Markus Naser (links), David Wittner (Mitte), Christoph Hammer
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So soll es bleiben: die Dachlandschaft von Dinkelsbühl. Trotzdem muss eine Lösung für die Energiewende in der Altstadt gefunden werden.

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Energiewende in der Altstadt: Drei Städte fordern neue Regeln

Solarpanele auf den Dächern einer historischen und denkmalgeschützten Altstadt: Das wollen viele alte Städte nicht. Rothenburg ob der Tauber hatte dafür eine andere Idee, ist damit aber gescheitert. Aufgeben wollen die Verantwortlichen nicht.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

In der Region rund um Rothenburg ob der Tauber wird es erst einmal keine Freiflächen-Photovoltaik-Anlage geben, die Strom für die Bewohner der denkmalgeschützten Altstadt produzieren soll. Das sagte Rothenburgs Oberbürgermeister Markus Naser (Freie Wähler) bei einem Pressegespräch zusammen mit seinen Kollegen aus Dinkelsbühl und Nördlingen. Eine entsprechende Idee kam Anfang des Jahres auf.

  • Zum Artikel: Rothenburg - Schönes Denkmal vs. hässliche PV-Anlage?

Der Gedanke: Denkmalschutz innen, Sonnenstrom außen

Das Konzept: Die Stadtwerke hätten außerhalb der Stadt eine Freiflächen-PV-Anlage aufgestellt, an der sich die Eigentümer der Altstadtgebäude beteiligen können. Die hätten dann zu einem günstigen Preis die so gewonnene Sonnenenergie nutzen können – und gleichzeitig könnte die historische Altstadt mit ihrer geschlossenen, einheitlichen und vor allem historisch wertvollen Dachlandschaft in ihrer derzeitigen Form erhalten bleiben.

Drei besondere Fälle

Energiewende und Denkmalschutz stehen sich nicht grundsätzlich konträr gegenüber – zumal die Staatsregierung erst kürzlich die Regeln für den Denkmalschutz gelockert hat, um den Umbau hin zu erneuerbaren Energien zu vereinfachen.

Doch Rothenburg ob der Tauber – und auch dessen Mitstreiter Dinkelsbühl sowie Nördlingen – sind Sonderfälle. Denn alle drei Städte können sich rühmen, das Prädikat "Besonders landschaftsprägendes Denkmal" für ihre Altstädte anführen zu können. Umso weniger Gefallen finden die drei Oberbürgermeister an dem Gedanken, die Dächer mit Photovoltaik-Modulen zu versehen. Erst recht nicht, nachdem man jahrzehntelang für den Schutz eben jener Bausubstanz gekämpft habe. Nördlingens Oberbürgermeister David Wittner (parteilos) sprach hier von einer "Güterabwägung".

Rechtliche Schwierigkeiten

Grund für das vorläufige Aus der Idee einer Freiflächen-PV-Anlage seien rechtliche Hürden. Es stellte sich nämlich heraus, dass die Eigentümer zusätzlich zu den Stromkosten auch noch Netzentgelte und Stromsteuer bezahlen müssten – eine Ausnahme sei nicht vorgesehen. Das wiederum sei "nicht wirtschaftlich zu betreiben", so Naser.

Oberbürgermeister fordern neue Regeln

Trotzdem wollen er und seine Kollegen, Christoph Hammer (CSU) aus Dinkelsbühl und David Wittner aus Nördlingen, noch nicht aufgeben. "Wenn ich dem einen etwas verbiete zum Wohle der Allgemeinheit, muss das ausgeglichen werden", sagte Hammer mit Blick auf die Möglichkeiten für Altstadt-Bewohner, sich an der Energiewende zu beteiligen. Es gehe auch darum, Lösungen zu finden, damit das Wohnen (und Heizen) in der Altstadt nicht unbezahlbar wird. Denn was nutzt schon die schönste Dachlandschaft, wenn unten drunter niemand mehr ist, der den Raum mit Leben füllt?

Zusammen fordern sie von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) eine Gesetzesänderung. In einem Brief stellen die Oberbürgermeister die Situation in ihren Städten dar und bitten ihn um eine entsprechende Änderung. Um ihrem Anliegen mehr Gehör zu verschaffen, möchten die Oberbürgermeister auch an den Bayerischen und Deutschen Städtetag herantreten.

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