Bei dem Mordprozess um die 2022 verschwundene Alexandra R. aus Nürnberg-Katzwang kommt es auf jedes Detail an, denn es gibt keine Leiche und keine Tatzeugen. Beim heutigen Prozesstag versuchte das Gericht erneut, sich ein Bild von Alexandra R. und ihrem Leben vor dem Verschwinden zu machen.
Hilferuf am Telefon
Zu Nachbarn und Arbeitskollegen, das zeigt der Prozess, hatte sie nur oberflächlichen Kontakt. Sie galt als zurückhaltend, über Privates sprach sie kaum. Einen engen Freundeskreis hatte sie in Nürnberg scheinbar nicht. Ihr Ex-Partner Dejan B. soll sie isoliert haben, berichten mehrere Zeugen. Als sie von Dejan B. bedroht wurde, suchte die Filialleiterin einer Bank Hilfe bei einem Kunden, den sie etwas besser kannte. Dieser sagte heute aus, dass sie im März 2022 völlig verängstigt und aufgewühlt bei ihm angerufen hatte. Er habe ihr dann geraten, in ein Frauenhaus zu gehen, da ihr Ex konkrete Drohungen gegen sie und ihre Pflegetochter ausgesprochen haben soll. Alexandra R. folgte dem Ratschlag und erwirkte vor Gericht ein Kontaktverbot.
Zeugen sprechen von Angst vor Ex-Partner
Der Zeuge sagte weiter aus, dass die Atmosphäre in der Beziehung gewalttätig gewesen sei. So habe Dejan B. vor ihren Augen einen Kater aus dem Fenster eines Hochhauses geworfen. Das habe Alexandra R. ihm schon Jahre zuvor erzählt. Am Telefon habe ihm Alexandra R. im März 2022 zudem gesagt, dass ihr Ex sie finanziell unter Druck setzte und sie Konten sperren wollte. Vor den Konsequenzen hatte sie "massive Angst", berichtete der Zeuge. Auch Alexandra R.s Mutter hatte in dem Prozess bereits schwere Vorwürfe gegen Dejan B. erhoben. "Mama, bete für mich. Er wird mir Schlimmes antun", habe Alexandra R. zu ihr gesagt.
Neuer Partner, neues Leben
Nachdem die Beziehung im Frühjahr 2022 endgültig in die Brüche gegangen war, kam Alexandra R. mit einem anderen Mann zusammen und wurde schwanger. Sie sei wie ausgewechselt gewesen, berichteten mehrere Zeugen. Sie freute sich auf das Kind und schmiedete gemeinsame Zukunftspläne. Dann kam alles anders: Am 9. Dezember 2022 verschwand sie.
Holte ihr altes Leben Alexandra R. wieder ein?
Ihr Ex und einer seiner Geschäftspartner sitzen auf der Anklagebank, sie sollen die damals Hochschwangere entführt und ermordet haben. Den möglichen Ablauf der Tat haben Ermittler später aufwendig rekonstruiert – anhand von DNA-Spuren und Handy-Daten. Auch ein Motiv sollen die beiden Männer gehabt haben. Alexandra R. hatte beide wegen Betruges angezeigt.
Sie hatten zusammen mit Immobilien gehandelt – es ging also um viel Geld. Ehe der Betrug auffliegen konnte, sollen die beiden Männer gehandelt haben, lautet der Vorwurf. Ihre Tat sollen sie versucht haben, zu vertuschen, indem sie falsche Fährten legten, damit es so aussieht, als wäre Alexandra R. freiwillig gegangen, heißt es von Seiten der Anklage.
Der Prozess wird fortgesetzt. Ein Urteil wird im Juli erwartet.
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