Ein Bild der vermissten Alexandra R. wird auf einem Monitor gezeigt
Bildrechte: BR

Das Verschwinden von Alexandra R. aus Nürnberg-Katzwang hat tiefe Wunden hinterlassen. Die Verhandlung fördert aber auch Lügen zutage.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Fall Alexandra R.: Ergreifende Zeugenaussage

Das Verschwinden von Alexandra R. aus Nürnberg-Katzwang hat tiefe Wunden hinterlassen – vor allem bei der Pflegetochter. Das wird im Prozess deutlich. Die Verhandlung fördert aber auch Lügen und bewusstes Verschweigen zutage.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Bei dem Mordprozess um die 2022 verschwundene Alexandra R. hat heute die Schwester des neuen Partners von Alexandra R., von dem sie damals schwanger war, ausgesagt. Die Schwester berichtet von tiefen Wunden, die das Verschwinden von Alexandra R. hinterlassen hat.

Pflegemutter schmerzlich vermisst

Sichtlich aufgelöst erzählt die Zeugin von dem 9. Dezember 2022 – dem Tag, als Alexandra R. verschwand. Sie beschreibt die hilflose Suche nach der Hochschwangeren und berichtet von der Angst, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte, und dem Verdacht, dass der Angeklagte Dejan B., der Ex von Alexandra R., etwas damit zu tun haben könnte.

Unter Tränen spricht die Schwester von ihrem verzweifelten Bruder Bastian R. und von Alexandra R.s Pflegekind, das seit dem Verschwinden bei ihnen in der Familie lebt. Das Mädchen leide sehr: Anfangs habe es sehr viel geweint und sei häufig nachts aufgewacht und habe nach seiner Mutter geschrien. Noch immer fragt sie: "Wann kommt Mama aus dem Himmel wieder?", sagte die Zeugin unter Tränen.

Zweite Schwangerschaft verschwiegen

Der Verteidiger von Dejan B. nimmt die Zeugin hingegen ins Visier. Aufgezeichnete Telefongespräche und Chatnachrichten zwischen ihr und ihrem Bruder, Bastian R., legen nahe, dass die beiden der Polizei bewusst Informationen verschwiegen haben – etwa dass auch eine weitere Frau zu der Zeit von Bastian R. schwanger war.

Auch diese Frau war als Zeugin geladen. Sie habe von Alexandra R. und deren Schwangerschaft erst erfahren, als die Kriminalpolizei plötzlich im Januar 2023 vor ihrer Tür stand, um sie als Zeugin zu befragen. Danach habe sie sich von Bastian R. direkt getrennt, sagte die Zeugin aus. Von der glücklichen Beziehung zu Alexandra R., von der andere Zeugen im Prozess berichtet hatten, habe sie nichts mitbekommen. Während ihrer Schwangerschaft sei Bastian R. häufig bei ihr gewesen, auch wenn er da schon distanzierter wirkte. Von einem Urlaub mit Alexandra R. wusste sie nichts. Bastian R. habe ihr gesagt, er sei mehrere Wochen auf Kur.

Als im Dezember 2022 plötzlich ein kleines Mädchen bei den Eltern von Bastian R. lebte, habe er ihr eine abenteuerliche Geschichte erzählt, wie es dazu gekommen sei. Sie habe dies aber nicht weiter hinterfragt, weil sie mit ihrer eigenen Schwangerschaft sehr beschäftigt gewesen sei. Erst später, nachdem die Polizei da war, sei ihr klargeworden, dass das wohl die Pflegetochter von Alexandra R. gewesen sein müsse.

Jedes Detail bei Prozess wichtig

Bei dem Indizienprozess kommt es auf jedes Detail an. Denn es gibt keine Zeugen, die die beiden Angeklagten, Dejan B. und seine "rechte Hand" Ugur T., an dem Tag, an dem Alexandra R. verschwand, zusammen mit ihr gesehen haben. Ihre Leiche wurde bis heute nicht gefunden. Der Prozess gleicht deswegen einem Puzzle. Am Ende darf das Gericht keinen Zweifel an der Schuld der beiden Angeklagten haben, es darf keine plausiblen Alternativszenarien geben.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die beiden Angeklagten Alexandra R. aus Habgier entführt und ermordet haben. Die drei hatten gemeinsam mit Immobilien gehandelt, es soll deswegen um hohe Summen gegangen sein. Der Prozess wird fortgesetzt. Mit einem Urteil ist im Juli zu rechnen.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!