Viele Verbraucher werden im Netz, derzeit auffällig oft, mit Werbeanzeigen geflutet: "Konstante Wärme bei minimalsten Stromverbrauch" wird da über zwielichtige Webseiten versprochen. Bei vielen Angeboten liegt zumindest der Verdacht nahe, dass es sich um so genannte Fake-Shops handelt, die zwar Ware anbieten, aber nie liefern, wenn das Geld überwiesen ist. Tatsächlich ist die Nachfrage nach solchen elektrischen Zusatzheizungen bereits seit Monaten extrem hoch. Zeitweise sind oder waren viele Modelle auch im regulären Fachhandel ausverkauft.
Die extreme Nachfrage ist natürlich durch die Angst vieler Mieter oder Hausbesitzer mit Gasheizung zu erklären, im kommenden Winter im Kalten zu sitzen. Angesichts gut gefüllter Speicher in Deutschland und Alternativen zu russischem Gas, geben sich die Gasnetzbetreiber zumindest für den kommenden Winter zwar relativ entspannt, aber wegen extrem hoher Energiepreise, überlegen viele einen extra Heizlüfter oder Radiator anzuschaffen. Stiftung Warentest hat den Verbrauch einzelner Varianten einmal durchgerechnet.
Trotz Rekordpreisen bei Gas: Heizlüfter sind nicht sparsamer
Grundsätzlich funktionieren alle Elektroheizungen mit sogenannten Heizwiderständen, die sich erwärmen, wenn Strom fließt. Unter Umweltgesichtspunkten ist das die schlechteste Lösung, um Räume zu erwärmen. Auch wenn Gas derzeit extrem teuer ist und die Anbieter die Preissteigerungen natürlich an ihre Kunden weitergeben, helfen elektrische Zusatzheizungen nicht gerade Geld zu sparen. Im Gegenteil. Auch wenn sich der Strompreis in den letzten zwölf Monaten nicht ganz so rasant nach oben entwickelt hat wie der Gaspreis, ist Heizen mit Strom immer noch etwa dreimal so teuer.
"Diese normalen Heizlüfter sind sehr tückisch, weil in der Anschaffung billig mit 50 bis hundert Euro“, rechnet Reiner Metzger von Stiftung Warentest vor, "aber, wenn Sie die aufdrehen, sind Sie bei 70 Cent die Stunde. Bei ein paar Stunden täglich, über das halbe Jahr verteilt, bei ein paar hundert Euro Betriebskosten. Das ist also eine klassische Falle.“ Mit einer Verbrauchsleistung von 2.000 Watt liegen die Kosten für Radiatoren oder so genannte Konvektor-Heizungen ebenfalls bei 70 Cent die Stunde.
Effiziente Ausnahme: Elektrische Wärmepumpe
"Elektrisches Heizen ist auf gar keinen Fall zu empfehlen. Nur kurz bevor man erfriert", sagt Norbert Endres, Energieberater der Verbraucherzentrale Bayern. Schließlich können die wenigsten Verbraucher auf Strom aus der eigenen Photovoltaikanlage zurückgreifen. Ist eine solche vorhanden, lohnt sich tatsächlich der Einsatz einer Wärmepumpe zum Heizen. Für eine solche Klimaanlagen, die auch heizen kann, veranschlagt Stiftung Warentest, auch im herkömmlichen Strommix, etwa 20 Cent pro Stunde. "Da sind sie dann schon im Bereich Gas oder drunter,“ sagt Reiner Metzger von Warentest, "aber extra eine einbauen lassen, werden sie gar nicht schaffen. Die haben lange Lieferzeiten, da brauchen Sie einen Installateur und die Kosten sind auch mal ganz schnell bei 2000 Euro.“
Mit einer Wärmepumpe rentiert sich langfristig auch indirektes elektrisches Heizen. Meist in modernen Gebäuden, weil diese sich mit Fußboden-, Wandflächen oder Deckenflächen-Heizungen dafür auch eignen. "Eine elektrisch betriebene Wärmepumpe kann aus dem Strom einen Energie-Hub um den Faktor drei bis fünf machen", erklärt Experte Norbert Endres, "also aus einer Kilowattstunde Strom drei bis fünf Kilowattstunden Wärme erzeugen." Allerdings braucht es Eignungschecks, um solche Möglichkeiten auszuloten.
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Wer über Verdunsterröhrchen abrechnet, zahlt doppelt
In vielen Mietshäusern werden die Heizkosten immer noch über so genannte Verdunsterröhrchen abgerechnet. Heizkostenverteiler auf Verdunsterbasis gelten zwar nicht als genaueste Methode die verbrauchte Wärme pro Heizkörper zu erfassen, sind aber immer noch die preiswerteste Alternative. Diese Röhrchen registrieren jegliche Wärme im Raum, also auch die Abwärme in der Küche vom Kochen sowie eben elektrische Zusatzheizungen. Wer also Heizlüfter und so weiter benutzt, zahlt hier quasi doppelt.
