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Im Ansbacher Markgrafen-Museum befindet sich eine Kaspar-Hauser-Abteilung. Hier können Besucher ihre Meinung zu den Herkunftstheorien abgeben.

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Erbprinz oder Betrüger? Neue Entwicklungen zu Kaspar Hauser

Erbprinz oder Betrüger? Neue Entwicklungen zu Kaspar Hauser

Wissenschaftler haben erneut Genanalysen durchgeführt, um die Herkunft des Findelkindes Kaspar Hauser aus dem 19. Jahrhundert zu klären. Doch wie wahrscheinlich ist die weit verbreitete Erbprinzen-Theorie tatsächlich? Die Antwort ist eindeutig.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Drei Haarlocken Kaspar Hausers sowie Blutflecken auf seiner Hose haben Forscherinnen und Forscher des Innsbrucker Instituts für Gerichtliche Medizin analysiert. Die Proben verglichen die Wissenschaftler mit der DNA der Badener Adelsfamilie. Denn wie die weit verbreitete Erbprinzen-Theorie, die bereits zu Lebzeiten Hausers aufgestellt wurde, besagt, soll das mysteriöse Findelkind Kaspar der Erbprinz aus dem Hause Baden sein.

Kaspar Hauser zu 99,9994 Prozent kein Erbprinz

Das Innsbrucker Forschungsteam unter der Leitung von Walther Parson kam zu einem eindeutigen Ergebnis: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,9994 Prozent ist demnach Kaspar Hauser nicht der Erbprinz aus dem Hause Baden. Die DNA des Findelkindes wurde bereits in den Jahren 1996 und 2002 untersucht und mit der der Adelsfamilie verglichen. Wegen der damals noch unzureichenden Methoden waren die Ergebnisse aber widersprüchlich – und umstritten. So konnten bei der ersten Analyse von damals keine Übereinstimmungen zum Hause Baden erzielt werden, bei der zweiten hingegen schon.

Doch ein Schwindler und Betrüger?

Neben der nun also wissenschaftlich widerlegten Erbprinzen-Theorie, halten sich bis heute noch weitere Theorien. So glauben viele, Kaspar Hauser war ein Schwindler und Betrüger. Der bekannte Psychiater Karl Leonard (1904 – 1988) kam in seiner Persönlichkeitsanalyse zu dem Ergebnis, Hauser muss ein "hysterischer Psychopath" gewesen sein.

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An dieser Stelle im Hofgarten Ansbach wurde Kaspar Hauser am 14. Dezember 1833 getötet. Ein Gedenkstein erinnert an das Attentat.

1828 als verwahrloster Junge in Nürnberg aufgeschlagen

Kaspar Hauser schlug am 18. Mai 1828 als etwa 16-jähriger, verwahrloster Junge allein in Nürnberg auf, konnte kaum sprechen und gehen. Er selbst gab nur an, jahrelang in Isolation gelebt zu haben. Schnell machte damals das Gerücht die Runde, Hauser sei der Erbprinz aus dem Hause Baden, der beiseitegeschafft worden war, um einer Nebenlinie den Weg auf den Thron freizumachen.

Im Hofgarten Ansbach durch einen Messerstich getötet

Im Oktober 1829 wurde ein erster Anschlag auf das Findelkind verübt, weshalb er den Wohnort wechseln musste und 1831 schließlich nach Ansbach kam. Hier lebte Hauser bis zu seiner Ermordung im Jahr 1833 bei seinem Lehrer. "Am 14. Dezember 1833 wurde Kaspar Hauser unter dem Vorwand, seine Herkunft und den Namen seiner Mutter zu erfahren, in den Ansbacher Hofgarten gelockt. Hier wartete dann aber sein Mörder, der Hauser mit einem gezielten Messerstich traf. Drei Tage später starb das Findelkind in der Wohnung seines Lehrers", erzählt Alexander Biernoth, Historiker und Stadtführer von Ansbach.

Herkunft und Hintergründe zum Tod weiterhin ungeklärt

Kaspar Hauser liegt seit dem 20. Dezember 1833 auf dem Stadtfriedhof Ansbach begraben. Genau wie die Hintergründe zu seinem Tod bleibt auch Hausers Herkunft weiterhin ein Mysterium. "Trotz der neuen Ergebnisse ist die Erbprinzen-Theorie ja aber nicht vom Tisch. Sie bleibt weiterhin eine Theorie, die sich seit mittlerweile knapp 200 Jahren hält. Lediglich die Wahrscheinlichkeit hat vielleicht etwas abgenommen", erläutert Biernoth, "aber woher Kaspar Hauser stammt, ist trotz dessen ja immer noch nicht geklärt." Die Spurensuche geht also weiter.

Ein Bild vom jungen Kaspar Hauser.
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Kaspar Hauser

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