Ob es in Franken noch wild lebende Sumpfschildkröten gibt, kann niemand mit Bestimmtheit sagen. Es gilt aber als unwahrscheinlich. Die Europäische Sumpfschildkröte ist äußerst selten und laut Roter Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Ein Grund dafür ist, dass Schildkröten bis in das 18. Jahrhundert hinein als Fische und damit als beliebte Fastenspeise galten und stark bejagt wurden. Nun möchte der Wildpark Hundshaupten in Egloffstein im Landkreis Forchheim etwas für das Überleben der Tierart tun.
Dort, wo in diesem Jahr bereits Elch-Zwillinge geboren wurden, hat man eine Aktion zum Schutz der seltenen Schildkrötenart gestartet.
Europas einzige Schildkrötenart soll sich wieder vermehren
Der Wildpark in der Fränkischen Schweiz plant, ein kleines Gehege mit den bedrohten Schildkröten zu errichten. Die Vorbereitungen dafür sind bereits im Gange. Benötigt werden dafür rund 8.500 Euro. Wenn das Geld zusammenkommt, könne die Anlage fertiggestellt werden, heißt es aus dem Tierpark. Dann dürfen mehrere der bis zu 20 Zentimeter großen und auffällig gelb gesprenkelten Europäischen Sumpfschildkröten einziehen, von Besuchern bestaunt werden und sich im besten Fall auch vermehren.
Der Nachwuchs wiederum könnte, wenn er eine bestimmte Größe erreicht hat, im Rahmen von bundesweiten Auswilderungsprojekten in die Natur gebracht werden, heißt es vom Förderverein des Wildparks Hundshaupten.
Artenschutz per Crowdfunding
Damit dieses Ziel erreicht wird, bittet der Förderverein um Spenden im Rahmen einer sogenannten Crowdfunding-Aktion. Der Grundgedanke dahinter ist, dass anstelle eines einzigen Großsponsors viele Menschen einen kleinen Beitrag für ein Projekt spenden. Auf der Webseite des Parks finden Interessierte einen Link zu der Plattform, über die gespendet werden kann. Die Aktion läuft noch bis 11. Januar.
Die Anlage für die Sumpfschildkröten soll in der Nähe des Weihers am Ende des Rundgangs durch den Wildpark entstehen. Das Wasser für die Schildkröten, die nur schwimmend fressen können, soll von diesem Weiher abgezweigt werden. Vertreter des Fördervereins betonen, eine Spende unterstütze nicht nur die Arbeit des Wildparks, sondern leiste auch einen Beitrag zum Artenschutz.
Auswilderung: vom Gehege in die Natur
Der Tiergarten Nürnberg ist schon ein paar Schritte weiter. Er beteiligt sich seit Mai 2020 an einem Schutzprojekt für Europäische Sumpfschildkröten. Damals überließen Tierschützer aus Hessen den Nürnbergern junge Tiere zur Aufzucht. Bereits ein Jahr später gelang die Nachzucht der gefährdeten Reptilien. Die Jungtiere wiegen nach dem Schlüpfen nur wenige Gramm. Sie konnten im Tiergarten bis auf hundert Gramm heranwachsen und wurden dann in Stockheim in Hessen ausgewildert. Dort finden die Tiere ideale Lebensbedingungen: Die Europäische Sumpfschildkröte bevorzugt flache, stehende oder langsam fließende Gewässer. Zuletzt wurden aus dem Tiergarten Nürnberg bereits zwei Waldrappen in Spanien ausgewildert.
Übrigens: Schildkröten können sehr alt werden. Hier lesen Sie, welche Tiere aber noch sehr viel älter werden können.
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