stimmt mich extrem traurig und ich hoffe, dass viele Kinder trotzdem dabeibleiben und sich durchs Jahr durchkämpfen“, sagt Loch.

Aufbau scheint gesichert, doch wer bezahlt?

Irgendwann werden der Nachwuchs und die Spitzensportler wieder am Königssee trainieren können. Daran gibt es scheinbar keinen Zweifel. Kurz nach dem Hangrutsch haben sich mehrere bayerische Minister sowie der CSU-Bundestagsabgeordnete Peter Ramsauer für einen Wiederaufbau ausgesprochen. Wie genau das geschehen soll, wer es bezahlt und wie die Bahn künftig besser geschützt werden kann, ist allerdings noch unklar.

Umweltrisiko für den Königssee durch Ammoniak-Kühlung

Der Erdrutsch hat den oberen Abschnitt der Bahn massiv zerstört. Dieser Teil wurde nachträglich nach oben erweitert. Und das, obwohl das entsprechende geologische Gutachten kein Risiko bescheinigt hat.

Man kann froh sein, dass kein Ammoniak in den Königssee gelaufen ist, denn das hätte bei der Menge den See biologisch abgetötet. Fraktionssprecher der Grünen im Kreistag Bartl Wimmer.

Die Ammoniak-Leitung ist für die Kühlung entlang der Bahn nötig. Den Grünen ist es enorm wichtig, dass die wasserrechtlichen Sicherheitsvorkehrungen bei einem Wiederaufbau doppelt und dreifach geprüft werden.

Die Grünen wollen Wiederaufbau nur bedingt zustimmen

„Wir werden uns nicht gegen einen Neuaufbau stellen, aber es wird ein paar ganz klare Bedingungen geben“, sagt Bartl Wimmer. Erste und wesentliche Bedingung sei ein glaubhaftes geologisches Gutachten. Die Grünen begleiten die Bobbahn schon seit Jahren kritisch, auch wegen der finanziellen Verpflichtungen für die Kommune. Deshalb ist die zweite Bedingung der Grünen, dass Bund und Land die Kosten für den Wiederaufbau voll übernehmen. Das sieht auch die SPD-Fraktion ähnlich, doch sie möchte sich vorab nicht auf konkrete Bedingungen festlegen. Noch will auch die CSU-Fraktion keine konkrete Aussage machen. Aber sobald die Gutachten und die Schadenssumme vorliegen, wird der Kreistag den Wiederaufbau diskutieren und darüber abstimmen.

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