Das Verwaltungsgebäude von Preh in Bad Neustadt
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Schock bei Autozulieferer Preh: 420 Jobs sollen wegfallen

Schock bei Autozulieferer Preh: 420 Jobs sollen wegfallen

Der Automobilzulieferer Preh will in Bad Neustadt 420 Jobs streichen. Der Betriebsrat reagiert geschockt. Es ist für die Automobilbranche der Stadt der zweite schwere Schlag. Wirtschaftsminister Aiwanger sieht Berlin und Brüssel gefordert.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Ein harter Schlag für den Automobilzuliefererstandort Bad Neustadt im Landkreis Rhön-Grabfeld. Das Unternehmen Preh will noch ab diesem Jahr an seinem Stammsitz in Bad Neustadt 420 von knapp 2.000 Arbeitsplätzen abbauen. Das teilte Preh am Dienstag mit.

  • Zum Artikel: Weg vom Verbrenner - Wie sich Automobilzulieferer neu aufstellen

Geschäftsführung sieht keine andere Möglichkeit

Die Geschäftsführung begründet den Stellenabbau mit Maßnahmen zur Sicherung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit. Aufgrund der schwierigen Marktlage der Automobilindustrie und ihrer Zulieferer sei die Stellenstreichung unumgänglich. Der Abbau der Arbeitsplätze werde alle Bereiche und Funktionen des Unternehmens betreffen und soll bis Ende 2024 angegangen werden.

Ziel sei es, in enger Abstimmung mit dem Betriebsrat die Maßnahmen so sozialverträglich wie möglich umzusetzen. Der Sitz der Preh-Gruppe solle in Bad Neustadt verbleiben. Preh-CEO Zhengxin "Charlie" Cai erklärte: "Preh ist nicht immun gegen die schwache gesamtwirtschaftliche Lage und den negativen Branchentrend." Cai zufolge erwirtschafte der Standort in Bad Neustadt seit fünf Jahren Verluste. Daher sei der Abbau von rund 420 Mitarbeitern in Bad Neustadt notwendig, um diesen Standort wieder in eine finanziell gesunde Situation zu bringen.

Aiwanger kündigt Besuch der Region an

Nach der Ankündigung des Autozulieferers will nun Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) die Region besuchen, um "nach neuen Chancen für die betroffenen Beschäftigten und die Wirtschaftsregion" zu suchen, teilte sein Ministerium am Dienstagabend mit. Ziel sei nicht nur, die Hauptverwaltung und das Entwicklungszentrum zu halten, sondern auch die industriellen Strukturen und einschlägigen Fertigungs-Know-hows im Landkreis Rhön-Grabfeld zu sichern.

"Der Arbeitsplatzabbau von Preh verstärkt die Probleme in der Region, diese Fälle häufen sich. Es ist ein fatales Signal, wenn jetzt ein Hersteller von Bauteilen für Elektroautos Mitarbeiter entlassen muss", sagte Aiwanger laut Mitteilung. Zugleich nützte er die Nachricht für Seitenhiebe Richtung Berlin und Brüssel. Die Nachfrage nach E-Autos sei mit dem abrupten Ende der Förderung eingebrochen. "Hätte man gleich auf Technologieoffenheit gesetzt, sähe es heute bei Bayerns Zulieferindustrie besser aus." Bundesregierung und EU müssten sich besinnen und sich mehr um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen kümmern anstatt um neue Vorgaben.

Belegschaft über Jobabbau informiert

Am Dienstagvormittag wurde die Belegschaft in der Stadthalle von Bad Neustadt informiert. Der Vorsitzende Daniel Rossmann sagte dem Bayerischen Rundfunk, dass der Betriebsrat angesichts der Entscheidung "absolut fassungslos und schockiert" sei.

Auf die Frage, ob dem Betriebsrat eine mögliche wirtschaftliche Schieflage im Vorfeld signalisiert worden sei, sagte Rossmann, dass es dem Unternehmen "noch nicht ganz schlecht" gehe. Natürlich seien die Umsatzzahlen im Keller, weil das Unternehmen hauptsächlich mit Elektromobilität sein Geld verdiene und für europäische Kunden produziere. Der Betriebsrat wusste, dass das Unternehmen handeln müsse, Rossmann warte jedoch seit Dezember auf Maßnahmen und Vorschläge, wie man konstruktiv Kosteneinsparungen durchführen könne.

"Ein Schlag ins Gesicht"

Laut Rossmann sind keine anderen Maßnahmen geprüft oder zugelassen worden, außer der Abbau von 420 Stellen. Dabei sei der Standort Bad Neustadt für den weltweiten Erfolg des Unternehmens verantwortlich – hier sei schließlich das Mutterwerk. Mit dem Stellenabbau würde man genau den Leuten, die für den Erfolg verantwortlich sein, "mitten ins Gesicht" schlagen.

Betriebsrat will kämpfen

Der Betriebsrat will nun mit juristischem und betriebswirtschaftlichem Beistand in Verhandlungen mit der Unternehmensleitung gehen, um den angekündigten Stellenabbau abzufedern. "Es geht darum, so viele Kündigungen wie möglich zu vermeiden und vielleicht den ein oder anderen Arbeitsplatz zu retten. Für die volkswirtschaftliche Situation hier am Standort Bad Neustadt/Rhön-Grabfeld ist es eine Katastrophe", so Betriebsratschef Rossmann.

Seit 2010 unter chinesischer Führung

Das Unternehmen Preh beschäftigt am Standort in Bad Neustadt rund 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hier werden unter anderem Auto-Bedienelemente produziert. Außerdem werden dort Batteriesteuerungs- und Batterieladesysteme entwickelt.

Preh ist seit 2010 ein Tochterunternehmen des chinesischen Konzerns Joyson Electronics, baut neben Elektromobilitätskomponenten etwa Bediensysteme für Klimaanlagen oder Sensoren für Scheiben. Neben Deutschland gibt es Standorte in China, Mexiko, Portugal, Rumänien, Schweden und in den USA mit insgesamt rund 7.000 Beschäftigten. Zu den Kunden von Preh zählen Automobilhersteller wie Audi, BMW, Ford, GM, Mercedes-Benz, Porsche, Rolls-Royce oder Volkswagen.

Auch Zulieferer Valeo baut Stellen ab

Im September 2023 hatte der Automobil-Zulieferer Valeo angekündigt, seine Fertigung für Elektromotoren von Bad Neustadt nach Polen zu verlagern. 300 Menschen sollen damit im Juli 2024 ihre Jobs verlieren. Der Schritt hatte bereits vor der Preh-Ankündigung für Verzweiflung unter Valeo-Mitarbeitern gesorgt. Auch für die erweiterte Region Main-Rhön, zu der neben Bad Neustadt etwa auch die Industriestadt Schweinfurt gehört, fürchten Gewerkschaften und Betriebsräte eine unsichere Zukunft.

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