Aufgrund des anhaltenden Abbaus von der Industriejobs in der Region Main-Rhön schlägt nun die IG Metall bei einer eigens einberufenen Pressekonferenz Alarm. Und das nicht nur, weil sie vor Ort Stellenstreichungen in der Zukunft fürchtet. Laut der Gewerkschaft spitzt sich die Situation für die Industriearbeit in der Region Main-Rhön schon jetzt deutlich zu: So wollen etwa die Automobilzulieferer ZF in Schweinfurt und Preh in Bad Neustadt (Landkreis Rhön-Grabfeld) noch dieses Jahr Hunderte Arbeitsplätze abbauen.
Preh hatte den Abbau von 420 Stellen am Dienstag offiziell angekündigt. Am Mittwoch sprach die IG Metall zudem von weiteren 380 Arbeitsplätzen, die ZF am Standort Schweinfurt bis Ende des Jahres im Bereich der Division E, die sich mit Elektromobilität sowie Verbrenner-Technologien befasst, abbauen will. Auch wenn ZF in der Öffentlichkeit Investitionen in Deutschland beteuere, plane der Konzern nach Informationen von IG Metall und Betriebsrat eine erhebliche Verschiebung im Bereich der Elektromobilität nach Osteuropa.
Die Firma ZF nennt auf BR-Anfrage bewusst keine Zahlen, bestätigt aber, dass befristete Stellen und Zeitarbeiter-Verträge in der Divison E derzeit nicht verlängert werden. "Bedingt durch den demografischen Wandel und eine natürliche Fluktuation können und werden wir künftig dank einer digital vernetzten Produktion auch mit einer kleineren Mannschaft auskommen", so das Unternehmen. Es handle sich aber um eine Anpassung flexibler Kapazitäten, nicht um den Start eines Stellenabbaus, so ZF.
Schaeffler will 30-Stunden-Woche einführen
Zu den konkreten Plänen bei ZF und Preh kommen weitere besorgte Meldungen der IG Metall über Firmen der Region: So plant Schaeffler laut der Gewerkschaft am Standort Schweinfurt die Wochenarbeitszeit von rund 2.000 indirekt Beschäftigten für ein Jahr auf 30 Stunden abzusenken, womit erhebliche Entgeltverluste für die Betroffenen verbunden sein könnten. Über ein im April gestartetes Freiwilligenprogramm waren 50 Beschäftigte ausgeschieden. Außerdem wurde für rund 700 Beschäftigte bis Jahresende eine Arbeitszeitabsenkung auf 32 Stunden pro Woche vereinbart.
Der Gewerkschaft zufolge hat auch SKF am Standort Schweinfurt in den vergangenen 18 Monaten bereits 500 Arbeitsplätze sozialverträglich abgebaut. Darüber hinaus habe die Geschäftsleitung für 2024 und 2025 am Standort Schweinfurt einen Überhang von 200 Beschäftigten prognostiziert. Autozulieferer Valeo hatte bereits 2023 den Abbau von 300 Stellen am Standort Bad Neustadt angekündigt.
"Fühlt sich wie Erdrutsch an"
"Es fühlt sich gerade wie ein Erdrutsch an", sagte Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt angesichts der aktuellen Personalabbau-Pläne in der Region. Dennoch zeigte er sich kämpferisch: "Das nehmen wir so nicht hin. Wir verlangen von den Unternehmen, dass sie in diesen rauen Zeiten zu ihren Beschäftigten stehen." Man wolle um die Jobs, etwa bei Preh kämpfen.
Auch Rhön-Grabfelds Landrat Thomas Habermann (CSU) fordert, dass die Abbauzahl "signifikant nach unten gebracht werden muss". Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) hat am Dienstag, nach dem Bekanntwerden der Stellenstreichungen bei Preh, einen Besuch in der Region angekündigt.
Flaute bei der E-Mobilität
Als Grund für die schwierige Situation der Firmen, vor allem der Automobilzulieferer, wird neben einer allgemein schwachen Wirtschafts- oder Auftragslage immer wieder das Thema Elektromobilität genannt. Die IG Metall schreibt von einer Flaute bei der Elektromobilität, einbrechenden Absätzen und Kunden, die Verbrenner präferieren. Die Krise der Elektromobilitätsbranche hatte auch Preh in Bad Neustadt am Dienstag als einen Grund für Abbau von 420 Stellen genannt, bei Valeo war die Verlagerung der Produktion von Elektromotoren Grund für die Streichung der Jobs.
Die IG Metall fordert von der Politik angesichts der Situation energisches Handeln und eine Investitionsoffensive.
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