Polizisten und ein Spürhund einem einem Schlauchboot bei der Suche nach Alexandra R.
Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Becker

Auch bei der Suche nach Alexandra R. im Nürnberger Hafen waren Spürhunde im Einsatz.

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Fall Alexandra R.: Suchhunde finden Spuren der Angeklagten

Sie sind die Ermittler mit den feinen Nasen: Noch nach Monaten haben Hunde wichtige Spuren der beiden Angeklagten und von Alexandra R. entdeckt. Die Hundeführer sagten im Mordprozess aus, wie die Tiere eine Duftspur finden.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Rund eine Million Hautschuppen verliert jeder Mensch pro Minute. An ihnen haften Fette und Gerüche. Und denen können speziell trainierten Spürhunde folgen. Das sei die aktuelle Studienlage, berichtet eine Hundeexpertin der Polizei im Mordprozess um die 2022 verschwundene Alexandra R.. Die Hautschuppen verteilen sich auf dem Boden, verändern sich durch den Einfluss von Sonne, Temperatur und Regen. Dabei bildet sich eine typische Spur, die einem Menschen zugeordnet werden kann so die Expertin.

Aufwendige Ausbildung der Hunde

Die Polizei trainiert sogenannte Mantrailing-Hunde, also Spürhunde, die speziell ausgebildet werden, menschliche Gerüche zu finden – und die den Spuren auch über lange Distanzen folgen können. Die Ausbildung ist aufwendig und lang. Die Tiere bekommen eine Geruchsprobe, der sie folgen müssen. Sie werden trainiert, nur der neuesten Spur zu folgen. Und sie müssen auch anzeigen, wenn sie nichts riechen.

Mehrere Einsätze auch am Hafen

Die Hunde waren rund um die Wohnung der damals hochschwangeren Alexandra R. unterwegs, an der Kindertagesstätte, in der die Pflegetochter der Frau betreut wurde, und im Gebiet des Nürnberger Hafens. Das war alles wenige Tage oder Wochen nach dem Verschwinden der damals 39-Jährigen. Ein weiterer Hundeeinsatz fand rund sieben Monate später statt. Die Tiere konnten die Spuren der beiden Angeklagten und von Alexandra R. in ein kleines Waldstück in der Nähe der Autobahnausfahrt Irschenberg verfolgen.

Obwohl es lange her war und es beim Einsatz kräftig regnete, hätten die Hunde die Spuren eindeutig erkannt und seien ihnen zielstrebig gefolgt, sagt einer der Hundeführer aus. Sein Kollege berichtet danach von einem zweiten Einsatz. Etwa einen Monat später waren insgesamt drei Hunde noch einmal an dieser Stelle an der Autobahn unterwegs. Zwei hätten die Spur von Dejan B. und einer die Spur von Ugur T., dem zweiten Angeklagten, erkannt.

Die Wahrscheinlichkeit, nach so langer Zeit eine Geruchsspur zu finden, sei zwar gering, sagte die Hundeexpertin. Trotzdem könne man es versuchen. Und in dem kleinen, unwegsamen Waldstück bei der Ortschaft Oberhasling am Irschenberg hätten die Hunde eindeutige Spuren identifiziert, sagen beide Hundeführer aus.

Beobachtung beim Kochen

Ein Anwohner aus Oberhasling will im Dezember 2022 einen weißen Renault Twingo vor seinem Haus gesehen haben. Er ist sich beim Autotyp ganz sicher. Mit so einem Fahrzeug war nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft Ugur T. am Tag des Verschwindens von Alexandra R. Richtung Süden unterwegs. Der Rentner erinnert sich, dass er beim Kochen aus dem Fenster geschaut habe. Dabei sei ihm das weiße Fahrzeug mit einem Kennzeichen "ERH" für Erlangen-Höchstadt aufgefallen. Der Zeuge erinnert sich auch noch, dass es Freitag war und er wie üblich Fisch gekocht habe. Der 9. Dezember 2022, der Tag an dem Alexandra R. verschwunden ist, war ein Freitag.

Hunde schlagen auch in Autos an

Den Renault Twingo hat die Polizei beschlagnahmt. Außerdem einen Mitsubishi Outlander. Mit beiden Autos sollen die Angeklagten am Tag des Verschwindens von Alexandra R. unterwegs gewesen sein. Auch in diesen Autos kamen Hunde zu Einsatz. Im Gerichtssaal werden mehrere Videos vorgeführt, in denen die Hunde anschlagen, weil sie Geruchsspuren von Alexandra R. gefunden haben.

Haare und Fasern können nicht zugeordnet werden

Am Nachmittag sagt eine Diplombiologin aus, die im Landeskriminalamt Faser- und Haarspuren analysiert. Auf einem Stück Panzerklebeband befanden sich Haare von Alexandra R. – bestätigt durch die DNA in den Wurzeln. Das Klebeband war in dem Haus in Schwabach gefunden worden, das Alexandra R. verkaufen wollte. Diese Haare waren die Referenz bei der Analyse der Expertin. An etlichen anderen Orten und Asservaten wurden im Lauf der Ermittlungen Haare und Fasern gefunden. Die Expertin konnte diese jedoch in keinem Fall Alexandra R. zuordnen.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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