Das Wetter hat den Landwirten in Niederbayern die Ernte in diesem Jahr sprichwörtlich verhagelt. Unterm Strich seien die Aussichten durchschnittlich, hieß es bei einer Pressekonferenz des Bayerischen Bauernverbandes auf einem Bauernhof in Ruhstorf im Kreis Passau.
Erst Mai-Regen, dann verheerende Unwetter
Der Regen im Mai sei für landwirtschaftliche Kulturen wie Getreide, Mais und weitere Futterfrüchte sowie für den Wald sehr positiv gewesen, sagt BBV-Bezirkspräsident Gerhard Stadler. Die heftigen Unwetter mit Starkregen und Hagel hätten dann allerdings einzelne Mais- und Getreidefelder komplett vernichtet. Stadler: „Für Niederbayern rechnen wir deshalb mit einer durchschnittlichen Getreideernte“. Die Lage sei regional sehr unterschiedlich. Während der Landwirt hier in Ruhstorf von einer richtig guten Ernte ausgehen könne, sei bei dem Bauern zwei Kilometer weiter alles zerstört. Die Landwirtschaft werde sich künftig noch mehr auf extreme Wettersituationen einstellen müssen. Das Credo des BBV: landwirtschaftliche Flächen gegen alle Gefahren versichern.
Gutachter: „Außergewöhnliche Wetterereignisse“
Landwirt Michael Kohlpaintner aus Niederreutern bei Bad Griesbach hat es voll getroffen. Getreide und Mais sind fast komplett zerstört. Die Hoffnung des 43-Jährigen: „Schön wäre, dass ich das, was ich versichert habe, auch bekomme.“ Die Gutachter der Vereinigten Hagelversicherung gehen bei Kohlpaintner tatsächlich von Totalschaden aus. Kein Einzelfall. Bezirksdirektor Philipp Schönbach: „Die Heftigkeit, die große Fläche, die betroffen ist, und eben die zahlreichen Wetterereignisse sind schon ungewöhnlich. Wir hatten in kurzer Zeit vier extreme Hagelschläge.“ Etwa 100 Gutachter seien in diesen Tagen für die Vereinigte Hagelversicherung in ganz Bayern unterwegs. Nach ersten Schätzungen seien in ganz Bayern etwa 100.000 Hektar betroffen. Schadenshöhe: deutlich über 50 Millionen Euro. Landwirt Kohlpaintner wird wohl schon nächste Woche erste Entschädigungen bekommen, versprechen die Versicherer.
Schädlinge bedrohen Landwirtschaft
Was den Landwirten zusätzlich Sorgen macht, sind Schädlinge. Im Bayerischen Wald bedrohe seit einigen Jahren der Engerling massiv die Wiesen der Landwirte. Die Schäden vor allem in den Landkreisen Passau, Freyung-Grafenau, Regen und Deggendorf würden erst im nächsten Jahr sichtbar. BBV-Chef Stadler: „Die Landwirte in den betroffenen Regionen fürchten um die Futtergrundlage für ihr Vieh.“ Zudem hätten Scharen von Graugänsen im Landkreis Passau ganze Getreidefelder leergefressen und Äcker zerstört.
💡 Hintergrund:
Niederbayern gilt als die „Kornkammer Bayerns“. 225.000 Hektar Getreide werden hier angebaut. Die Hälfte davon ist Winterweizen, gefolgt von Körnermais und Gerste.
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