Apothekerin Carolin von Fritschen schaut beim Bargeld jetzt noch genauer hin. Ist die Banknote echt - oder doch eine Blüte? Genau das musste die Inhaberin zweier Apotheken in Stadtbergen und Augsburg kürzlich erleben. Als sie ihre Tageseinnahmen zur Bank bringt, ahnt sie nichts Böses. Doch dann der Schock: Die Zählmaschine nimmt beharrlich einen 100-Euro-Schein nicht an.
"Die Dame von der Bank meinte, das muss leider zur Prüfung einbehalten werden, irgendwas ist mit dem Schein nicht in Ordnung. Sie kann es noch nicht genau sagen. Vermutlich ist er falsch. Das sorgte natürlich erst mal für Entsetzen", erinnert sich die Apothekerin. Und tatsächlich: Der Schein ist eine sehr gut gemachte Fälschung. Genau wie eine weitere 100-Euro-Banknote, mit der in Carolin von Fritschens zweiter Apotheke in Augsburg-Göggingen "bezahlt" wurde.
Falschgeld-Meldungen mehren sich in Bayern
Nicht nur in der Region Augsburg, sondern in ganz Bayern wurden laut Ludwig Waldinger, Pressesprecher beim Bayerischen Landeskriminalamt in München, seit Dezember vergangenen Jahres mehr als 100 Fälle gemeldet, bei denen mit falschen 100 Euro-Scheinen in Supermärkten oder besonders in Apotheken bezahlt worden ist. Alle Scheine stammen Waldinger zufolge aus derselben Fälschungsklasse, also aus einer Produktionsserie. Warum es besonders Apotheken treffe, könne er nicht sagen.
Wie erkenne ich falsche Geldscheine?
In Deutschland würden am meisten falsche 50-Euro-Banknoten in den Verkehr gebracht, gefolgt von 20-Euro-Scheinen und dann 100-Euro-Scheinen. Auch wenn viele falsche Banknoten auf den ersten Blick echt aussehen, fallen auf den zweiten Blick die Fälschungen auf.
Denn jeder Geldschein habe bestimmte Sicherheitsmerkmale. "Sehen, fühlen, kippen", empfiehlt Ludwig Waldinger. So habe jede Banknote ein Wasserzeichen, ein Abbild der Europa, die gestochen scharf zu sehen ist, wenn man den Schein gegen das Licht hält.
Ganz besonders auffällig sei die Europa auch noch im breiten Silberstreifen am Rand zu sehen. Das sei für Fälscher sehr schwer nachzumachen. "Das nächste ist, dass man den Geldschein noch anfasst. Denn richtiges Geld besteht eben nicht aus Papier. Das ist aus Baumwolle, fühlt sich anders an, und es hat Erhebungen und Vertiefungen, zum Beispiel am Rand sind so kleine Rillen. Wenn da was glatt ist, dann ist es ein sicheres Zeichen, dass da irgendetwas an diesem Geldschein nicht stimmen kann", sagt Waldinger.
Beim Kippen des Geldscheines könne man die Wertzahl überprüfen. "Auf der Vorderseite ist eine farbige, verschiedenfarbige, kleine Wertzahl angebracht. Und wenn man dann den Geldschein vor dem Gesicht hin und her kippt, dann wandert über diese Geldzahl so ein Farbstrich drüber. Und das ist wirklich für Fälscher fast nicht nachzumachen."
Wissentliches Bezahlen mit Falschgeld ist eine Straftat
Wer an eine falsche Banknote gerät, der dürfe mit dem Geld nicht bezahlen. "Geldfälschung ist kein Kavaliersdelikt, es ist ein Verbrechenstatbestand. Es droht eine Freiheitsstrafe ab einem Jahr, wenn man weiß, dass man falsches Geld einem anderen in die Hand drückt", sagt Ludwig Waldinger vom Bayerischen Landeskriminalamt. "Bringen Sie das Geld zur Polizei, gegebenenfalls auch zur Bank. Sinnvoll ist es, das Geld dann zum Beispiel in einen Briefumschlag zu stecken und als Spurenträger zu behandeln."
Einen Ersatz gebe es für das verlorene Geld nicht. Auch Apothekerin Carolin von Fritschen bleibt auf dem Schaden sitzen. "Es ist halt Mist. Es hilft nichts anderes, als alle noch mal auf die Sicherheitsmerkmale der Scheine hinzuweisen. An jeder Kasse haben wir einen Stift liegen, mit dem man die Scheine markieren kann. Das machen alle ganz brav", sagt die Apothekerin.
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