Infrarot noch die beste Wahl
Alle elektrischen Zusatzheizungen haben ihre Vor- und Nachteile. Infrarot ist tatsächlich, mit etwa 34 Cent pro Stunde Laufzeit, nur halb so teuer wie andere elektrische Varianten. Bei so genannten Infrarot- oder Keramikheizungen, handelt es sich um Strahlungsheizgeräte. Diese übertragen thermische Energie auf feste Körper, ohne dabei die Luft zu erwärmen und arbeiten damit sparsamer. Allerdings sind die Geräte oft fest installiert und wärmen nur die unmittelbare Umgebung. Deshalb werden Infrarotheizungen auch oft unter Kirchenbänken installiert. Ein Vorteil: Infrarotheizungen verändern nicht die Luftfeuchtigkeit im Raum.
Heizlüfter: Nur für kleine Räume geeignet
Bei Heizlüftern wird die Raumluft dagegen sehr schnell trocken. Der Vorteil dieser Geräte ist, dass sie über die Ventilatoren die warme Luft verteilen und dadurch speziell kleine Räume, wie z.B. das Badezimmer, recht schnell spürbar erwärmen können. Für größere Räum sind diese Geräte nicht zu empfehlen. Außerdem können Heizlüfter, wegen des Gebläses auch recht laut werden. Vor allem bei Heizlüftern ist TÜV-geprüfte Sicherheit sehr wichtig. Sie müssen unbedingt freistehen, um Stauwärme zu vermeiden. Eine Überhitzung führt unter Umständen nämlich leicht zu Wohnungsbrände.
Konvektorheizungen: Nutzen die Gesetze der Physik
Hier wird die Wärme durch Konvektion, wie der Name schon sagt, an die Raumluft abgegeben. Es wird dabei der thermisch bedingte Aufstieg von Luftmassen in kalte Schichten genutzt. Kühle Luft strömt von unten in den Heizkörper ein, wird vom Konvektor erwärmt und gibt dann die erwärmte Luft oben an den Raum ab. So entsteht eine Luftzirkulation im Raum. Oft ist ein Ventilator eingebaut, um den Raum effektiver zu erwärmen. Daher brauchen Konvektorheizungen auch viel Strom, wirbeln Staub oder Pollen auf und sind ebenfalls nichts für empfindliche Ohren.
Klassiker: Der Öl-Radiator
Radiatoren sind mobil und durchaus auch geeignet größere Räume zu beheizen. Bei diesen elektrischen Zusatzheizungen wird entweder Öl, Wasser oder auch Gas durch die Rippen des Radiators geführt und dabei erwärmt. Nachteilig ist, dass Radiatoren eher träge sind und es lange dauert, bis sich der Raum erwärmt. Außerdem wird die Wärme nicht durch ein Gebläse effektiv verteilt. Deshalb benutzen viele extra Ventilatoren, was entsprechend zusätzliche Stromkosten verursacht.
Extrem günstig: Die gute alte Heizdecke
Ausgerechnet die klassische Heizdecke empfiehlt Stiftung Warentest als beste und kosten günstige, elektrische Heizalternative. Nur drei Cent kostet hier die Betriebsstunde. Das ist konkurrenzlos günstig, sagt Reiner Metzger von Warentest: „Die hat 100 Watt Leistung, selbst wenn Sie ziemlich weit aufdrehen. Und wenn Sie die Heizdecke unter sich auf dem Sofa haben, über sich noch eine andere Decke, dann ist es da drin kuschelig-warm und Sie brauchen total wenig Strom.“ Was fehlt ist natürlich die Bewegungsfreiheit im Raum, denn der wird nicht mit hochgeheizt. Aber Sie haben es warm und darum geht es ja. Über den Winter verbrauchen Sie dann, beispielsweise beim Fernsehabend und täglichem Gebrauch, mit einer Heizdecke nur 50 Euro Energie.
Zusammengefasst: Gängige elektrische Zusatzheizungen sind bei längeren Betriebszeiten am Ende trotzdem teurer, als beispielsweise mit Gas oder eben auch Öl zu heizen. Und zwar um ein Vielfaches teurer! Das sollte man einfach wissen. Heizen mit Strom lohnt sich nur in einem einzigen Fall. Meist in modernen Gebäuden. Nämlich mit einer elektrischen Wärmepumpe. Aber ob die überhaupt Sinn macht, lässt sich nicht pauschal beantworten, hierfür sind genaue Energiechecks notwendig.
Tatsächlich fürchten die Stromnetzbetreiber, dass zu viele elektrische Zusatzheizungen im Winter 2022/23 – bei zeitgleichem Gebrauch – für eine Überlastung in Wohngebieten sorgen könnten. Weil eben jene für solche Schwankungen nicht ausgelegt sind. Andererseits waren Ausfälle in der Stromversorgung, im bundesweiten Durchschnitt, zuletzt auf den tiefsten Stand seit 14 Jahren. Die Bundesnetzagentur veröffentlicht diese Ereignisse seit 2006 in einem jährlichen Monitoring.