Flugplatz Landshut-Ellermühle: Es ein kalter, sonniger Tag – perfekt, um etwas Neues auszuprobieren. Pilotin Elke Ritter hilft, den Elektra Trainer aus der Flugzeughalle zu ziehen. Sie hat eine Übungsstunde bei der lokalen Flugschule gebucht. An dem Flugzeug fällt auf, dass es keine bullige Nase wie andere Motormaschinen hat, die hier auch geparkt sind. Bei der Elektra ist die Nase spitz, fast filigran, denn der E-Motor hat, im Gegensatz zu den deutlich größeren Verbrennern, das Format eines mittelgroßen Kochtopfs.
Eine Premiere für beide Seiten
Ihren Ultraleicht-Flugschein hat Ritter eigentlich schon länger, trotzdem ist sie etwas aufgeregt, ohne den gewohnten Verbrennungsmotor zu fliegen: "Ich bin neugierig und ich will wissen, wie es ist, elektrisch zu fliegen, schauen, wo die Unterschiede liegen und einfach ausprobieren."
Es ist aber nicht nur für die Pilotin neu. Genauso ist es eine Premiere für die Flugschule und die Konstrukteure. Einer von ihnen ist Konstantin Kondak. "Das Flugzeug ist schön geworden, es funktioniert alles gut und das Wichtigste ist, dass es wirklich praxistauglich ist", sagt er. Sie hätten zweieinhalb Stunden Flugzeit und könnten dabei das ganze Programm für die Schulausbildung für Piloten durchführen.
Fliegen ohne Lärm und "Flugscham"
Genau darauf hat auch Fluglehrer Uwe Nortmann lange gewartet: "Ich bin stolz darauf, weil ich es mir schon lange gewünscht habe, elektrisch zu fliegen und bin der Meinung, das auch unseren Kindern schuldig zu sein, dass die Erde bewohnbar bleibt." Deshalb wolle er den ersten Schritt machen und bald nur noch elektrisch fliegen.
So weit ist es noch nicht, denn die Elektra ist im Moment das erste und einzige zugelassene Flugzeug, das elektrisch Strecken über 250 Kilometer fliegen kann und jetzt in einer Flugschule eingesetzt wird. Immerhin ein Anfang – und die erste Flugschülerin beginnt ihre erste Flugstunde.
"Wenn Du jetzt den Hebel nach vorn bewegst, läuft der Motor langsam los", erklärt Nortmann. Mit einem Surren beginnt sich der Propeller zu drehen. "Jetzt geht es los", ruft der Lehrer, der mit im Zweimanncockpit sitzt. Nichts raucht, nichts stinkt, kein Motorengeknatter, nichts von der schönen alten Fliegerromantik, mit ihren ölverschmierten Haudegen in ihren fliegenden Kisten – für Konstrukteur Calin Gologan kein Verlust. Er blickt in den blauen Dezemberhimmel zu seinem fast unhörbaren Flieger. "Null CO₂-Emission, das ist heute Pflicht! In der Fliegerei ist aber auch der Lärm ein wichtiges Thema. Was die Anwohner jetzt noch mitbekommen, ist wenig, 50 Dezibel, wie ein leichter Regen", sagt er.
Entwicklung hat lange gedauert und war nicht einfach
Zehn Jahre haben die Konstrukteure an dem Flugzeug gebaut und ein Problem nach dem anderen lösen müssen. "Es gab auf dem Markt nichts Fertiges zu kaufen", erzählt Gologan. "Ganz vieles ist Eigenentwicklung. Das war mühsam." Das Gewicht der Akkus ist immer noch ein Problem, besonders in der Luftfahrt verringert es die Zuladung. Darum warten alle auf eine neue Akku-Generation, die leichter sein soll. Während aber einige bayrische Elektroflugzeugfirmen im Moment wirtschaftliche Probleme haben und Insolvenz anmelden, hat sich der kleine Flugzeugbauer aus dem Allgäu zum Marktführer gemausert.
In den nächsten Monaten wird sich zeigen, ob ein Elektroflugzeug in der Schulung angenommen wird. Fluglehrer Nortmann ist jedoch optimistisch: "Ohne Lärm und mit der einfachen Bedienung, ist das super für die Flugschüler!" Bei geringeren Wartungs- und Energiekosten könnten auch die Flugstundenpreise sinken. Flugschülerin Elke Ritter scheint nach der Landung zufrieden: "Sehr schön, sehr easy, sehr smooth." Es habe ihr Spaß gemacht – und sei einfach etwas ganz anderes.
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