Überschwemmungen in Offingen
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Unwetterwarnung: Weiter Starkregen in Teilen Bayerns

Bayern kämpft mit dem Wasser – und es regnet weiter: Der DWD warnt erneut vor Unwettern mit Starkregen - vor allem am Alpenrand. Zeitweise galt die höchste Warnstufe.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Das Hochwasser beschäftigt Bayern seit Tagen. Dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zufolge drohen auch am Montag weitere große Regenmengen. Die Meteorologen warnen vor schwerem Gewitter mit heftigem Starkregen am mittleren und östlichen Alpenrand. Zeitweise wurde die höchste Warnstufe 4 ausgerufen.

"Nach bisher beobachteten Niederschlagsmengen von 50 bis 90 l/m² tritt extrem heftiger Starkregen auf. Dabei werden Niederschlagsmengen nochmals zwischen 20 l/m² und 45 l/m² in 6 Stunden erwartet", teilte der DWD mit. Auch vor Hagel und Windböen wird gewarnt. Es bestehe "Gefahr für Leib und Leben" durch Überflutungen, Blitzschlag, Aquaplaning und mögliche Erdrutsche.

Unwetterwarnung auch für Ostbayern

Auch für Teile des Allgäus wurde bereits zuvor eine Unwetterwarnung vor weiter ergiebigem Dauerregen herausgegeben. Für Ostbayern wurde in der Nacht vor weiter kräftigen Gewittern gewarnt.

Welche Gebiete des Freistaats aktuell betroffen sind, ist auf der DWD-Warnkarte zu sehen.

Grafik: Bayernkarte - Wetterwarnungen des DWD

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) informiert über Wetterlagen und gibt auch im Ernstfall amtliche Unwetterwarnungen heraus. Abgestuft werden diese in vier Kategorien:

Stufe 1 (gelb): Gewitter: elektrische Entladung, auch in Verbindung mit Windböen ab 50 km/h.

Stufe 2 (orange): Starkes Gewitter: in Verbindung mit Sturmböen, schweren Sturmböen bis 104 km/h, Starkregen oder Hagel

Stufe 3 (rot): Schwere Gewitter: mit Hagelschlag, heftigem Starkregen oder orkan(artigen) Böen bis 119 km/h, ggf. Tornadogefahr (rot)

Stufe 4 (dunkelrot): Extremes Gewitter: mit Hagelschlag, extrem heftigem Starkregen oder extremen orkan(artigen) Böen ab 120 km/h, ggf. Tornadogefahr.

Lila: Hitzewarnung / Rosa: UV-Warnung / Grün: Keine Warnung / Schraffiert: Vorab-Warnung

Experte Sachweh: Entspannung erst gegen Mitte der Woche

BR-Wetterexperte Michael Sachweh sagte im Interview mit BR24: "Wir hatten am Sonntag an der Regenfront eine kleine Entspannung. Nun haben wir einen neuen Tiefausläufer, der ausgerechnet über dem Süden von Bayern hängt. Und der kann nicht abziehen – wegen einer östlichen Strömung." Kämen die Winde von Norden, so Sachweh, "dann würde der Ausläufer rasch zu den Alpen abziehen." Es werde den Tag über immer wieder regnen – "teils auch länger anhaltend".

Die weiteren Regenmengen "satteln also auf das Hochwasser auf, sodass eine Entspannung der Hochwassersituation am Montag eigentlich noch nicht zu erwarten ist, sondern erst am Dienstag oder am Mittwoch. Das hängt aber auch davon ab, von welchem Flusseinzugsgebiet wir reden."

Jahrhunderthochwasser aktuell sehr realistisch

Sachweh zufolge ist der Hochwasser-Fokus "mehr und mehr Richtung Donau gerichtet". An der oberen Donau Richtung Günzburg sei schon eine Entspannung zu erkennen: "Da sinken die Pegel, und da werden auch die Regenfälle an diesem Montag dieses Sinken nicht stoppen können." Donauabwärts jedoch steige das Wasser noch. "Und da sorgen auch die Regenfälle dafür, dass bei Donauwörth zum Beispiel im Laufe der Nacht oder des Dienstags der Höchstwert erst erreicht sein wird." Sollte es dazu kommen, dann sind laut dem Wetterexperten Werte erreicht, die im statistischen Mittel einmal alle 100 Jahre überschritten werden – ein sogenanntes "HQ100", ein Jahrhunderthochwasser.

Hauptverantwortlich für Regenmassen: Was ist eine "Vb-Wetterlage"?

Aber wie konnte es überhaupt so weit kommen? Hauptverantwortlich für die Regenmassen ist die "Vb-Wetterlage" ("Fünf-B"). "Da zieht ein Tief vom Atlantik über Südfrankreich in das Mittelmeergebiet, tankt sich dort richtig mit viel Wasserdampf auf, den das Mittelmeer bietet, und zieht dann weiter über die Ostalpen in Richtung Polen. Und genau diese Zugbahn hat unser Hochwassertief genommen", erklärt Michael Sachweh – und fährt fort: "Diese Zugbahn ist deshalb so hochwasserträchtig, weil viel Wasserdampf in der Luft ist und weil dieses Tief sehr langsam zieht. Das heißt, die Regenfälle dauern länger an."

Am Ende dieser Wetterlage dreht der Wind auf Nord, wodurch nach Sachwehs Worten Alpen-Stau einsetzt und der Regen vor allem in Südbayern weiter anhält: "Die Vb-Wetterlage bedeutet also ein Stelldichein gleich mehrerer hochwasserträchtiger Faktoren und gilt deshalb als die Hochwasser-Wetterlage par excellence für das südliche Mitteleuropa und den Alpenraum."

Wie lange es voraussichtlich noch regnen wird

Aktuell ziehe das Tief zwar ab. "Durch die östliche Strömung kann sich dieser Ausläufer über Südbayern zunächst noch nicht in Richtung Alpen verabschieden und so regnet es im Süden weiter", so der Wetterexperte. "Es folgen abends und nachts dann aber nördliche Winde, dann fällt durch Alpen-Stau in unmittelbarer Alpennähe noch etwas Regen – auch dieser wird letztendlich das Donauhochwasser speisen. Ab Dienstag kann dann aber von meteorologischer Seite her Entwarnung gegeben werden."

Mit Informationen von dpa.

Im Video: BR24extra - Bayern kämpft gegen die Jahrhundertflut

03.06.2024, Bayern, Bad Feilnbach: Ein Passant steht auf einer Brücke über den Auerbach im Ortsteil Au im Landkreis Rosenheim. Der Bach entwickelte sich am Montag nach Starkregen zu einer reißenden Flut. Foto: Josef Reisner/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Hochwasser in Bayern - Bad Feilnbach

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