Der Schreckmoment kam am Sonntagabend zur Tatortzeit. Auf Facebook gab es dazu dutzende Kommentare: Ein Bad Reichenhaller vermutete einen Einbrecher auf dem Dach, ein anderer Nutzer glaubte, ein Autofahrer sei gegen seine Hausmauer gefahren.
Erdbeben um Hochstaufen seit Jahrhunderten überliefert
Der Erdbebendienst Bayern [externer Link] berichtet für den Abend des 22. September sogar von mehreren Beben. Um 20:21 Uhr ereigneten sich demnach im Gebiet des Vorderstaufen und damit nördlich von Bad Reichenhall innerhalb weniger Sekunden zwei Erdbeben. Die Erschütterungen fanden in einer Tiefe von etwa drei Kilometern statt und wiesen eine Stärke von 1.8 und 2.1 auf der Richterskala auf. Die Beben waren potenziell für bis zu 15.000 Menschen im Umkreis spürbar.
Um den Hochstaufen kommen seit Jahrhunderten immer wieder leichte Erdbeben vor. Im Stadtarchiv von Bad Reichenhall reichen die Überlieferungen dazu bis ins späte Mittelalter zurück. Größere Schäden sind nicht bekannt. Auch dieses Mal gab es keine Verletzten und keine Schäden an Gebäuden.
Erdbeben keine Gefahr für Wanderer und Bewohner
Experten zufolge sind Erdbeben mit einer Stärke von eins bis zwei auf der Richter-Skala kaum wahrnehmbar und damit auch keine Gefahr für Wanderer und die Bewohner im Tal. Stärkere Erdbeben sind in Bayern äußerst selten. Wie auch andernorts im Gebirge herrscht am Hochstaufen Steinschlaggefahr, die es Seismologen zufolge beim Bergsteigen zu beachten gilt.
Grund für die Beben ist eine geologische Besonderheit am Hochstaufen, die seit mehr als dreißig Jahren von Geophysikern und Seismologen an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) erforscht wird. Dabei konzentrieren sich die Forscher auf die seismische Aktivität unter dem Hochstaufen zwischen Bad Reichenhall, Bayerisch Gmain und Berchtesgaden.
Ursache: Starke Regenfälle sorgen für Schwarmbeben
Ihre wissenschaftliche Erklärung für die Erdbeben in der Region: Das Karstgestein des markanten Bergs ist stark zerklüftet und damit sehr wasserdurchlässig. Hinzu kommt eine starke tektonische Spannung im Gestein der obersten Kilometer der Erdkruste.
Regnet es dann – wie etwa Mitte September – stark, versickert das Wasser rasch in die Tiefe und erhöht dort den Druck in den Gesteinsporen. Dadurch werden die Gesteinsporen größer und drücken die Gesteinspakete auseinander. Die Folge sind sogenannte Schwarmbeben, die sich meist zwischen Magnitude eins und zwei auf der Richterskala abspielen. Dabei treten mehrere Erdbeben innerhalb von mehreren Tagen auf. So war es auch diesmal und in der vergangenen Woche: auch da war es zu mehreren Mikroerdbeben gekommen.
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