Hans-Jürgen Kuhl in seinem Kölner Atelier. Der gelernte Grafiker hat vor 20 Jahren mindestens 16,5 Millionen US-Dollar gefälscht und war in Haft.
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Hans-Jürgen Kuhl in seinem Kölner Atelier. Der gelernte Grafiker hat vor 20 Jahren mindestens 16,5 Millionen US-Dollar gefälscht und war in Haft.

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Wie erkenne ich Falschgeld? Tipps von einem ehemaligen Fälscher

Sehen, fühlen, kippen - wer weiß, worauf er achten muss, kann echte Geldscheine sicher erkennen. Doch wie geht das genau? Und was, wenn wirklich eine Blüte dabei ist? Ein ehemaliger Fälscher über die Geheimnisse echter und falscher Scheine.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft am .

Die Zahl gefälschter Banknoten und Geldmünzen ist 2023 um gut 28 Prozent angestiegen. In Bayern waren es laut dem Bayerischen Landeskriminalamt etwa 25 Prozent mehr. Gefälschtes Geld mit einem Nennwert von 5,1 Millionen Euro kam so in Umlauf. Dass die Zahlen gestiegen sind, liegt laut einer Sprecherin der Deutschen Bundesbank vor allem an einem Dutzend angezeigter Fälle, in denen sehr große Summen mit Falschgeld "bezahlt" wurden.

Gefälschte Scheine sind oft an schlechter Handarbeit zu erkennen

Die Wahrscheinlichkeit, mit Falschgeld in Berührung zu kommen, ist statistisch gesehen sehr gering: Auf 10.000 Einwohner kommen sieben gefälschte Banknoten. Dennoch ist es gut, zu wissen, wie man gefälschte Banknoten erkennt. Hans-Jürgen Kuhl ist einer von denen, die es wissen müssen. Der gelernte Grafiker hat in den Nullerjahren selbst US-Dollarnoten gefälscht. Gefunden wurden bei ihm gefälschte Scheine mit einem Nennwert von 16,5 Millionen Dollar. Sechs Jahre saß er dafür im Gefängnis.

Bis heute hat er eine echte Leidenschaft für die Beschaffenheit von Geldscheinen. "Ob ein Schein echt ist, das sehe ich nicht, das erfühle ich", erzählt Kuhl BR24. Material, Oberflächen, Drucktechniken, das habe er in den Fingern. "Aber die Mühe macht sich ja heute niemand mehr."

Einen Schein gut zu fälschen, sei nicht leicht, denn alles müsse stimmen, so Kuhl. Bei echten Scheinen sitzen die Hologramme immer perfekt und gerade, die Wasserzeichen sind leicht im Licht erkennbar, die Farben der Zahlen verändern sich bei Bewegung und die Ränder sind immer perfekt gerade geschnitten. Deswegen rät Kuhl: "Gegens Licht halten und fühlen, fühlen, fühlen."

Bundesbank rät zu schrittweisem Vorgehen

Die Bundesbank erklärt auf ihrer Website für jeden einzelnen Schein, woran man erkennt, ob er echt ist oder nicht. Das geht in vier Schritten:

  • Der erste Eindruck: Oft haben gefälschte Banknoten falsche Zahlen, seltsame Sprüche oder zu starke Farben aufgedruckt, daran sind sie am leichtesten zu erkennen.
  • Fühlen: Echte Banknoten sind auf Baumwolle gedruckt und deswegen fest im Gefühl. Außerdem gibt es Erhebungen auf dem Schein, die fühlbar sind: kurze Linien an den linken und rechten Rändern, das Hauptmotiv, der Schriftzug am Rand und die große Wertzahl.
  • Sehen: Gegen das Licht gehalten sind sehr schnell die Wasserzeichen, der glitzernde Sicherheitsfaden und das Porträt der mythologischen Europa zu erkennen.
  • Kippen: Wird der Schein hin und her gekippt, verändert sich die Farbe der glitzernden Zahl auf der Vorderseite und ein Balken wandert auf und ab. Bei den 100 und 200 Euro-Scheinen befinden sich dort außerdem €-Zeichen.

