Nach dem Umsturz in Syrien nimmt die Europäische Union Kontakt zur neuen islamistischen Führung des Landes auf. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas kündigte am Montag am Rande eines Außenministertreffens in Brüssel an, dass der deutsche Spitzendiplomat Michael Ohnmacht nach Damaskus reist, um Gesprächskanäle zu den neuen Machthabern in Syrien aufzubauen.
Der gebürtige Münchner ist bereits seit September Chef der EU-Syrien-Delegation. Für das Auswärtige Amt arbeitete er zuvor unter anderem schon als Botschafter in Libyen sowie im Libanon und in Saudi-Arabien; er begann seine diplomatische Karriere 1998. Ohnmacht spricht nach eigenen Angaben neben Französisch und Englisch auch Arabisch und etwas Türkisch.
Kallas: "Kein Vakuum" in Syrien zulassen
Bisher unterhält die EU nach eigenen Angaben keinen Kontakt zur islamistischen Gruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS), die den syrischen Machthaber Baschar al-Assad vor gut einer Woche gestürzt hatte. Die EU stuft die HTS bislang als "Terrorgruppe" ein und hat Sanktionen gegen sie verhängt.
Die EU könne "kein Vakuum" in Syrien zulassen, sagte Kallas weiter. Sie wolle mit den europäischen Chefdiplomaten darüber beraten, wie und auf welchem Niveau die Europäer mit den neuen Verantwortlichen in Syrien umgehen könnten. Die USA, Großbritannien und EU-Länder wie Frankreich und Italien hatten zuvor bereits eigene diplomatische Kontakte nach Damaskus angekündigt.
Auch Bundesregierung will Kontakt aufnehmen
Auch die Bundesregierung bereitet direkte Kontakte zur neuen islamistischen Führung in Syrien vor. Es werde "sehr rasch eine erste Kontaktaufnahme geben", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Montag in Berlin. Es sei für die deutsche Diplomatie "einer der wichtigsten Punkte", nach dem Umsturz in Syrien die "Präsenz vor Ort und die Gesprächskanäle" auszubauen.
Wann und in welcher Form die Kontakte zur syrischen Führung aufgenommen werden, wollte der Sprecher unter Verweis auf Sicherheitsgründe nicht ausführen. Es werde aber "in sehr unmittelbarer Zukunft" stattfinden, sagte er.
Mit Informationen von AFP und dpa
Im Video: EU-Außenminister beraten zu Umgang mit Syriens neuen Machthabern
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