Nutztierhalter sehen ihn als Bedrohung, Spaziergänger oder Hundehalter wissen meist nicht, wie sie sich bei einer Begegnung mit dem Tier verhalten sollen, und auch Jägerinnen und Jäger wissen oft nur wenig über ihn: den Wolf. Um das zu ändern, organisiert der Bayerische Jagdverband (BJV) für sie Wolfsschulungen. Seit August gab es bayernweit 20 dieser Kurse. Die Nachfrage war sehr groß und die Kurse immer ausgebucht, so wie zuletzt in Schweinfurt.
Jäger sollen Bevölkerung über Wolf informieren
Rund 50 Jägerinnen und Jäger vor allem aus Unterfranken nahmen daran teil. Das Wissen, das den Jägerinnen und Jägern im Kurs vermittelt wird, ist vielfältig. So sollen sie zum Beispiel Spaziergänger, Wanderer und Hundehalter darüber informieren können, wie sie sich bei der Begegnung mit einem Wolf am besten verhalten.
Was tun bei Wolfsbegegnung?
Denn entgegen vieler Vorurteile geht von den Tieren in der Regel keine Gefahr aus, da sie den Kontakt zu Menschen meiden, betont Kursleiter Michael Ohlhoff, Wolfsberater des Niedersächsischen Umweltministeriums. Dieses Verhalten könne sich aber ändern, wenn man den Fehler macht, den Wolf zu füttern. Außerdem sollte man einen Wolf – wie viele andere Tiere auch – nie in die Enge treiben.
Wenn Wölfe in Siedlungen angetroffen werden, handelt es sich meistens um durchziehende junge Tiere, von denen auch keine Gefahr ausgehe. Falls man doch einem Wolf in der freien Wildbahn begegnet, sollte man nicht weglaufen. Stattdessen raten die Experten: stehen bleiben, gegebenenfalls Stöcke oder Steine nach ihm werfen und den Wolf anschreien.
Der Wolf ist kaum Inhalt der Jagdausbildung
In der Jagdausbildung wird fast nichts über den Wolf unterrichtet, weil er bisher nicht im Jagdrecht aufgenommen ist. Deshalb vermittelt Michael Ohlhoff den Jägerinnen und Jägern viele Aspekte, zum Beispiel: Wie erkenne ich eine Wolfsfährte oder einen Wolfsriss? Denn es sind nur sehr wenige Wölfe, die den Herdenschutz überwinden und Nutztiere reißen. "Die müssen wirklich entnommen werden, damit die restlichen 95 Prozent der Wölfe, die sich da draußen 'benehmen', wirklich ihre Ruhe haben", erklärt Ohlmann.
Um diese "Problemwölfe" zu entnehmen, also abzuschießen, brauche es nach der behördlichen Anordnung dafür auch entsprechend erfahrene und ausgebildete Jägerinnen und Jäger. Auch das sei ein Ziel der Wolfsschulung, so BJV-Präsident Ernst Weidenbusch.
Mit Blasrohr und Pfeilen: Mehr Daten über den Wolf
Genauso wichtig sei es aber, mehr Daten über den Wolf zu sammeln, beispielsweise über sein Wanderverhalten. Dafür müssen einzelne Tiere mit Sendern versehen werden. Einen Teil des Kurses hält deshalb Tierarzt Matthias Schwarz aus dem Landkreis Miesbach. Er erklärt den Teilnehmenden den Umgang mit Blasrohr und Betäubungspfeilen. Auf kurze Distanz könnte man damit auf einen Wolf schießen, der zuvor in einer Falle lebend gefangen wurde und dem betäubten Tier ein Senderhalsband anlegen.
Bislang mehr als 1.000 Teilnehmende bei Wolfsschulungen
Nach dem eineinhalbtägigen Kurs fühlt sich Sebastian Becker, Jäger aus Hammelburg, gut gerüstet: "Wir haben jetzt wirklich fundiertes Wissen mitgenommen aus diesem Kurs. Sonst hat man ja meistens nur irgendwelches Hörensagen oder Stammtisch-Gerede. Das muss durch Fakten jetzt einfach widerlegt werden und dafür fühl ich mich jetzt gut vorbereitet." Denn als Vorstand des Bayerischen Jagdverbands, Kreisgruppe Hammelburg, werde er häufig von der Bevölkerung auf den Wolf angesprochen.
Im kommenden Jahr sind weitere Wolfsschulungen geplant, so Wiedenbusch. Die Teilnahme ist für bayerische Jägerinnen und Jäger kostenlos. Bisher haben über 1.000 Personen die Kurse besucht.
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