Und - ganz wichtig - wer Zweifel hat, legt einen gesichert echten Schein daneben und vergleicht die beiden miteinander.

Welche Scheine werden am häufigsten gefälscht?

Mit Abstand am häufigsten werden seit jeher die 50 Euro-Scheine gefälscht. Die Bundesbank zog davon im vergangenen Jahr fast 21.600 Stück aus dem Verkehr. Auch der Zwanziger wird häufig gefälscht (12.346) und zwei Drittel mehr Fälschungen als im Vorjahr gab es bei den Zweihundertern (8.763).

Verbraucherinnen und Verbraucher sollten obendrein auf Münzen achten. Die herzustellen, ist für die Fälscher zwar nicht so lukrativ wie Scheine, aber auch hier sind die Zahlen gestiegen. Laut der Bundesbank wurden 2023 rund 115.900 falsche Münzen im deutschen Zahlungsverkehr sichergestellt. Im Vorjahr waren das noch rund 73.400 Stück. Besonders häufig wird die Zwei-Euro-Münze gefälscht.

Wie kann ich mich im Alltag vor Falschgeld schützen?

Der ehemalige Geldfälscher Hans-Jürgen Kuhl erzählt, dass ihm mal jemand einen 500 Euro-Schein andrehen wollte. Der Käufer eines seiner Bilder habe gesagt, der Schein sei ihm beim Großeinkauf herausgegeben worden. "Da hab ich gedacht: Das kann ja gar nicht sein, es gibt ja keinen größeren Schein, da bekommt man doch nicht so viel als Rückgeld." Es stellte sich heraus, dass der Schein tatsächlich gefälscht war.

Es sei also wichtig, so Kuhl, die Scheine, die man bekomme, immer anzuschauen und kurz zu überprüfen. Bei größeren Summen sei es sicherer, auf bargeldlose Zahlung umzusteigen, da es dann immer Belege und Kopien gebe.

Wer tatsächlich mal eine größere Summe übergeben müsse, sollte gemeinsam mit dem Verkäufer oder Käufer zu einer Bank gehen und dort vor Ort die Echtheit der Scheine überprüfen lassen.

Was tun, wenn ich doch einen gefälschten Schein bekomme?

Wer tatsächlich einen gefälschten Schein oder gefälschte Münzen in die Finger bekommt, sollte den oder diese sofort in einen Umschlag geben, um eventuelle Spuren zu sichern, und damit zur Polizei oder zur Bank gehen. Die Geldautomaten sind so gesichert, dass gefälschte Scheine nicht angenommen werden, deshalb muss, wer zur Bank gehen will, tatsächlich an den Schalter.

Eine Strafanzeige gegen sich selbst muss deswegen niemand befürchten, denn wer gefälschtes Geld meldet, der zeigt ja "offenbar, dass er oder sie keinen Gewinn daraus schlagen möchte", erklärt eine Sprecherin der Bundesbank BR24. Nur erstattet wird das Falschgeld nicht.

Welche Strafen drohen bei Falschgeld-Herstellung?

Angesichts der 1,5 Billionen Euro, die in Banknoten derzeit in ganz Europa unterwegs sind, schwächen fünf Millionen Euro Falschgeld nicht die gesamte Währung. Dennoch sind die Strafen für Geldfälschung hoch. Die Währungshütung besitzt in Deutschland juristisch einen sehr hohen Stellenwert. Geld und Währungen leben vom Vertrauen der Menschen in sie. Deshalb ist die Rechtsprechung daran interessiert, Straftäter durch ein hohes Strafmaß abzuschrecken.

Dieser Artikel ist erstmals am 30. Januar 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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