Nach dem verheerenden Unwetter am Dienstagabend in Landshut sind Vorwürfe hinsichtlich einer möglicherweise verfehlten Stadtplanung laut geworden. Der Leiter des Baureferats der Stadt Landshut, Johannes Doll, hat im Gespräch mit dem BR darauf reagiert.
Flächenversiegelung in Landshut schuld? Baudirektor kontert
Der Fokus der Stadt liege laut Doll mehr auf der Innen- als auf der Außenentwicklung. Das heißt, man versuche, bereits bestehende Strukturen nachzuverdichten und nicht Baugebiete in die Randgebiete der Stadt zu schieben.
Die vom Starkregen betroffenen Bereiche seien die Hanglagen Landshuts, die eher traditionell bebaut seien - ohne Nachverdichtung oder Neubaugebiete. An den Hanglagen gebe es unbebaute Bereiche, wo Schlammlawinen niedergegangen seien. Hier sei also die Bebauung nicht ausschlaggebend gewesen.
Weitere Schritte nötig
Dennoch müsse man auf die Folgen des Klimawandels stadtplanerisch reagieren, so der leitende Baudirektor. Man habe bereits in der Vergangenheit in Neubaugebieten Gründächer und Rückhaltemaßnahmen festgesetzt. Der Stadtrat habe dies mit einer Freiflächengestaltungssatzung für den Bestandsbebauungsbereich auf den Weg gebracht.
Man müsse aber auch andere Maßnahmen ergreifen, wie Rückhaltebecken, die vom Freistaat gefördert würden, sowie in den unbebauten Bereichen in Zusammenarbeit mit den Landwirten Strukturen schaffen, die ebenfalls Rückhaltefunktion einnehmen.
Ereignisse werden zunehmen?
Die Grünen im Stadtrat haben derweil nach dem Unwetter einen Dringlichkeitsantrag gestellt. Darin geht es um das kommunale Starkregenrisikomanagement. Man müsse Regenfluten vorbeugen, so die Grünen in einer Mitteilung. Deshalb solle der Stadtrat ein Konzept mit Maßnahmen erarbeiten. Die Vermeidung oder Minderung von Schäden aus solchen Starkregenereignissen sei eine wichtige Aufgabe der Kommunen, so die Grünen.
Da in den kommenden Jahren aufgrund der Klimakrise eine Zunahme solcher Unwetter und der damit verbundenen Schäden zu erwarten sei, solle sich die Stadt verstärkt mit entsprechender Vorsorge auseinandersetzen.
Viele Forderungen im Hinblick auf Stadtplanung
Bei außergewöhnlich viel Regen reichten städtische Entwässerungssysteme nicht aus, es brauche weitere Maßnahmen. Das Konzept soll die potenzielle Überflutungsgefährdung ermitteln und Schäden durch geeignete Vorsorgemaßnahmen reduzieren. Nach Auffassung der Grünen brauche es Rückhalteflächen auch im Stadtraum sowie eine Grünlandnutzung statt Ackerflächen am Ortsrand. Eine nachhaltige Stadtentwicklung beinhalte außerdem eine wassersensible Stadt- und Freiraumgestaltung. Auch Baumaßnahmen und Krisenmanagement müssten angepasst werden, so die Landshuter Grünen.
Bereits 2017 wurden mehrere Stellen im Stadtgebiet untersucht und ein Gesamtkonzept für das Sturzflutrisikomanagement in Auftrag gegeben. Eigentlich hätten die Ergebnisse Ende 2020 vorliegen sollen.
Minister Glauber: Kommunen sollen sich rüsten
Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) hat derweil an die Kommunen appelliert, sich "bestmöglich" für Starkregen und Sturzfluten zu rüsten. "Jede Kommune kann es treffen", sagte Glauber in München. "Für kleine Gemeinden können Sturzfluten sogar eine existenzielle Bedrohung sein."
Dennoch wird ein Förderprogramm für bessere Schutzkonzepte nach Angaben des Umweltministeriums bisher nur zögerlich abgerufen. Demnach haben bislang rund 100 der mehr als 2.000 bayerischen Kommunen Geld aus dem Fördertopf beantragt. Dabei seien noch ausreichend Mittel für weitere Anträge vorhanden, sagte ein Ministeriumssprecher. Über die Gründe für die Zurückhaltung könne man nur spekulieren.
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