Eine Pflegerin spricht mit einer älteren Frau im Rollstuhl (Symbolbild).
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Fachkräftemangel in der Altenpflege: "Situation ist todernst"

Fachkräftemangel in der Altenpflege: "Situation ist todernst"

Der Fachkräftemangel in der Altenpflege, bei Einrichtungen für Menschen mit Behinderung und auch in Kitas ist enorm, warnt die Diakonie Bayern. Auch Zeitarbeiter lösen das Problem nicht, da diese deutlich teurer sind als Pflegefachkräfte.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Es fehlt an Fachpersonal und das führt schon jetzt zu großen Problemen – so der Tenor einer Pressekonferenz der Diakonie Bayern am Dienstag in Nürnberg. Die Präsidentin der Diakonie Bayern, Sabine Weingärtner, sagte dem Bayerischen Rundfunk: "Mittlerweile ist die Situation todernst. Es geht nicht um die Frage, ob man die Qualität der Einrichtungen erhalten kann, sondern darum, ob diese überhaupt noch weiter zu betreiben sind." Insgesamt fehle Personal in den verschiedensten Bereichen unter anderem in der Altenpflege, bei Einrichtungen für Menschen mit Behinderung und auch in Kitas. Bei letztgenannten würden laut dem Bayerischen Sozialministerium bis zum Jahr 2025 rund 20.000 Fachkräfte und 10.000 sogenannte Ergänzungskräfte fehlen, so Weingärtner.

  • Zum Artikel: Kein Personal: Vielen Pflegeeinrichtungen droht die Pleite

Preisdeckel für Zeitarbeiter gefordert

Sandra Schuhmann, Vorständin der Diakonie Bayern und für den Bereich Altenhilfe zuständig, kritisiert den Einsatz von Zeitarbeitern. Diese seien oft doppelt so teuer wie eine angestellte Pflegefachkraft, dies bedeute eine enorme Preissteigerung, die von vielen Trägern aber nicht finanzierbar sei. Ein weiteres Problem mit Mitarbeitenden von Zeitarbeitsfirmen sei, dass diese sich auch aussuchen könnten wann und wie lange sie arbeiten wollen. Das sorge bei Angestellten, die oft schon lange bei einem Träger arbeiten, für großen Unmut, so Sandra Schuhmann. Sie fordert deshalb von der Politik einen Preisdeckel für die Mitarbeitenden von Zeitarbeitsfirmen.

Pflegeberuf müsse attraktiver gemacht werden

Betram Neumann, Einrichtungsleiter des Seniorenzentrums Martha-Maria in Nürnberg, kennt die Problematik mit den Zeitarbeitsfirmen. Einige Mitarbeitenden würden deshalb auch dorthin abwandern, weil sie oft bessere Bedingungen vorfinden würden. Obwohl das Seniorenzentrum eine Pflegeschule betreibt, würde es an Nachwuchs fehlen. Viele Stellen seien unbesetzt und das bedeute, dass die hohe Nachfrage nach Pflegeplätzen nicht bedient werden könne. Pro Tag kämen in der Regel zehn bis 15 Anfragen nach einem Pflegeplatz, so Neumann. Neues Personal zu finden, sei nicht nur eine finanzielle Frage, sondern es ginge auch darum, die Bedingungen in der Pflege allgemein zu verbessern und den Beruf wieder attraktiver zu machen, gerade für jüngere Menschen.

"Die Lage ist dramatisch"

Obwohl die Politik schon Maßnahmen ergriffen hat, wie etwa die Einrichtung eines Notfallfonds durch das Bayerische Gesundheitsministerium, reiche dies bei weitem nicht aus, so Sabine Weingärtner. Politik und Gesellschaft hätten zu lange zugeschaut und gehofft, dass es irgendwie gut geht, so die Präsidentin der Diakonie Bayern. Jetzt sei die Lage dramatisch und es brauche dringend Lösungen.

Video: Die Diakonie Bayern befürchtet: Immer mehr soziale Einrichtungen werden in nächster Zeit schließen müssen

Eine Pressekonferenz der Diakonie Bayern
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Diakonie warnt vor Notstand

Dieser Artikel ist erstmals am 30.05.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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